Hämorrhoiden: Schwangerschaft und Geburt als Auslöser

vonMichaela Brehm | Redaktionsleitung
Schwangere streichelt ihren Bauch Hämorrhoiden & Schwangerschaft
Hämorrhoiden & Schwangerschaft sind eine häufige Kombination.
© Bigstock/ Igor Stevanovic

Jetzt auch noch Hämorrhoiden? Schwangerschaft erspart einem auch wirklich nichts. Erfahre, warum Schwangere häufig an Hämorriden leiden und was du dagegen tun kannst.

Was sind Hämorrhoiden? Ursachen der Analbeschwerden

Jeder Mensch hat Hämorrhoiden (auch: Hämorriden genannt) – nur verursachen diese meist keine Beschwerden. Hämorrhoiden sind kleine Gefäßpolster im Enddarm, die mit Blut versorgt werden. Sie sorgen neben dem Schließmuskel dafür, dass der After nach unten geschlossen bleibt. Im Normalfall bekommt man also gar nicht mit, dass man Hämorriden hat.

:gut zu wissen
Wie häufig sind Hämorrhoiden?

Hämorrhoiden & Schwangerschaft sind eine häufige Kombination: Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) geht davon aus, dass fast 50 Prozent aller Menschen mindestens einmal darunter leiden, in der Schwangerschaft sind die Zahlen höher. Generell sind Hämorriden-Beschwerden unter 30 Jahren eher selten. Allerdings steigen die Zahlen der Betroffenen mit zunehmendem Alter an.

Hämorrhoiden: Die 4 Schweregrade

Es gibt bei Hämorrhoidalleiden verschiedene Schweregrade. Ärzte können so unterscheiden, wie die Hämorriden behandelt werden. Das Universitätsspital Zürich ordnet das Leiden in vier Schweregrade:

Hämorrhoiden Schweregrad 1

  • vergrößerte Hämorrhoiden
  • von außen nicht sichtbar
  • meist keine Beschwerden
  • helles Blut am Toilettenpapier
  • Juckreiz am After

Hämorrhoiden Schweregrad 2

  • stark vergrößerte Hämorrhoiden
  • treten teilweise beim Stuhlgang hervor
  • ziehen sich danach zurück
  • Schmerzen beim Pressen

Hämorrhoiden Schweregrad 3

  • sehr stark vergrößerte Hämorrhoiden
  • treten immer beim Stuhlgang hervor
  • treten danach nicht wieder zurück
  • können aber mit dem Finger zurückgeschoben werden
  • Entzündungen/ Schwellungen am After
  • starke Schmerzen beim Stuhlgang
  • Schleimabsonderungen

Hämorrhoiden Schweregrad 4 (Analprolaps)

  • sehr stark vergrößerte Hämorrhoiden
  • treten dauerhaft aus dem After hervor
  • lassen sich nicht zurückschieben
  • Teile der Analschleimhaut tritt aus
  • größerer Blutverlust

Schwangerschaft-Hämorrhoiden sind meist vom Typ Schweregrad 1 und 2, nur selten entwickeln Schwangere ernstere Beschwerden.

Innere und äußere Hämorrhoiden: Schwangerschaft erhöht Risiko

Zum Problem werden die Hämorrhoiden erst, wenn sie sich erweitern (innere Hämorrhoiden) oder sogar aus dem After herausragen (äußere Hämorrhoiden).

Wenn Hämorrhoiden nicht behandelt werden, treten sie nach und nach aus dem After. Das ist schmerzhaft und verursacht starken Juckreiz. Auch Blutungen sind möglich, wenn die Gewebepolster einreisen. Die häufigste Hämorriden-Ursache ist zu starkes Pressen beim Stuhlgang, etwa bei zu hartem Stuhl oder Verstopfung. Gründe können aber auch Übergewicht und Bewegungsmangel sein. “Gleichzeitig liegt häufig eine Schwäche der Gefäßwände vor”, so der Berufsverband Deutscher Internisten e.V. auf seiner Webseite. Aber da gibt es ja noch den Sonderfall: Hämorriden in der Schwangerschaft.

Sind Hämorrhoiden in der Schwangerschaft normal?

Die kurze Antwort: Ja.

Aber warum Hämorrhoiden? Schwangerschaft bedeutet …

  • Es lastet viel Gewicht auf dem Becken und damit auch auf dem Darm. Das hemmt die Durchblutung und kann zu einem Blutstau in den Hämorrhoiden führen.
  • Schwangerschaftshormone sorgen für ein rundum lockeres Gewebe. Das hämorrhoidale Gewebepolster im Enddarm kann sich leichter ausdehnen.
  • Die Verdauung wird träge. Das führt zu einem harten Stuhl oder zu Verstopfung. Starkes Pressen auf der Toilette sorgt dann für ein erhöhtes Risiko.
  • Durch die Presswehen und die Austreibungsphase können Hämorrhoiden nach der Geburt entstehen, auch wenn du vorher keine Beschwerden hattest.

Hämorrhoiden: Symptome erkennen

Sind die Hämorrhoiden nur leicht vergrößert, bleiben sie oft unbemerkt. Deutliche Hämorrhoiden-Symptome sind:

  1. Blutungen
    Reißen die Hämorrhoiden-Gefäße ein, bluten sie. Die Blutung ist schmerzlos mit hellrotem Blut. Sie tritt meist während des Stuhlgangs oder unmittelbar danach auf.
  2. Jucken/ Brennen
    Das empfindliche Gewebe wird durch abgehende Darmsekrete gereizt. Kleine Risse können zu Brennen und Schmerzen führen.
  3. Stuhlschmieren
    Verschließt sich der Darmausgang nicht mehr richtig, können kleinere Mengen Stuhl, Sekret oder Ausfluss abgehen. Du erkennst das an Verunreinigungen in der Wäsche. Dieses Symptom tritt meist erst sehr spät auf.
  4. Fremdkörpergefühl
    Sind die Hämorrhoiden schon ausgeprägter, kann das zu einem dauerhaften Fremdkörpergefühl führen oder du hast nach dem Stuhlgang das Gefühl, dein Darm ist nicht vollständig entleert.

Behandlung: Was hilft gegen Hämorrhoiden?

Hämorrhoiden in der Schwangerschaft lassen sich im Prinzip ganz normal behandeln. Trotzdem ist es ratsam, die Behandlung mit deiner Hebamme zu besprechen. So sind beispielsweise nicht alle Hämorrhoiden-Salben oder Cremes unbedingt zu empfehlen, gerade wenn sie Cortison enthalten. Besser ist es, auf natürliche Inhaltsstoffe zu setzen. Die Hebamme Jana Friedrich vom Hebammenblog empfiehlt zum Beispiel den Hämorrhoiden-Balsam von Motherlove.

Es kann vorkommen, ein Hämorriden-Leiden mit einer Analthrombose zu verwechseln. Dabei handelt es sich um ein Blutgerinnsel, welches eine schmerzhafte Schwellung im Afterbereich verursacht. Ein Experte kann den Unterschied sofort sehen.

: wie erkenne ich den Unterschied?

Was tun gegen Hämorrhoiden in der Schwangerschaft?

  • Pflege und Hygiene
    Hämorrhoiden lassen sich in der Regel gut behandeln. Salben und Cremes, Zäpfchen oder Sitzbäder können gegen den Juckreiz und Schmerzen helfen und die Entzündung nehmen. Sorgfältige Analhygiene unterstützt den Heilungsprozess.
  • Ballaststoffreiche Ernährung
    Je weniger du beim Stuhlgang pressen musst, desto besser. Gut ist daher alles, was einer Verstopfung vorbeugt und den Stuhl weicher macht: Ballaststoffreiche Ernährung (z.B. Flohsamenschalen und Leinsamen) und ausreichend Flüssigkeit.
  • Entspannter Toilettengang
    Lass dir auf der Toilette vielleicht etwas mehr Zeit als sonst. Auch das kann zu festem Drücken vorbeugen.
  • Genug Bewegung
    Halte deine Verdauung in Schwung und versuch mehr Bewegung in den Alltag einzubauen. Regelmäßig Spazieren gehen kann schon helfen.

Welcher Arzt bei Hämorrhoiden in der Schwangerschaft?

Der beste Ansprechpartner für Hämorrhoiden in der Schwangerschaft ist ein Proktologe, also ein Spezialist für Erkrankungen des Enddarms. Vermutest du eine Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes als Ursache für deine Leiden, kannst du dich auch an einen Gastroenterologen wenden.

Um eine sichere Diagnose stellen zu können, ist es wichtig, dass du deine Beschwerden ehrlich schilderst. Manchen Menschen ist es etwas peinlich, über ihren Stuhlgang und Beschwerden dabei zu sprechen, bedenke aber, dass dieses Thema Alltag für diese Ärzte ist. Scham ist also absolut unnötig.

Schwangerschaft: Hämorrhoiden vorbeugen

Das Wichtigste, um Schwangerschaft-Hämorrhoiden vorbeugen zu können, ist die Vermeidung von Verstopfungen (Obstipation). Die Deutsche Apotheker-Zeitung empfiehlt dafür drei wichtige Säulen:

  1. Ernährung
    Ballaststoffreiche Ernährung (Vollkornprodukte, Gemüse, Hülsenfrüchte) und mindestens 1,5 Liter Wasser am Tag beugen Verstopfungen und damit Hämorrhoiden vor.
  2. Bewegung
    Bewegung fördert die Darmtätigkeit und hilft so gegen Verstopfungen. Passe dein Sportprogramm deiner Schwangerschaftswoche an, auch moderate Bewegung wie Yoga oder Spazierengehen hilft.
  3. Analhygiene
    Sitzbäder lindern einerseits schon bestehende Beschwerden, helfen aber auch, um Hämorrhoiden vorbeugen zu können, da sie die Analregion reinigen. Bei einem empfindlichen After hilft feuchtes Toilettenpapier ohne Duftstoffe.

Hämorrhoiden durch die Geburt: Was kann passieren?

Nicht nur in der Schwangerschaft gibt es Probleme mit Hämorrhoiden. Die Geburt kann ebenfalls das Risiko für die Beschwerden erhöhen. Hämorrhoiden entstehen, wenn zu viel Druck auf die Gefäßpolster im Enddarm ausgeübt wird. Leider lässt sich das bei einer Schwangerschaft gar nicht vermeiden. Rund um den Entbindungstermin belasten Baby, Plazenta und Fruchtblase dein Becken mit etwa sechs Kilogramm. Und das kräftige Pressen bei der Entbindung trägt zu der Entstehung bei. Auch wenn du keine Hämorrhoiden in der Schwangerschaft hattest, durch die extreme Belastung bei der Geburt können sie trotzdem noch entstehen.

FAQs zu Hämorrhoiden in der Schwangerschaft

Wann verschwinden Hämorrhoiden nach der Schwangerschaft?

Können Hämorrhoiden von alleine wieder weg gehen?

Quellen