Plazentophagie – Wenn Frauen ihre Plazenta essen
Die Plazenta (auch Mutterkuchen) versorgt das Baby im Mutterleib mit wichtigen Nährstoffen. Nach der Geburt wird die Plazenta nicht mehr gebraucht und vom Körper als Nachgeburt abgestoßen.
Meist wird die Nachgeburt in der Geburtsklinik entsorgt, aber einige Frauen schwören darauf, die Plazenta zu essen. Der Verzehr des Mutterkuchens wird auch Plazentophagie genannt und soll diverse gesundheitliche Vorteile haben.
Wissenschaftliche Belege für diese Effekte für Menschen gibt es aber nicht! Im Gegenteil: Einige kleinere Studien kamen zu dem Ergebnis, dass es keine positiven Effekte hat, wenn Frauen ihre Plazenta essen.
Von den Befürworter:innen wird oft das Argument angeführt, dass auch Tiere die Nachgeburt essen, zum Beispiel Ziegen oder Kühe. So kommen die frischgebackenen Tier-Mütter einerseits wieder zu Kräften, andererseits wird so die Plazenta aufgebraucht – sonst könnte sie Aasfresser anlocken.
Auf uns Menschen lässt sich diese Theorie aber nicht so einfach übertragen. Genauso wenig wie Kenntnisse aus Tierversuchen, wie die Ergebnisse einer Studie von 2015 zeigen.
Wie bereitet man Mutterkuchen zu?
Es gibt unzählige Möglichkeiten, die Nachgeburt zu verzehren und zuzubereiten. Viele Frauen essen einfach ein kleines Stück der Plazenta roh oder püriert in einem Smoothie.
Alternativ gibt es Plazenta-Kapseln, sogenannte Plazenta-Nosonden. Hier wird die Plazenta gereinigt und zu Kapseln oder Globuli verarbeitet. Einige Apotheken und viele Online-Anbieter vertreiben solche Nosonden. Einige Hebammen fertigen auch Plazenta-Kapseln aus der frischen Nachgeburt an, die dann im Kühlfach gelagert werden können.
Wieder andere bereiten aus dem Mutterkuchen ganze Gerichte, wie etwa eine „Bolognese“ zu.
Allerdings sinkt der Hormongehalt mit jedem Verarbeitungsschritt weiter ab. Eine getrocknete und zu Pulver verarbeitete Plazenta, wie in der traditionellen chinesischen Medizin, enthält bis zu 99 Prozent weniger Hormone.
Wie schmeckt Plazenta?
Viele Frauen, die ihren Mutterkuchen essen, beschreiben den Geschmack als metallisch, in etwa so, als würdest du das Blut einer kleinen Schnittwunde am Finger absaugen. Die Ursache dafür ist der hohe Eisen-Anteil in der Plazenta. Von der Konsistenz ist der Mutterkuchen sehr fest und erinnert zubereitet am ehesten an Leber.
Plazentophagie: Expertinnen und Experten raten davon ab!
Rein wissenschaftlich betrachtet hat es nach der aktuellen Studienlage keine bewiesenen positiven Effekte die Plazenta zu essen. Es könnte sogar negative Folgen haben. Denn: Im Bauch schützt die Plazenta dein Baby vor Schadstoffen – sie wirkt wie ein Filter. In der Nachgeburt können diese Umweltgifte, Schwermetall-Rückstände sowie Bakterien und Viren enthalten sein. Isst du die Plazenta, nimmst du diese Stoffe zu dir und gibst sie gegebenenfalls über die Muttermilch an dein Baby weiter.
Das amerikanische Center for Disease Control and Prevention (CDC) berichtete beispielsweise 2016 von einem Fall, bei dem ein Neugeborenes eine B-Streptokokken-Infektion bekam. Die Mutter des Kindes hatte Plazenta-Globoli gegessen, die den Erreger enthielten, und ihn dann an das Baby weitergegeben.
Letztendlich bleibt es deine freie Entscheidung, was du nach der Geburt mit deiner Plazenta machen möchtest. Lass dich am besten ausführlich von deiner Hebamme beraten. Du kannst dir auch Globuli oder Plazenta-Kapseln anfertigen lassen und dir dann in Ruhe überlegen, ob du diese einnehmen möchtest.