Dieser virale Post aus Amerika kommt gerade Recht. Er verdeutlicht einmal mehr, wie unglaublich wichtig für jede Frau eine individuelle Betreuung während und nach der Geburt ist. Und bohrt damit in einer offenen Wunde unseres Gesundheitssystems: der Hebammenmangel.
Seit vor einigen Jahren für Hebammen die Beiträge für die Berufshaftpflicht drastisch erhöht wurden, konnten sich viele ihren Beruf schlicht nicht mehr leisten. Das führte zwangsläufig dazu, dass sich die Betreuungssituation im Kreißsaal verschlechtert hat. Während die Geburtenrate steigt, gibt es immer weniger Hebammen, die eine Entbindungen betreuen können.
Ab 2018 verschärft sich die Situation nochmals
Am 5. September 2017 ist zwischen dem Deutschen Hebammenverband (DHV), dem Bund freiberuflicher Hebammen Deutschlands (BfHD) und dem Spitzenverband der gesetzlichen Krankenkassen (GKV) ein endgültiger Schiedsspruch gefallen. Der Beschluss sagt, dass ab Anfang 2018 freiberufliche Beleghebammen höchstens zwei Frauen gleichzeitig versorgen dürfen. Für jede weitere Patientin werden sie nicht mehr bezahlt, sie behandeln sie wenn dann freiwillig.
Damit wolle man eine „bessere Betreuung für werdende Mütter“ schaffen, so der GKV-Spitzenverband in einer Pressenachricht zum Thema. Ein schöner Ansatz, der in der Praxis so nicht funktioniert, weil das Personal fehlt. Martina Klenk, Präsidentin des DHV: „Die neuen Bestimmungen bedeuten keine Qualitätssteigerung und sind kein Anreiz für Hebammen, in die Geburtshilfe zu gehen oder zurückzukehren“. Der Hebammenmangel wird also weiterhin fortbestehen. Hinzu kommt, dass die festangestellten Hebammen in Zukunft das ausgleichen müssen, was die Beleghebammen nicht mehr leisten dürfen. Denn für sie gilt die vereinbarte Regelung nicht. Das kann bedeuten, dass sie mehrere Geburten parallel betreuen müssen und keine Zeit mehr für eine individuelle Betreuung vor, während und nach der Geburt haben. Dabei ist gerade diese individuelle Betreuung für ein schönes Geburtserlebnis wichtig.
„Applaus für alle Krankenschwestern und Geburtshelfer“
Der Bild-Post der texanischen Bloggerin Jill Krause erzählt genau davon. Er wurde innerhalb von ein paar Tagen tausende Male geliked. Dabei ist das Foto, das die Fotografin Katie Lacer geschossen hat, weder sonderlich ästhetisch noch sehr explizit, so dass sich ein wütender Mob darüber aufregen müsste. Es ist seine Ehrlichkeit, die es so besonders macht. Krause schreibt zu dem Foto folgenden Text:
„Ich werde niemals die Gesichter der Krankenschwestern vergessen, die mir ins Badezimmer gefolgt sind, nachdem ich jedes meiner Kinder auf die Welt gebracht hatte. Dieser Moment, in dem ich so verletzlich, müde, angsterfüllt und zittrig war. Mein Bauch war geschwollen, mein Wohlbefinden schon lange weg. Sie haben mich so liebe- und würdevoll behandelt. Für mich waren das Momente, die mich wieder gestärkt und bestätigt haben, dass ich jemanden habe, der mir wirklich helfen kann und für mich da ist – selbst wenn es nur in dieser kurzen Zeit im Bad oder auf der Toilette ist, während mir eine freundliche Krankenschwester erklärt, wie ich ein Kühlpad auf meine Netz-Unterhose lege. (…) Applaus für alle Krankenschwestern, Geburtshelfer und alle anderen, die uns zeigen, wie man Kühlpad-Unterhose macht oder uns bei der ersten Dusche nach einem Kaiserschnitt helfen!“
(Anm. d. Red.: Der geteilte Post von Krause ist derzeit nicht verfügbar)
Mit dieser Meinung ist Krause definitiv nicht alleine. Tausende Frauen kommentieren ihre Geschichte. Für sie lässt sich die Leistung der Hebammen mit keinem Geld aufwiegen.