Waagrechte Geburtspositionen
Zu den beliebtesten Geburtspositionen gehören immer noch Stellungen im Liegen: entweder in Rückenlage oder auf der Seite. Beide Positionen haben einige Vorteile, aber eben auch Nachteile. So kann zum Beispiel die Schwerkraft bei der Geburt nicht unterstützend mitwirken. Ein Kritikpunkt, den auch Hebammen immer wieder anbringen.
#1 Rückenlage
In dieser Geburtsstellung liegt die werdende Mutter in der Rückenlage auf dem Bett. In der Austreibungsphase werden die Beine angezogen. Dabei umfasst die Schwangere oft ihre Knie.
Vorteile:
- Die meisten Kreissäle sind für liegende Geburten ausgelegt.
- Die Schwangere kann sich zwischen den Wehen gut entspannen.
- Geburtshelfer haben einen guten Blick auf den Geburtsverlauf.
- Im Gegensatz zu aufrechten Geburtspositionen ist der Geburtskanal bei der Rückenlage enger – die Geburt kann länger dauern.
- Aber: Bei einer zu schnellen Geburt kann so die Geburt verlangsamt werden.
- Bei der Notwendigkeit von medizinischen Maßnahmen (Kaiserschnitt, Saugglocke oder Zange) liegt die Frau schon in der richtigen Position.
#2 Seitenlage
Eine Seitenlage wird zum Beispiel bei einer PDA eingenommen. Auch, wenn die Frau sehr erschöpft ist, kann die Seitenlage hilfreich sein.
Vorteile:
- In der Seitenlage wird die Rückenvene entlastet.
- Seitliche Geburtspositionen entlasten das Becken.
- In manchen Fällen kann durch eine seitliche Lage das Baby dazu gebracht werden, sich in eine andere Position zu drehen.
- Manche Frauen finden eine Seitenlage vor allem in Wehenpausen sehr entspannend.
Nachteile:
- Im Liegen kommt die Schwerkraft nicht zur Hilfe – deswegen dauert die Pressphase meistens länger als bei aufrechten Geburtspositionen
- Bei liegenden Positionen (vor allem der Rückenlage) drückt der Kopf des Kindes ungleichmäßig auf die Scheidenwand.
- In der Rückenlage drückt die Gebärmutter auf die Rückenvene. Das kann die Sauerstoffversorgung von Mutter und Kind beeinträchtigen.
Aufrechte Geburtspositionen
Eine Geburt im Stehen kann einige physikalische Vorteile mit sich bringen. Hier kann die Schwerkraft besser wirken und es gibt ein verringertes Risiko für das Vena-Cava-Syndrom.
Laut der Untersuchung Maternal positions and mobility during first stage labour können aufrechte Geburtsstellungen in der Eröffnungsphase die Geburtsdauer, sowie die Notwendigkeit eines Kaiserschnitts und einer Periduralanästhesie verringern.
#3 Stehende Geburtspositionen
Vor allem in der Anfangsphase wird oft geraten, eine aufrechte Position einzunehmen.

© Bigstock/ Siberian Art
Viele Kreißsäle sind auf eine Geburt im Stehen vorbereitet und es gibt dafür Hilfsmittel – zum Beispiel Seile oder Bänder, an denen sich Schwangere festhalten können.
Vorteile:
- Der Beckenausgang weitet sich besser.
- Eine Geburt im Stehen verläuft schneller.
- Frauen können aktiv mitarbeiten und sich freier bewegen.
- Die Wehen sind durch mehr Atemfreiheit besser zu ertragen.
Nachteile:
- Lange zu stehen kann sehr anstrengend sein und mitunter zu Kreislaufproblemen führen.
- Manche Frauen fühlen sich ‚komisch‘ – sie fühlen sich liegend wohler.
#4 Geburt in der Hocke oder im Sitzen
Bei hockenden Geburtspositionen halten sich Schwangere an Wänden, Seilen oder am eigenen Partner fest. Auch sogenannte Gebärhocker oder ein Pezziball kommen hier oft zum Einsatz.

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Vorteile:
- Die Schwerkraft wird gut genützt und das Pressen wird erleichtert.
- Die Geburt kann schneller ablaufen als bei liegenden Positionen.
- Bei einer Geburt im Hocken wird der Beckenaufgang geweitet – das heißt, dass die Geburt selbst leichter sein kann.
- Wenn du dich beim Sitzen nach vorne lehnst, entlastet das den Rücken und entspannt den Beckenboden und Damm. Das hilft, Geburtsverletzungen vorzubeugen.
- Ein Pezziball hat im Vergleich zum Gebärhocker noch den weiteren Vorteil, dass Schwangere ihr Becken gut bewegen können – Kreisen und Schaukeln –, das wirkt entspannend.
Nachteile:
- Die Hocke ist einer der anstrengenderen Geburtspositionen.
- In einer sitzenden Position ist die Frau beweglich mehr eingeschränkt als beim Stehen (vor allem Bein- und Beckengelenke).
- Im Hocken wird der Damm stärker belastet – aber nicht so stark wie bei liegenden Geburtspositionen.
#5 Vierfüßlerstand: Geburt auf allen Vieren oder im Knien
Hier knien Frauen auf dem Bett oder dem Boden (mit einer weichen Unterlage) und stützen sich eventuell mit den Händen ab.

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Dabei kann der Oberkörper durch Kissen oder einen Pezziball abgestützt werden.
Vorteile:
- Solche Geburtspositionen entlasten die Wirbelsäule und den Rücken. Sie bieten sich also bei Rückenschmerzen an.
- Im Vierfüßlerstand lassen sich Wehen besser veratmen als im Liegen.
- Auf dem Damm wird weniger Druck ausgelöst. Also ist das Risiko für Geburtsverletzungen geringer.
- Die Schwerkraft wirkt besser als bei liegenden Geburtsstellungen. Das erleichtert die Wehen und verschnellert die Geburt.
- Frauen haben mehr Beweglichkeit. Das Becken kann in der Stellung gekreist werden.
Nachteile:
- Geburtspositionen wie der Vierfüßlerstand sind anstrengend für die Arme und Knie.
- Die Schwerkraft wird nicht so gut genutzt wie im Stehen, Sitzen oder bei einer Geburt in der Hocke.
Sonderfall: Geburtspositionen bei einer Wassergeburt
Bei einer Wassergeburt können Frauen auch einige der oben genannten Geburtspositionen einnehmen. Oft wählen Frauen hier sitzende oder liegende Stellungen sowie eine Geburt im Vierfüßlerstand.
Wann eignet sich welche Geburtsposition?
In den verschiedenen Phasen der Geburt eigenen sich unterschiedliche Positionen am besten.
Geburtspositionen in der Eröffnungsphase
In der ersten Geburtsphase bieten sich aufrechte sowie stehende Geburtsstellungen an. Viele Frauen können so besser mit den Wehen umgehen.
Geburtspositionen in der Austreibungsphase
Im weiteren Geburtsverlauf fühlen sich Frauen öfter erschöpft und entscheiden sich dann für liegende Positionen. Auch hockende Stellungen oder eine Position im Vierfüßlerstand sind für diese Phase gut geeignet.
Rund um die Geburt
Welche ist „die beste“ Geburtsposition?
„In welcher Position verläuft meine Geburt am einfachsten und schmerzfreisten?“ Diese Frage stellen sich viele werdende Mütter. Die Frage ist aber so pauschal nicht beantwortbar.
Jede Geburt verläuft anders – deswegen gibt es auch nicht „die beste“ Geburtsposition. Außerdem sind einige Stellungen für bestimmte Entbindungsphasen besser geeignet. Verschiedene Geburtspositionen werden deswegen oft miteinander kombiniert und die meisten Gebärenden wechseln zwischendurch immer wieder die Stellung.
Die Lage des Kindes sowie der Verlauf der Geburt kann die Geburtsposition außerdem beeinflussen.
So findest du deine ideale Geburtsposition
Die meisten Frauen spüren intuitiv, welche Position für sie am angenehmsten ist. Deshalb solltest du dich nicht vorher schon auf bestimmte Geburtsposition versteifen.
Außerdem unterstützen Geburtshelfer und Hebammen dich dabei, die Position zu finden, die für die Geburt am hilfreichsten ist und gleichzeitig für dich am angenehmsten ist.