Lotusgeburt: Ablauf, Bilder, Vor- und Nachteile

Neugeborenes Baby liegt nach einer Lotusgeburt im Arm seiner Mutter
Die Lotusgeburt soll einen sanften Start ins Leben ermöglichen - ist aber umstritten.
© Bigstock/ HughStoneIan

Die Lotusgeburt ist ein Geburtsritual, das dem Baby einen sanften Start ins Leben ermöglichen soll. Es wird erst von der Nabelschnur getrennt, wenn diese abfällt. Wie das in der Praxis aussieht und warum der Trend von Ärzten kritisiert wird.

Was ist eine Lotusgeburt?

Bei der Lotusgeburt wird die Nabelschnur nach der Geburt nicht durchgeschnitten und damit nicht von der Plazenta getrennt. Die natürliche Verbindung wird so lange aufrecht und intakt gehalten, bis die Nabelschnur und die Plazenta von alleine vom Baby abfallen. Es handelt sich also um eine Entbindung ohne aktive Abnabelung.

: Namensgebung
Warum heißt es Lotusgeburt?

Der Name des Rituals geht auf die amerikanische Hellseherin Claire Lotus Bay zurück. Sie soll veranlasst haben, ihr Neugeborenes in den 1970er Jahren als erste westliche Frau bei der Geburt nicht abzunabeln. Der Name leitet sich also von dem Nachnamen der „Erfinderin“ ab.

Wie läuft eine Lotusgeburt ab?

Der Ablauf einer Lotusgeburt unterscheidet sich erstmal nicht von einer herkömmlichen Geburt. Auf den Geburtsvorgang hat dieses Vorgehen keinen Einfluss, sondern es wird lediglich gewartet, bis sich die Verbindung von Baby und Plazenta von alleine löst. Das kann fünf bis zehn Tage dauern.

Die Entbindung ohne Abnabelung

Sobald das Kind und die Nachgeburt (Plazenta, Nabelschnur und Eihäute) vollständig geboren sind, wird bei einer Lotusgeburt die Nabelschnur nicht durchtrennt.

In den ersten Minuten hält der Arzt/die Ärztin oder die Hebamme das Kind tiefer als die Plazenta, um den Blutfluss zum Baby zu unterstützen.

Dann wird die Plazenta gewaschen und in Mulltücher gewickelt.

Was passiert mit der Plazenta nach der Lotusgeburt? Bilder

Ab dem ersten Tag nach der Geburt wird die Plazenta mit einer Mischung aus Salz, duftenden Kräutern oder auch ätherischen Ölen eingerieben. Diese „Marinade“ soll den Trocknungsprozess des Mutterkuchens beschleunigen, sodass er nicht faulen kann – schließlich handelt es sich um totes Gewebe.

Für einen leichteren Transport wird die Plazenta bei der Lotusgeburt in spezielle Taschen oder Beutel aus atmungsaktivem Stoff gelegt (etwa aus Baumwolle). Sobald sich das Kind selbst “abgenabelt” hat, vergraben viele Eltern die Plazenta im Garten. Von einem Verzehr der Plazenta wird in diesem Stadium abgeraten.

Lotusgeburt bei Kaiserschnitt: möglich und sinnvoll?

Theoretisch ist eine Lotusgeburt bei einem Kaiserschnitt möglich, in der Praxis wird in den meisten Krankenhäusern keine Entbindung ohne Abnabelung praktiziert. Gerade bei einem ungeplanten Kaiserschnitt kommt es darauf an, die Plazenta möglichst schnell von der Gebärmutter zu trennen und die Bauchdecke der Mutter wieder zu verschließen.

Planst du also einen Kaiserschnitt und eine Lotusgeburt zu verbinden, solltest du dich informieren, welche Krankenhäuser in deiner Umgebung dieses Verfahren anbieten.

Warum eine Lotusgeburt? Vor- und Nachteile

Dass ein späteres Abnabeln für Neugeborene durchaus sinnvoll ist, wurde durch verschiedene Untersuchungen und Studien belegt. So gibt es inzwischen offizielle, medizinische Leitlinien, wie lange nach der Geburt das Kind noch mit der Nabelschnur verbunden bleiben soll. Die Weltgesundheitsorganisation WHO empfiehlt seit dem Jahr 2012, dass die Nabelschnur etwa eine bis drei Minuten auspulsieren soll.

Durch das Auspulsieren der Nabelschnur wird das Baby direkt nach der Geburt mit einer Extraportion Sauerstoff und Eisen versorgt. Ein spätes Abnabeln funktioniert also wie eine Art Bluttransfusion. Allerdings versiegt der Blutfluss nach ein paar Minuten. Aus medizinischer Sicht ist eine längere Verbindung von Kind und Plazenta, wie sie bei der Lotusgeburt vorgesehen ist, nicht notwendig. Aus diesem Grund gibt es hierzu auch keine aktuellen Studien dazu.

Mögliche Vorteile einer Lotusgeburt

Nachfolgende Vorteile einer Lotusgeburt sind nicht medizinisch nachgewiesen, werden von Befürwortern der Lotusgeburt trotzdem gern auf die Pro-Liste gepackt:

  • Geringeres Risiko für Gelbsucht bei Neugeborenen
  • Der Nabel verheilt schneller und besser
  • Geringeres Infektionsrisiko für die Nabelwunde
  • Babys sind nach der Geburt entspannter
  • Babys nehmen nach der Geburt leichter an Gewicht zu
  • Engere Bindung mit dem Kind

Nachteile einer Lotusgeburt: Ist sie gefährlich?

Wie bereits erwähnt, wurde wissenschaftlich bisher kein Nutzen der Lotusgeburt für das Baby festgestellt, was den Trend umso mehr infrage stellt. Ärzte und Kliniken warnen daher vor dem Geburtsritual und praktizieren es nicht. Für sie ist die Plazenta nach der Geburt in erster Linie ein totes Gewebe, das ein hohes Infektionsrisiko birgt. Zudem warnen Experten vor Infektionen in der mit Blut gefüllten Plazenta, die sich dann auf das Baby übertragen.

Folgende Risiken und Nachteile hat die Lotusgeburt:

  • Infektionsrisiko durch Keime, v.a. Staphylokokken
  • Blutvergiftung (Sepsis) beim Baby
  • Gefahr von anderen Keimen durch Fäulnis der Plazenta
  • Verletzungsgefahr des Kindes durch Ziehen an der Nabelschnur (beim Wickeln oder Tragen)
  • keine Entnahme von Stammzellen aus Nabelschnurblut möglich

Quellen