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Präeklampsie: Ursachen, Symptome und Therapie der Gestose

Ein Krankenhaus, in dem Präeklampsie/ Schwangerschaftsvergiftung behandelt wird
Präeklampsie ist eine der Haupttodesursachen in der Schwangerschaft.
© Unsplash / Daan Stevens

Eine Präeklampsie (Schwangerschaftsvergiftung) zählt zu den gefährlichsten Schwangerschaftserkrankungen. Unerkannt führt sie oftmals zu schweren Komplikationen und kann für Mutter und Baby lebensgefährlich werden.

Was ist eine Präeklampsie?

Laut Dietmar Schlembach, Chefarzt der Klinik für Geburtsmedizin am Vivantes Klinikum Neukölln, ist Präeklampsie die gefährlichste Komplikation in der Schwangerschaft: Sie ist eine der Haupttodesursachen in der Schwangerschaft in Deutschland.

In der Alltagssprache heißt Präeklampsie auch Schwangerschaftsvergiftung. Streng genommen handelt es sich dabei aber gar nicht um eine Vergiftung. Bei einer Präeklampsie – auch Spätgestose oder Schwangerschaftshochdruck genannt – ist der Blutdruck der Mutter chronisch erhöht. Die Ursache dafür, ist noch nicht vollständig erforscht. Die Präeklampsie/ Schwangerschaftsvergiftung zählt zu den schwangerschaftsbedingte Erkrankungen (Gestose).

Typisch für die Präeklampsie ist ein erhöhter Blutdruck nach der 20. Schwangerschaftswoche zusammen mit einer vermehrten Eiweißausscheidung im Urin. Es können Flüssigkeitsansammlungen (Ödeme) auftreten, vor allem in den Händen, Fingern und dem Gesicht.

Früher nannte man Präeklampsie auch EPH-Gestose, wobei die Abkürzungen E für “Edema” (engl. für Ödem, also Wassereinlagerungen), P für “Protein” (Eiweiß im Urin) und H für “Hypertension” (Bluthochdruck) stehen und damit die Hauptsymptome der Präeklampsie zusammenfassen.

Ebenfalls veraltete Bezeichnungen für Präeklampsie sind Schwangerschaftsvergiftung, Schwangerschaftsintoxikation oder Schwangerschaftstoxikose. Inzwischen ist aber belegt, dass es sich bei der Spätgestose nicht um eine Vergiftung handelt. In der Alltagssprache haben sich diese Begriffe aber bis heute gehalten.

Symptome einer Schwangerschaftsvergiftung erkennen

Präeklampsie tritt meist im letzten Schwangerschaftsdrittel, also nach der 20. SSW auf. In seltenen Fällen kann es auch bis zu zwei Wochen nach der Entbindung zu einer Schwangerschaftsgestose kommen.

Laut Sabine Föhl-Kuse, Gründerin der Arbeitsgemeinschaft „Gestose-Betroffene e.V.“, sind etwa fünf bis acht Prozent aller Schwangerschaften von einer Gestose betroffen.

Wie merkt man dass man eine Schwangerschaftsvergiftung hat?

Was eine Spätgestose mitunter so gefährlich macht, ist, dass ihre Anzeichen oftmals übersehen oder falsch gedeutet werden. Aus diesem Grund ist eine entsprechende Schwangerenvorsorge unumgänglich.

Folgende Beschwerden sind möglich: 

  • Erstmalig Bluthochdruck nach der 20.SSW
  • Mehrfache Blutdruckerhöhung mit Werten 140/90 oder einmalig über 160/100
  • Ausscheidung hoher Eiweißmengen über den Urin (mindestens 300 Milligramm innerhalb von 24 Stunden)
  • weniger Urin trotz normaler Flüssigkeitsaufnahme
  • starke Oberbauchschmerzen
  • Übelkeit/ Erbrechen
  • Kopfschmerzen

Allerdings können laut Dr. med. Bernd Berschick, Facharzt für Pränatale Diagnostik und Therapie, anhand dieser Risikofaktoren nur ca. 20 – 30 Prozent der tatsächlich auftretenden Schwangerschaftsgestosen vorhergesagt werden. Eine sicherere Methode ist hierbei ein frühes Präeklampsie-Screening.

Wie läuft ein Präeklampsie-Screening ab?

Bei einem Präeklampsie-Screening werden im Rahmen des Ersttrimester-Screenings folgende Untersuchungen durchgeführt:

  1. Blutflussmessung in den Gebärmutterarterien
    (Doppler-Sonographie)
  2. Blutuntersuchung auf zwei Eiweißstoffe im mütterlichen Blut
    (PAPP-A und PIGF)
  3. Fragen zur Familiengeschichte
    Risikofaktoren, Häufigkeit u.a.
  4. Blutdruckmessung

Bei einem auffälligen Ergebnis werden entsprechende Maßnahmen ergriffen.

Das Screening wird von den meisten gesetzlichen Krankenkassen nicht bezahlt, viele private Krankenkassen übernehmen die Untersuchungen bei Risikopatientinnen.

Welche Ursachen hat Präeklampsie?

Wie eine Präeklampsie entsteht, ist noch unklar. „Bekannt ist, dass es insbesondere bei einer frühen Präeklampsie zu Beginn der Schwangerschaft zu einer schlechteren Einnistung der Plazenta kommt“, so Stefan Verlohren, Leiter der Arbeitsgruppe Präeklampsie an der Klinik für Geburtsmedizin der Berliner Charité.

Es gibt allerdings einige Faktoren, die das Auftreten einer Schwangerschaftsvergiftung wahrscheinlicher machen. Wichtig ist, dass diese im Hinblick auf die Schwangerenvorsorge berücksichtigt werden.

Risikofaktoren für Präeklampsie

  • Bluthochdruck schon vor der Schwangerschaft
  • Bereits in einer vorhergegangenen Schwangerschaft wurde eine Präeklampsie diagnostiziert, beziehungsweise gab es familiäre Häufungen
  • Adipositas (Krankhaftes Übergewicht: BMI über 35)
  • Nährstoffmängel
  • Diabetes mellitus
  • Mehrlingsschwangerschaft
  • Sehr frühe oder eine späte Schwangerschaft (unter 18 oder über 35 Jahren)
  • Erkrankungen des Immunsystems, Gerinnungsstörungen
  • Stress und ungesunde Lebensweise

Welche Folgen kann eine Präeklampsie haben?

Eine Präeklampsie ist deshalb so gefährlich, weil sie sich sowohl auf den Organismus der werdenden Mama als auch auf die Versorgung des Babys nachhaltig negativ auswirkt.

Die mütterlichen Gefäße verengen sich, der Blutdruck steigt an. Dadurch wird die Plazenta nicht mehr ausreichend durchblutet, die Versorgung des Babys ist eingeschränkt. Mehr Abbauprodukte als üblich gelangen in den mütterlichen Blutkreislauf. Besonders gefährlich wird eine Schwangerschaftsvergiftung, wenn infolgedessen noch andere Organe betroffen sind, wie die Leber oder wenn die Durchblutung der Plazenta gestört wird.

Außerdem steigt bei einer Schwangerschaftsvergiftung das Risiko für eine Hirnblutung bei der Mutter, sowie für eine vorzeitige Plazentaablösung.

Ebenfalls kommt es vermehrt zu Frühgeburten, denn in den allermeisten Fällen müssen die Babys vor dem errechneten Geburtstermin entbunden werden.

: Überlebenschancen und Spätfolgen

Eklampsie und HELLP-Syndrom als Folgen

Aus einer Präeklampsie können sich weitere Spätgestosen entwickeln: Eklampsie und das HELLP-Syndrom. Mehr Infos dazu kannst du hier jeweils ausklappen.

Was ist eine Eklampsie?

Was ist das HELLP-Syndrom?

Wie wird die Präeklampsie behandelt?

Leider lässt sich Präeklampsie (noch) nicht heilen. Die Behandlung beschränkt sich auf die Stabilisierung von Mutter und Kind bis zur Entbindung, meist durch Einnahme blutdrucksenkender Medikamente.

Hier wird dein Arzt Nutzen und Risiken sorgsam gegeneinander abwägen und dir bei Bedarf ein geeignetes Mittel verschreiben. Außerdem sind bei bestehender Schwangerschaftsvergiftung engmaschige ärztliche Kontrollen angezeigt. Mithilfe des Doppler-Ultraschalls wird die Versorgung des Babys genau überprüft. In so gut wie allen Fällen bedingt die Präeklampsie eine frühzeitige Entbindung.

Wann sollte man bei einer Präeklampsie zum Arzt gehen?

Da die Werte, die eine Schwangerschaftsvergiftung bestätigen, nur von einem Arzt festgestellt werden können, ist es wichtig selbst auf Anzeichen und Symptome zu achten.

Wenn du folgende Anzeichen bei dir wahrnimmst, solltest du unbedingt deinen behandelnden Arzt zurate ziehen:

Du legst deutlich sprunghaft an Gewicht zu (mehr als 500 Gramm pro Woche)
Du leidest vermehrt an Wassereinlagerungen
Du hast immer wieder Kopfschmerzen, Schwindelanfälle
Du hast das Gefühl, schlechter zu sehen oder zu hören
Im Bereich des rechten Oberbauches verspürst du Schmerz oder Druckgefühl
Du hast das Gefühl, weniger oft die Blase entleeren zu müssen als sonst


Hier findest du Anlaufstellen bei Verdacht auf bzw. diagnostizierter Präeklampsie:

Wie kann man dem Schwangerschaftshochdruck vorbeugen?

Um einer Präeklampsie vorzubeugen, kannst du versuchen, Risikofaktoren so weit wie möglich zu minimieren. Achte auf eine gesunde Lebensweise und vermeide Übergewicht.

Die Arbeitsgemeinschaften Gestose-Betroffener in Deutschland, Österreich und der Schweiz weisen ausdrücklich auf die positive Wirkung einer gesunden und ausgewogenen Ernährungsweise mit Fokus auf eiweißreiche Lebensmittel hin. Auf keinen Fall sollte Salz im Speiseplan fehlen! Entwässernde Nahrungsmittel oder Arzneiprodukte sind dagegen absolut tabu!

: Darf ich Ibu und Co. nehmen?

FAQs

Kann eine Schwangerschaftsvergiftung unbemerkt bleiben?

Hat man bei einer Präeklampsie immer Bluthochdruck?

Wie hoch ist der Blutdruck bei Präeklampsie?

Wie viel Eiweiß wird bei einer Präeklampsie ausgeschieden?

Quellen

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