In diesem Artikel:
- Was genau ist eine Rektusdiastase?
- Welche Symptome gibt es bei einer Rektusdiastase?
- So kannst du selbst eine Rektusdiastase ertasten
- Ursachen & Risikofaktoren
- Prävention: Kann man einer Rektusdiastase vorbeugen?
- Beschwerden & Folgen
- 4 Übungen, die helfen
- Wann wird eine Operation notwendig?
- FAQs zum Thema
- Quellen
Die geraden Bauchmuskeln verlaufen in zwei Strängen vom Brustbein bis zum Becken. Die Linea alba ist eine breite Sehnenplatte an der vorderen Bauchwand, die die Muskelstränge miteinander verbindet. Sie zieht sich in der Mitte des Bauches vom Brustbein zum Schambein und stellt unter anderem eine Verbindung zwischen den beiden Muskeln da.
Normalerweise ist die Linea alba sehr straff und schmal – sie ist nicht breiter als zwei Zentimeter. Bei einer Rektusdiastase wird das Bindegewebe überdehnt. Der Spalt zwischen den beiden geraden Bauchmuskeln kann jetzt bis zu zehn Zentimeter breit sein.
Im Durchschnitt ist die Rektusdiastase ein bis vier Querfinger breit und zwölf bis 15 Zentimeter lang. In sehr ausgeprägten Fällen kann sie auch vom Brustbein bis zum Schambein reichen. Meistens ist die sie im Bereich des Nabels am stärksten ausgeprägt.
Im Wochenbett wird deine Hebamme nach der Gebärmutter – und damit auch nach der Rektusdiastase – tasten. Bis zu acht Wochen ist es völlig normal, dass eine Rektusdiastase besteht. Und sie kann durchaus länger bestehen. Die Rückbildung ist oft erst um den 1. Geburtstag des Kindes abgeschlossen.
Welche Symptome gibt es bei einer Rektusdiastase?
Eine Rektusdiastase verläuft meist schmerzfrei und ohne größere Beschwerden. Durch das seitliche Abweichen der Muskeln bildet sich ein tastbarer Spalt in der Bauchmitte. Das ist das häufigste Symptom einer Rektusdiastase. In schwerwiegenderen Fällen kann es auch zu sichtbaren Auswölbungen im Spaltbereich und Schmerzen bei Belastung in Hüfte und Rücken kommen. Hier siehst du eine Abbildung:
Rektusdiastase Bilder

© Bigstock/ guniita
Du bist dir nicht sicher, ob du unter einer die Symptome auf dich zutreffen? Es gibt auch Übungen, wie du selbst eine Rektusdiastase ertasten kannst:
So kannst du die Rektusdiastase ertasten
Du kannst eine Rektusdiastase selbst ertasten. So geht’s:
- Lege dich auf den Rücken und winkle deine Beine an
- Lege deine Hand auf deinen Bauch (die Hand sollte etwa zwei Fingerbreit über dem Bauchnabel liegen)
- Hebe deinen Kopf leicht an und spanne dabei leicht deine Bauchmuskeln an
- Jetzt spürst du vielleicht die Kanten der Muskeln. Wenn zwei oder mehr Finger zwischen die Längsmuskeln deines Bauchs passen, dann handelt es sich wahrscheinlich um eine Rektusdiastase.
Taste die Stelle aber bitte nicht zu oft ab. Denn das Anspannen der geraden Bauchmuskeln solltest du bei der Rektusdiastase vermeiden. Zur Kontrolle, ob Übungen bei einer Rektusdiastase wirken, reicht es, wenn du alle paar Wochen mal die Rektusdiastase ertastest.
Warum entsteht die Rektusdiastase?
Eine Rektusdiastase kommt sowohl bei Männern als auch bei Frauen vor – bei Frauen ist sie jedoch deutlich häufiger. Vor allem bei Müttern ist das Auseinanderweichen der Bauchmuskeln keine Seltenheit: Das British Journal of Sports Medicine hat herausgefunden, dass knapp 60 Prozent der Frauen sechs Wochen nach der Geburt diese Wölbung aufweisen. 32 Prozent beschäftigt die Rektusdiastase sogar bis zu einem Jahr nach der Entbindung.
Rektusdiastase nach Schwangerschaft
Der häufigste Grund für eine Rektusdiastase ist eine Schwangerschaft. Da das ungeborene Baby Platz braucht, werden die Organe und die geraden Bauchmuskeln zur Seite geschoben. Wandern die Muskeln nach der Geburt nicht wieder zueinander, bleibt eine Wölbung des Bauchraums – die Rektusdiastase – zurück.
In den letzten Wochen der Schwangerschaft kann es bei körperlicher Belastung zu Rektusdiastase-Symptomen wie Schmerzen im unteren Rücken, im Gesäß und in der Hüfte kommen. Insbesondere Frauen, die nicht zum ersten Mal schwanger sind, leiden unter diesen Beschwerden. Denn ihre Muskulatur wird wiederholt gedehnt.
Eine Rektusdiastase kann auch andere Gründe als eine Schwangerschaft haben: So kann laut einer Studie der Oxford University von 2020 eine Rektusdiastase auch angeboren sein oder durch Erkrankungen, die eine niedrige Muskelspannung verursachen, wie das Down-Syndrom oder Zerebralparese ausgelöst werden.
Risikofaktoren für eine Rektusdiastase
Es gibt einige Risikogruppen, bei denen es eher zu einer Rektusdiastase kommen kann:
- Schwangere mit großen Kindern
- übergewichtige Schwangere
- Frauen mit starker Gewichtszunahme in der Schwangerschaft
- Frauen, die mit Mehrlingen schwanger sind
- sehr dünne, sportliche Schwangere
Prävention: Kann man einer Rektusdiastase vorbeugen?
Grundsätzlich kannst du durch ein gesundes Gewicht sowie regelmäßiges Training der Bauch- und Beckenbodenmuskulatur das Risiko für eine Rektusdiastase vor der Schwangerschaft senken.
Während der Schwangerschaft gilt: Vermeide in den letzten drei Monaten starke Belastungen der Bauchmuskeln. Dazu gehören schweres Tragen, bestimmte Sportarten oder Übungen wie Sit-ups.
Rektusdiastase: Beschwerden & Folgen
Akute Rektusdiastase-Beschwerden sind selten. Die meisten Frauen bemerken eine Rektusdiastase lediglich an der Optik.
Unter Anspannung kann der Spalt in der Bauchmitte tast- und sichtbar sein. Auch wenn dies „nur“ ein ästhetisches Problem ist, leiden viele Frauen darunter, da sie auch viele Monate nach der Geburt noch so aussehen, als wären sie schwanger und hätten einen Babybauch.
Im folgenden Artikel redet Mutter Philine ganz offen über ihre Rektusdiastase:
Aber: Auch wenn ernsthafte Folgen eher selten sind, sollte man die Rektusdiastase trotzdem nicht unterschätzen. Die Bauchmuskulatur stabilisiert den Rumpf und hat damit eine wichtige Stützfunktion für den Körper. Wird die Muskulatur überdehnt, kann die Bauchwand ihre Aufgabe nicht mehr richtig erfüllen. Die Folgen können (chronische) Schmerzen im unteren Rücken und Instabilität in der Lendengegend sein. Außerdem kann es zu Verdauungsproblemen kommen.
Die Rektusdiastase selbst ist kein Eingeweidebruch (Hernie). In Folge einer Rektusdiastase können Frauen aber anfälliger für Bauchwand- und Narbenbrüche sein.
Ist eine Operation bei einer Rektusdiastase notwendig?
Die gute Nachricht: In der Regel lässt sich eine Rektusdiastase mit speziellen Übungen zur Stärkung der Bauchmuskeln gut wieder zurückbilden. Nur in Extremfällen ist eine Operation nötig, zum Beispiel bei großen Rektusdiastase-Beschwerden oder Brüchen in der Bauchwand (Hernien).
Dabei verschließen die Ärzte die Diastase entweder über den Bauchnabel oder über den Unterbauch. Die Operation wird oft mit einer Bauchdeckenstraffung kombiniert:
„Legen wir den Schnitt über den Unterbauch, liegt die Narbe gut versteckt oberhalb des Schambereichs. Auch die kleine Narbe am Nabel ist unauffällig“, erklärt Facharzt Hans-Jürgen Rabe, ärztlicher Leiter der Moser Klinik in Bonn.
Nach der Rektusdiastase-Operation müssen die Patienten meist noch etwa sechs Wochen einen Bauchgurt und Kompressionsmieder tragen und außerdem auf körperlich anstrengende Aktivitäten verzichten.
Rektusdiastase Übungen & Training
Das Wichtigste zuerst: Solange die Rektusdiastase tastbar ist, solltest du auf Übungen, die die gerade oder oberflächliche Bauchmuskulatur trainieren, unbedingt verzichten. Der Spalt könnte sich sonst vergrößern. Sit-ups, Crunches und intensive Rückenübungen solltest du vermeiden. Gut sind Übungen, die die inneren Bauchmuskeln und den Beckenboden sanft trainieren. Hier einige Beispiele:
#1 Beckenkippen
- Leg dich mit deinem Rücken auf dem Boden – die Knie sind angewinkelt.
- Drücke deinen Rücken platt gegen den Boden, indem du deine Bauchmuskeln anspannst und das Becken leicht nach oben beugst.
- Halte diese Position bis zu 10 Sekunden. Wiederhole das Ganze 10- bis 15-mal.
- Mach dann eine kurze Pause und wiederhole die Rektusdiastase-Übung zwei bis drei Mal.
#2 Seitstütz
- Die Ausgangsposition ist entweder die Links– oder Rechtsseitenlage – deine Beine sind angewinkelt.
- Drück dich jetzt vom Boden hoch und stütze dich auch deinen Unterarm.
- Beine, Rumpf und Oberkörper sollten in der Luft eine gerade Linie bilden.
- Nun senkst du dein Becken langsam ein paar Zentimeter und hebst es dann wieder in die Ursprungsstellung.
Wenn diese Übung schon zu leicht ist, kannst du die Beine ausstrecken. Willst du dich noch ein bisschen mehr vordern, kannst du die Übung auch mit einem gestreckten Arm machen.
#3 Brücke
- Leg dich auf den Rücken. Die Knie sind gebeugt, die Füße flach auf dem Boden, eine Hüftbreite voneinander entfernt, die Zehen nach vorne gerichtet.
- Spanne langsam deine Bauch- und Beckenmuskeln an, um deinen unteren Rücken gegen den Boden platt zu drücken (wie bei der Beckenkippe).
- Halte diese Beckenboden- und Bauchmuskelanspannung die ganze Übung hindurch.
- Hebe deine Hüften vom Boden ab.
- Drücke deine Fersen in den Boden. Achte darauf, nicht zu hoch zu heben und deinen unteren Rücken nicht zu überstrecken.
- Halte diese Position für zwei Sekunden und senke deine Hüften dann wieder zu Boden. 15-mal in zwei bis drei Sets wiederholen.
Hebamme Sandra hat noch ein paar Kompakt-Tipps, mit denen du eine Rektusdiastase vorbeugen kannst:
- Stehe gegen Ende der Schwangerschaft und im Wochenbett so oft es geht über die Seite auf – nicht gerade aufsetzen im Bett.
- Nichts tragen, das schwerer ist, als das Baby.
- Wenn du etwas trägts, darauf achten, dass der Beckenboden angespannt ist.