Nub-Theorie: Geschlechterbestimmung per Ultraschall?

Arzt erklärt Schwangeren das Ultraschallbild
Geschlechterbestimmung mit der Nub-Theorie: Geht das?
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Geschlechterbestimmung im ersten Trimester? Die Nub-Theorie soll es möglich machen. Aber wie funktioniert diese Methode und wie zuverlässig ist sie? Wir haben einen Experten gefragt.

In diesem Artikel:

Was ist eigentlich ein „Nub“?

„Nub“ kommt aus dem Englischen und bedeutet übersetzt „Noppe“ oder „Stummel“. Damit ist der kleine Vorsprung im Genitalbereich des Fötus gemeint, der im frühen Entwicklungsstadium auf dem Ultraschallbild sichtbar ist. Aus dem Genitalhöcker entwickelt sich im Verlauf der Schwangerschaft Penis und Hoden beziehungsweise Klitoris und Schamlippen.

Was ist die Nub-Theorie?

In diversen Schwangerschaftsforen ist immer wieder die Rede von der sogenannten Nub-Theorie. Aber was genau besagt sie und was hat der „Nub“ damit zu tun?

Die Nub-Theorie ist eine Methode zur Geschlechterbestimmung im ersten Schwangerschaftsdrittel. Der kleine Stummel im Genitalbereich soll dabei helfen. Das Geschlecht wird laut Nub-Theorie je nach Richtung oder Winkel der Noppe erkennbar. Per Ultraschall – gegebenenfalls kann ein 3D-Ultraschall genauere Bilder liefern – kann der Arzt beim Ersttrimester-Screening den Nub sehen und eine mathematische Rechnung vornehmen, um das Geschlecht zu ermitteln.

Nub-Theorie – Mädchen

„Liegt der Embryo auf dem Rücken in einem sogenannten mediosagittalen Längsschnitt, würde bei einem Mädchen der Genitalhöcker in Richtung der Beine zeigen […]“, so PD Dr. Kai-Sven Heling, Pränatalmediziner und Vize-Präsident der Deutschen Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin e.V., im Hallo-Eltern-Interview.

Ein anderer Ansatz der Nub-Theorie berechnet das Geschlecht anhand des Winkels des Nubs zur Wirbelsäule. Ist dieser kleiner als 30°, soll es ein Mädchen werden.

Nub-Theorie – Junge

Wird es ein Junge zeigt der Nub eher in Richtung Kopf oder weist einen Winkel von mehr als 30 Grad zur Wirbelsäule auf.

Nub-Theorie: sicher oder nicht?

Obwohl den meisten Eltern vor allem wichtig ist, dass ihr Kind gesund zur Welt kommt, wollen einige das Geschlecht ihr Ungeborenes am liebsten beeinflussen. Angeblich gibt es einige Methoden, mit denen es möglich sein soll, etwa mit dem Eisprungkalender die Wahrscheinlichkeit für einen Jungen oder Mädchen berechnen zu können. Aus wissenschaftlicher Sicht bleibt es eine 50-50-Chance. Und auch eine Geschlechtsermittlung in einem frühen Stadium der Schwangerschaft bleibt einfach ungenau. So ist es auch mit der NUB-Theorie schwierig, eine sichere Vorhersage im ersten Trimester zu treffen. Auch Dr. Heling mahnt zur Vorsicht:

„Die Methode ist sehr unsicher. Genaue Daten zur Qualität der Aussage fehlen. Wenn überhaupt, dann sollte man von einem Trend sprechen.“

Zu der doch unsicheren Prognose kommt auch noch die Sache mit dem Gesetz. Laut dem Deutschem Gendiagnostikgesetz (GenDG) dürfen Ärzte nämlich erst nach der 12. SSW das Geschlecht des Ungeborenen verraten:

„Wird anlässlich einer Untersuchung […] das Geschlecht eines Embryos oder Fötus festgestellt, kann dies der Schwangeren mit ihrer Einwilligung nach Ablauf der zwölften Schwangerschaftswoche mitgeteilt werden.“

Das soll Abtreibungen verhindern, die durchgeführt werden, weil das Kind nicht das gewünschte Geschlecht hat. In Deutschland ist eine Abtreibung bis zur 12. SSW straffrei möglich. Ist dieser Zeitpunkt vorbei, dürfen Ärzte das Geschlecht offiziell bekanntgeben.

Und selbst nach Verstreichen dieser Frist ist es oft noch schwer, das Geschlecht korrekt zu bestimmen, da nicht jedes Baby unbedingt zeigefreudig ist. Ein halbwegs sicheres Ergebnis „der anatomischen Ausprägung des Geschlechts hat man etwa mit 22. SSW zur Feindiagnostik“, so Dr. Heling. Außerdem gäbe es nur sehr wenige fetale Erkrankungen oder Fehlbildungen, wo eine so frühe Geschlechtsdiagnostik Sinn machen würde. „[…] So besteht hier keine medizinische Relevanz.“

Eigentlich ist das Geschlecht des Babys aber zweitrangig. Viel wichtiger ist, dass dein Baby gesund und munter zur Welt kommt – nicht wahr?

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Quellen