Was ist eine Missed Abortion?
Eine Missed Abortion wird auch verhaltene Fehlgeburt oder verhaltener Abort genannt. Von dem englischen Wort „to miss“ (= verpassen) abgeleitet, merken schwangere Frauen nicht, dass der Embryo nicht mehr lebt und „verpassen“ sozusagen den Moment. In der Regel verspüren Frauen bei Fehlgeburten Schmerzen und haben starke vaginale Blutungen und Krämpfe. Bei einem verhaltenen Abort hingegen stirbt der Embryo, ohne dass die Frau Symptome verspürt.
Anders als bei typischen Fehlgeburten stößt der Körper den Embryo nicht von allein ab. Bei einer Missed Abortion bleibt der tote Embryo also in der Gebärmutter. Außerdem wächst die Plazenta weiter und produziert Fruchtwasser. Dadurch bleibt der Schwangerschaftstest für einen kurzen Zeitraum positiv.
Welche Ursachen kann eine verhaltene Fehlgeburt haben?
Verhaltene Fehlgeburten können verschiedene Ursachen haben. Der häufigste Grund ist, dass der Embryo an einer genetischen Störung (Chromosomenstörungen) leidet. Um das festzustellen, kann das abgestoßene Gewebe im Labor untersucht werden.
Aber auch andere Risikofaktoren lösen eine verhaltene Fehlgeburt aus:
Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit einer Missed Abortion?
Datenanalysen zeigen: Weltweit enden 15 bis 20 Prozent aller klinisch erkannten Schwangerschaften als Fehlgeburt. Die Missed Abortion macht etwa 90 Prozent davon aus.
In welcher SSW kommt es meistens zur Missed Abortion?
Circa 50 Prozent der Schwangerschaften enden vor der 5. SSW, also noch bevor sich die Eizelle eingenistet hat. Nach der 6. SSW beträgt das medizinische Risiko einer Missed Abortion etwa 10 bis 15 Prozent.
Die ersten zwölf Schwangerschaftswochen werden generell als Risikozeit betrachtet, da in dieser Zeit 80 Prozent aller Fehlgeburten stattfinden. Daher lassen sich viele Paare die ersten drei Monate Zeit, die Schwangerschaft zu verkünden.
Wie bemerkt man eine verhaltene Fehlgeburt?
Bei einer Missed Abortion kommt es im Gegensatz zu anderen Arten der Fehlgeburt meist zu keinen vaginalen Blutungen oder Abgang von Gewebe. Daher ist eine verhaltene Fehlgeburt auch so schwer zu bemerken. Manche Frauen berichten, dass typische Schwangerschaftssymptome wie Müdigkeit, Übelkeit oder Brustspannen abgenommen haben oder ganz verschwunden sind.
Sicherheit kann aber nur ein Besuch beim Arzt geben.
In seltenen Fall kann der Embryo übrigens auch an der Chorionhöhle anliegen (Eckenhocker). Diese Stelle kann vom Ultraschallgerät nicht erfasst werden. Somit ist eine Fehldiagnose nicht unmöglich.
Im Anschluss wird noch der hCG-Wert gemessen. Sollte es sich um einen Abgang handeln, wird dieser gesunken sein.
Sollte es doch zu einer verhaltenen Fehlgeburt kommen, wird der Embryo unter Berücksichtigung der Schwangerschaftswoche entfernt. Bis zur zwölften Schwangerschaftswoche wird er mithilfe einer Absaugung oder Ausschabung herausgenommen. Tritt eine Missed Abortion nach dem dritten Monat auf, leitet man die Geburt mithilfe einer Infusion ein. Danach erfolgt die Ausschabung. Viele Frauen entscheiden sich auch für einen natürlichen Abgang.
Unbemerkte Fehlgeburt: Natürlicher Abgang oder Ausschabung?
Wenn du eine Missed Abortion erleidest, wirst du dir die Frage stellen müssen, ob du einen natürlichen Abgang oder eine Ausschabung willst. Nach einer fachlichen Beratung kannst du in der Regel selbst entscheiden, welchen Weg du wählst.
Wie erfolgt ein natürlicher Abgang?
Ein natürlicher Abgang passiert, wie der Name es schon sagt, auf natürlichem Wege. Dadurch bleibt der verstorbene Embryo noch eine Weile in der Gebärmutter. Der Körper entscheidet allein, wann er ausgestoßen wird und registriert, aufgrund des sinkenden hCG-Wertes, dass keine Schwangerschaft mehr vorliegt. Dann beginnt der Prozess des natürlichen Abgangs.
Das kann Tage, aber auch Wochen dauern.
Der natürliche Abgang ist mit Bauchkrämpfen und Blutungen verbunden. Je nachdem in welcher Schwangerschaftswoche die verhaltene Fehlgeburt festgestellt wurde, können die Blutungen stärker ausfallen. Auch können kleine Reste der Fruchtblase ausgeschieden werden.
Wenn du einen natürlichen Abgang wünschst, solltest du zuvor mit deinem zuständigen Arzt besprechen, ob das der richtige Weg für dich ist. Ist die Schwangerschaft nämlich schon zu fortgeschritten, können Komplikationen auftreten und dir wird von einem natürlichen Abgang abgeraten.
Was passiert bei einer Ausschabung?
Die meisten Frauen entscheiden sich für eine Ausschabung. Bei der Behandlung wird das restliche Gewebe aus der Gebärmutter entnommen. Das beinhaltet Teile der Plazenta und des Embryos. Unter Vollnarkose wird mit speziellen Instrumenten das Gewebe entfernt.
Kann man nach einer Missed Abortion wieder schwanger werden?
Prinzipiell kannst du nach einer verhaltenen Fehlgeburt direkt wieder probieren, schwanger zu werden: solange du dich bereit dazu fühlst und medizinisch nichts dagegenspricht. Eine neue Schwangerschaft ist mit viel Mut verbunden. Viele Paare sind besorgt, dass das Risiko einer Fehlgeburt erhöht ist. Das ist jedoch von der Ursache der vorherigen Fehlgeburt abhängig. Deshalb solltest du das Gewebe auch unbedingt im Labor untersuchen lassen.
Es lässt sich sagen, dass erbliche und physische Ursachen, sowie chronische Erkrankungen das Risiko einer weiteren Fehlgeburt erhöhen.
Ist die Fehlgeburt aufgrund einer Schwangerschaftserkrankung entstanden, dann können sich die Eltern beim Gynäkologen beraten lassen. Sind erbliche Erkrankungen die Ursache, solltet ihr eine humangenetische Beratung aufsuchen.
Wie wahrscheinlich ist eine weitere verhaltene Fehlgeburt?
Wie wahrscheinlich es ist, noch eine wiederholte Fehlgeburt zu erleiden, hängt von vielen verschiedenen Faktoren ab. Laut der WHO ist vor allem das Alter der Frau hier wichtig. Im Leitlinienprogramm der Deutschen, Österreichischen und Schweizerischen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe gibt es eine Übersicht, die das Risiko eines wiederholten Aborts tabellarisch zusammenfasst:
Vorangegangene Aborte | Wiederholungsrisiko | |||
25 – 29 Jahre | 30 – 34 Jahre | 35 – 39 Jahre | 40 – 44 Jahre | |
1 Abort | ca. 15% | ca. 16 – 18% | ca. 21 – 23% | ca. 40% |
2 Aborte | ca. 22 – 24% | ca. 23 – 26% | ca. 25 – 30% | ca. 40 – 44% |
über 3 Aborte | ca. 40 – 42% | ca. 38 – 40% | ca. 40 – 45% | ca. 60 – 64% |
Psychische Belastung: Wie mit einer unbemerkten Fehlgeburt umgehen?
Fehlgeburten jeglicher Art sind eine Belastung. Die eingehende Trauer wird oftmals von Schuldgefühlen begleitet. Du solltest dir aber auf keinen Fall Vorwürfe machen und noch weniger solltest du die Gefühle in dich hineinfressen.
Sprich mit Freunden oder engen Verwandten. Auch kannst du dich mit anderen Müttern in Foren austauschen. Eine Fehlgeburt ist nichts, wofür du dich schämen oder schuldig fühlen musst.
Nimm Abschied von deinem Kind und gib dir selbst Zeit. Viele Krankenhäuser bieten Bestattungszeremonien für zu früh oder nie geborene Kinder an.
Hier findest du noch weitere Anlaufstellen:
Interview: Ein ehrlicher Erfahrungsbericht einer Mutter
Die 37 Jahre alte Youtuberin Nicki vom Kanal Nickisbeautyworld hatte im April 2020 eine Missed Abortion und verlor ihr Baby in der 9. Schwangerschaftswoche. Wie sie die verhaltene Fehlgeburt bemerkt hat und was dann geschah, erzählt sie uns in diesem Interview.