Fehlgeburt: Das vorzeitige Ende einer Schwangerschaft

vonConnie Gräf-Adams | freie Autorin
Frau schaut traurig
Was passiert, wenn man eine Fehlgeburt hat?
© Unsplash/ Tiago Bandeira

Wird bei einer Frau eine Schwangerschaft festgestellt, ist die Freude groß. Gleichzeitig schwingt oftmals auch die Angst mit, das Kind vorzeitig zu verlieren. Vor allem in den ersten Schwangerschaftswochen besteht ein erhöhtes Risiko, für eine Fehlgeburt. Risikofaktoren, Häufigkeiten und Anzeichen verraten wir dir hier.

Von einer Fehlgeburt sprechen Mediziner, wenn eine Schwangerschaft endet, bevor ein Kind lebensfähig ist. Medizinisch gilt ein Fötus nach der 23. SSW und einem Geburtsgewicht von 400 Gramm als lebensfähig.

Kommt das Kind nach diesem Zeitpunkt lebend zur Welt, spricht man von einer Frühgeburt.

Stirbt es nach der 23. SSW im Mutterleib, handelt es sich um eine Totgeburt.

Wie viele Fehlgeburten gibt es pro Jahr?

Nach Studienergebnissen eines internationalen Experten-Teams, die im Fachmagazin Lancet veröffentlicht wurden, ereignen sich weltweit schätzungsweise jedes Jahr 23 Millionen Fehlgeburten.

Das bedeutet, dass jede siebte Schwangerschaft vorzeitig endet. Etwa eine von zehn Frauen hat mindestens eine Fehlgeburt erlitten.

Generell vermutet man, dass die Zahl der Aborte – wie Fehlgeburten im medizinischen Fachjargon genannt werden – deutlich höher liegt. Oft verlaufen sie unbemerkt zu einem Zeitpunkt, an dem den Frauen noch nicht bewusst war, schwanger zu sein und die Fehlgeburt fälschlicherweise als verspätete Periodenblutung eingeordnet wird.

In welcher Woche kommt es am häufigsten zu Fehlgeburten?

Leider ist das Risiko für eine Fehlgeburt in der Frühschwangerschaft am höchsten. Etwa 85 % aller Aborte ereignen sich während des ersten Schwangerschaftstrimesters, die restlichen 15 % vor allem zwischen der 13. und 20. Schwangerschaftswoche.

In der Medizin werden Fehlgeburten zeitlich unterteilt:

  • Bei einer Fehlgeburt in den ersten 12 Wochen handelt es sich um einen Frühabort.
  • Endet die Schwangerschaft zwischen der 13. und 24. SSW, bezeichnet man das als Spätabort.

Fehlgeburt: Risikofaktoren

Ein Abort kann verschiedenste Ursachen haben. Häufig handelt es sich dabei um ein Zusammenspiel aus mehreren Faktoren.

Einer Fehlgeburt in der Frühschwangerschaft liegt in den meisten Fällen eine Chromosomenmutation beim Kind zugrunde.

Zu den Risikofaktoren seitens der Mutter zählen:

  • Fortgeschrittenes Alter: Nach einer dänischen Studie steigt das Abortrisiko bereits ab dem 30. Lebensjahr deutlich an, ab 45 Jahren liegt die Rate der Fehlgeburten demnach schon bei über 50 %
  • Fehlbildungen der Geschlechtsorgane wie Myome, Narbengewebe oder Zervixinsuffizienz
  • Fehlentwicklungen der Plazenta
  • Schwere Verletzungen und Stürze
  • Infektionen
  • Schlecht eingestellte Erkrankungen wie Diabetes mellitus, Schilddrüsenüber- und -unterfunktion, Blutdruck
  • Rhesusunverträglichkeit bei Mutter und Kind
  • Alkohol- und Drogenmissbrauch
  • Stress und Ängste in der Schwangerschaft
: über das späte Mutterglück

Je mehr Fehlgeburten eine Frau im Vorfeld hatte, desto größer die Gefahr eines erneuten Aborts. Zu weiteren Risikofaktoren gehören genetische Störungen des Mannes und Spermienanomalien.

Wie äußert sich eine Fehlgeburt? Anzeichen kennen

In den meisten Fällen macht sich eine Fehlgeburt durch Blutungen bemerkbar. In der Frühschwangerschaft handelt es sich dabei oft nur um leichte vaginale Blutungen, im späteren Verlauf kann es zu starken Blutungen und heftigen Krämpfen kommen.

Blutungen während der ersten 20. Schwangerschaft sind keine Seltenheit. Sie können, müssen aber kein Anzeichen für eine Fehlgeburt sein! In jedem Fall sollte man sich sofort in ärztliche Behandlung begeben.

Eine schwere Form der Fehlgeburt ist der septische Abort, auch Abortus febrilis genannt. Er geht mit Fieber, eitrigem Ausfluss, Herzrasen und weiteren schweren Symptomen einher und kann für die Mutter tödlich verlaufen.

Manchmal verläuft eine Fehlgeburt auch ohne äußerlich erkennbare Symptome. Bei der sogenannten missed abortion stellt der Arzt oft erst bei der nächsten Ultraschalluntersuchung fehlende Lebenszeichen beim Embryo fest.

: die unbemerkte Fehlgeburt

Wie wird eine Fehlgeburt diagnostiziert?

Selbst bei vermeintlich geringen Anzeichen, die auf eine Fehlgeburt hinweisen könnten, sollte sich eine schwangere Frau sofort mit ihrem Frauenarzt in Verbindung oder eine Klinik aufsuchen.

Der Gynäkologe wird zunächst den Bauch gründlich abtasten sowie Vagina und Gebärmutter untersuchen. Eine Ultraschalluntersuchung gibt Aufschluss darüber, ob das Kind noch lebt oder bereits ein Abort vorliegt. Zusätzlich kann ein Bluttest erfolgen, um das Schwangerschaftshormon hCG nachzuweisen.

Behandlung: Was passiert, wenn man eine Fehlgeburt hat?

Das weitere ärztliche Vorgehen hängt vom jeweiligen Einzelfall ab:

  • Handelt es sich nur um einen drohenden Abort, d.h. es können Lebenszeichen beim Fötus festgestellt werden und der Muttermund ist noch nicht geöffnet, wird immer versucht, die Schwangerschaft zu erhalten. Der Schwangeren wird Bettruhe verordnet, oft auch stationär. Zudem erfolgen engmaschige Untersuchungen von Mutter und Kind sowie gegebenenfalls eine medikamentöse Behandlung zur Unterdrückung der Wehentätigkeit.
  • Wurden Fötus und Plazenta bei einem Abort ausgestoßen, ist keine weitere Behandlung notwendig.
  • Falls der Fötus oder Plazenta-Gewebe nach der Fehlgeburt noch in der Gebärmutter verblieben sind, erfolgt deren operative Entfernung mittels Ausschabung (Abrasio).

Der behandelnde Arzt wird die Frau nach einer Fehlgeburt aufgrund der körperlichen und seelischen Belastungen voraussichtlich für einige Zeit krankschreiben. Um das traumatische Erlebnis zu verarbeiten, sollte man sich nicht scheuen, psychotherapeutische Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Rein rechtlich gilt eine Fehlgeburt nicht als Entbindung. Es besteht also kein Anspruch auf den gesetzlichen Mutterschutz und Mutterschaftsgeld. Bei einer Fehlgeburt nach der 12. Schwangerschaftswoche greift jedoch der besondere Kündigungsschutz.

Was ist bei einer Schwangerschaft nach Fehlgeburt zu beachten?

Nach einem Abort gibt es ein erhöhtes Risiko, dass es bei einer späteren Schwangerschaft erneut zu einer Fehlgeburt kommt. Grundsätzlich besteht aber keine Beeinträchtigung, wieder schwanger zu werden. Ärzte raten jedoch, mit der weiteren Familienplanung mindestens drei Monate zu warten. Vorab sollte man seinen Gynäkologen konsultieren und einige Untersuchungen vornehmen lassen. Potenzielle Risikofaktoren lassen sich so gegebenenfalls rechtzeitig feststellen und behandeln.

Quellen