Wenn man in eine Großfamilie hineingeboren wird, in der Kaffee zu einer ausgewogenen Ernährung fast schon dazugehört, dann fragt man nicht viel nach. Man trinkt einfach! Kaffee zum Frühstück, zu Mittag, nach Hauptmahlzeiten und natürlich auch zwischendurch – alles reine Routine! Wie ich durch die Matura (österreichisch für Abitur) gekommen bin? Mit durchwachten Nächten und literweise Kaffee! Wichtige Prüfungen für die Uni? Kaffee! Die Diplomprüfung? Kaffee! Teambesprechungen im Job? Kaffee! Treffen mit Freunden? Kaffee! Ja, man könnte durchaus die gewagte Behauptung aufstellen, dass Kaffee in meinem Leben eine nicht zu unterschätzende Rolle spielt(e). Koffeinjunkie? Ja, durchaus!
Schwanger sein bedeutet weniger Kaffee
Bevor ich mit meinem Sohn schwanger wurde, war mir natürlich vollkommen klar, dass Koffein in rauen Mengen und ein Babybauch nicht zusammenpassen. Ich war voll der guten Vorsätze und gleichzeitig war mir angst und bange. Werde ich meinen ausufernden Kaffeekonsum einschränken können? Wie würde das mit den Nebenwirkungen (Kreislauf, Kopfschmerzen) sein und vor allem: Wie würde ich ohne meinen heißgeliebten Kaffee über die Runden kommen? Vermutlich machte ich mir dieselben Gedanken wie eine Raucherin, die schwanger werden will… Wie zum Teufel höre ich bloß auf?
Schwangerschaftsübelkeit hat auch gute Seite!
Gleich mit dem positiven Schwangerschaftstest beantwortete sich diese Frage von selbst. Mir war kotzübel, ich konnte nichts bei mir behalten und das viele, viele Wochen lang. Von 100 % Koffein auf 0 % Koffein und das in gefühlten Stunden. Eigentlich hätte ich ja ganz zufrieden mit mir sein können, aber dazu fühlte ich mich zu elend. Nur über meine Leiche hätte ich Kaffee (oder irgendwas sonst außer Käsewürfel, Knäckebrot und Wasser) runterbekommen. Tja, gut für das Baby und seine Herzfrequenz – schlecht für mich. Doch als die Schwangerschaftsübelkeit ging, kam der Gusto zurück. Und das mit Riesenschritten!
Ab der 20. Schwangerschaftswoche hatte mich die Gier auf Koffein wieder.
Etwa zwei Tassen täglich wären okay, meinten Frauenarzt und Hebamme. Ich teilte sie mir nach bestem Wissen und Gewissen ein und trotzdem war meine Kaffeeration spätestens um die Mittagszeit aufgebraucht. Doch natürlich wollte ich durchhalten, war ja für einen guten Zweck. Die Gier war unbeschreiblich. Und darüber hinaus quälte mich ein Hämmern im Kopf und mein Blutdruck kroch am Boden herum. Ganz zu schweigen von dem Leid, das mein Umfeld zu ertragen hatte. Tja, die Launen der Koffeinlosen sind unerbittlich. Fragt meinen Mann, der kann ein Liedchen davon singen! Und ja, ich weiß, es gibt koffeinfreien Kaffee… Aber ehrlich jetzt: Das ist doch kein Kaffee! Dann besser gar keinen!
Irgendwie geht es auch ohne Koffein
Langer Rede, kurzer Sinn: Ich hielt durch, auch wenn es wirklich höllisch schwer war, sich Kaffee abzugewöhnen! Aber was tut man nicht alles für die Brut? All den Bemühungen zum Trotz war ich dann mit einem kleinen Nicht-Schläfer gesegnet… Ob da ein klitzekleiner Zusammenhang besteht? Vielleicht hätte ihm die eine oder andere Tasse Kaffee in der Schwangerschaft ja doch ganz gut getan! Nein, das war natürlich nur ein Scherz!
Übrigens: Den Koffeinentzug machte ich wenig später in der Schwangerschaft mit dem zweiten Kind wieder durch. Dieses Mal war ich schon absoluter Profi und schaffte das mit links. Außerdem kommt man neben einem herumwuselnden Kleinstkind sowieso nicht zum Kaffeetrinken!