Plazentainsuffizienz: Funktionsstörung des Mutterkuchens

vonConnie Gräf-Adams | freie Autorin
Schwangere beim Ultraschall wegen Plazentainsuffizienz
© Pexels/ MART PRODUCTION

Die Plazenta versorgt das ungeborene Kind über die Nabelschnur mit lebensnotwendigen Nährstoffen und Sauerstoff. Ist sie in ihrer Funktion gestört, sprechen Ärzte von einer Plazentainsuffizienz. Das solltest du über die Funktionsstörung wissen.

Eine unerkannte und nicht behandelte Insuffizienz führt zu einer Mangelversorgung, die die Entwicklung des Kindes maßgeblich beeinträchtigen und schwere gesundheitliche Folgen nach sich ziehen kann.

Verschiedene Formen der Plazentainsuffizienz

Funktionsstörungen der Plazenta treten in Deutschland nur in 2 bis 5 Prozent aller Schwangerschaften auf.

Man unterscheidet drei Formen der Plazentainsuffizienz, die auf verschiedenen Ursachen basieren und unterschiedliche Symptome hervorrufen können:

  • Die akute Plazentainsuffizienz entsteht binnen Minuten oder weniger Stunden. Sie stellt einen lebensbedrohlichen Notfall für das Kind dar.
  • Die subakute Form bildet sich innerhalb einiger Tage aus.
  • Eine chronische Plazentainsuffizienz entwickelt sich innerhalb mehrerer Wochen und Monate.

Ursachen: Was kann die Funktion der Plazenta beeinträchtigen?

Einer subakuten oder chronischen Plazentainsuffizienz liegen meist Grunderkrankungen der Mutter wie z.B. Diabetes mellitus, Bluthochdruck oder Nierenleiden zugrunde.

: Ursachen, Anzeichen und Therapie

Zudem können bestimmte Verhaltensmaßnahmen eine Funktionsstörung der Plazenta begünstigen:

Chronische Fehl- und Mangelernährung
Rauchen
Alkoholkonsum
Drogenmissbrauch

Zu den Risikofaktoren zählen auch rasch aufeinander folgende Schwangerschaften, Abtreibungen und Schwangerschaften in jungen Jahren (unter 18) oder wenn die werdende Mutter älter als 35 ist.

: spätes Mutterglück mit Risiken

Eine akute Plazentainsuffizienz kann hingegen durch eine vorzeitige Plazentalösung, Nabelschnurkomplikationen oder einen sogenannten Wehensturm, also zu kräftige und häufige Wehen, entstehen.

Zu den Ursachen eines akuten Verlaufs zählt auch das Vena-Cava-Syndrom. Dabei übt das Kind Druck auf die untere Hohlvene aus, wodurch der Blutfluss zum Herz der Mutter beeinträchtigt wird.

Symptome: Wie erkennt man eine Plazentainsuffizienz?

Eine chronische Plazentainsuffizienz geht bei vielen betroffenen Müttern ohne erkennbare Beschwerden einher. In anderen Fällen kommt es zu Symptomen einer schwangerschaftsbedingten Präeklampsie mit Bluthochdruck und vermehrter Eiweißausscheidung über den Urin.

: wie gefährlich ist das?

Durch die mangelnde Versorgung mit Nährstoffen kommt es beim Kind zu einem verzögerten Wachstum. Sichtbare Anzeichen können deshalb eine geringe Zunahme von Bauchumfang und Gewicht sein.

Wie sich eine akute Plazentainsuffizienz äußert, hängt von der Ursache ab. So kann es beispielsweise bei einer vorzeitigen Plazentalösung zu starken vaginalen Blutungen und heftigen Bauchschmerzen kommen.

Diese Symptome können, müssen aber nicht zwangsläufig Anzeichen für eine akute Plazentainsuffizienz sein.

Nichtsdestotrotz solltest du bei derartigen Beschwerden – oder auch wenn du dir wegen schwacher oder seltener Kindsbewegungen Sorgen machst – sofort zu deinem Frauenarzt Kontakt aufnehmen.

Diagnose: Wie wird die Funktionsstörung der Plazenta festgestellt?

Während der Schwangerschaft ist es wichtig, dass du die regelmäßigen Vorsorgetermine einhältst. Dabei lässt sich unter anderem frühzeitig erkennen, ob die Funktion der Plazenta beeinträchtigt ist. Ein deutlicher Hinweis auf die daraus resultierende mangelnde Nährstoffversorgung ist ein zu geringes Wachstum des Babys.

Außerdem kann im Ultraschall festgestellt werden, ob der Mutterkuchen zu klein ist oder eine ungewöhnliche Form aufweist.

: diese Termine sind Pflicht!

Besteht Verdacht auf eine akute Plazentainsuffizienz erfolgt zusätzlich eine Kardiotokografie (CTG). Dabei werden die Herztöne des Kindes und die Wehentätigkeit aufgezeichnet.

Mithilfe der Dopplersonografie, einer Ultraschalluntersuchung mit einem speziellen Schallkopf, kann der Blutfluss in der Nabelschnur ermittelt werden. Das gibt Aufschluss darüber, ob das Kind mit ausreichend Sauerstoff versorgt wird.

Behandlung: Was kann man gegen Plazentainsuffizienz tun?

Es gibt keine kausale Therapie gegen eine chronische Plazentainsuffizienz. Die ärztlichen Maßnahmen beziehen sich deshalb auf die Behandlung etwaiger Grunderkrankungen.

Bei einem chronischen Verlauf sind zudem eine weitgehende körperliche Schonung – falls möglich Bettruhe – und ein gesunder Ernährungsstil angeraten. Auf Nikotin, Alkohol und Drogen ist zu verzichten. Zur besseren Überwachung des gesundheitlichen Zustands von Mutter und Kind wird der Arzt eventuell die stationäre Unterbringung im Krankenhaus anordnen.

Sollte das Kind zu klein sein, sich aber dennoch stetig weiterentwickeln, ist das Ziel, die Schwangerschaft so lange wie möglich auszutragen.

Bei einer akuten Plazentainsuffizienz ist schnelles Handeln gefragt. Die medizinischen Maßnahmen hängen von der Ursache der Funktionsstörung ab.

Beim Vena-Cava-Kompressionssyndrom kann ein Lagewechsel ausreichen, um die Sauerstoffversorgung des Kindes weiterhin zu gewährleisten. Liegt eine vorzeitige Plazentaablösung zugrunde, wird umgehend die Geburt – meistens per Kaiserschnitt – eingeleitet.

: Gründe und Methoden

Dank großer Fortschritte in der perinatalen Medizin bestehen ab der 24. Schwangerschaftswoche gute Überlebenschancen für frühgeborene Babys. Wird eine Notgeburt vor der 35. SSW notwendig, wird die Lungenreife des Kindes mithilfe medikamentöser Maßnahmen gefördert.

Prognose: Mögliche Folgen der chronischen Plazenta-Funktionsstörung

Die unzureichende Versorgung mit Nährstoffen im Mutterleib erhöht in späteren Jahren deutlich das Risiko für verschiedene Erkrankungen wie beispielsweise Adipositas, Arteriosklerose, Bluthochdruck und Diabetes mellitus.

Eine breit angelegte aktuelle Studie kommt außerdem zum Ergebnis, dass auch nennenswerte kognitive Defizite auftreten können. Bei der Untersuchung der Daten von knapp 53.000 Kindern im Alter von 1 bis 12 Jahren fanden die Wissenschaftler heraus, dass die Betroffenen bei Intelligenztests deutlich schlechter abschnitten als gleichaltrige Kinder mit zeitgerechter pränataler Entwicklung.

Quellen