Saugglockengeburt: Wann ist sie nötig und ist sie gefährlich für mein Kind?

Nach der Saugglockengeburt: Mutter hält ihr Baby im Arm
Wann ist eine Geburt mit der Saugglocke notwendig?
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Vorab eine Entwarnung: Eine Saugglockengeburt ist nur selten notwendig. Da die Saugglocke bei der Geburt trotzdem manchmal eingesetzt werden muss, solltest du informiert sein. Hier liest du, wann der Einsatz notwendig ist, wie eine Saugglockengeburt abläuft und welche Folgen das für Mutter und Kind hat.


Was ist eine Saugglockengeburt?

Bei der Saugglockengeburt (oder auch Vakuum-Extraktion genannt) wird das Baby mithilfe einer Saugglocke zur Welt gebracht. Diese besteht aus einer kleinen Schale aus Silikon oder Metall, die mit einer Pumpe verbunden wird. Mit der Pumpe lässt sich ein Unterdruck erzeugen. Dadurch haftet sie am Hinterkopf des Ungeborenen und es kann so aus dem Geburtskanal herausgezogen werden.

Im Jahr 2020 kam in Deutschland nur bei rund 44.000 Geburten die Saugglocke zum Einsatz. Insgesamt gab es in Deutschland in dem Jahr über 770.000 Neugeborene.

Wann ist eine Saugglocke bei der Geburt notwendig?

Zum Einsatz kommt eine Saugglocke dann, wenn die Geburt schnell beendet werden muss. Etwa weil …

  • das Baby ungünstig im Geburtskanal liegt und allein nicht weiter nach unten kommt.
  • das Kind am Ende der Geburt auffällige Stressreaktionen zeigt.
  • die Mutter zu erschöpft zum Pressen ist oder Fieber bekommt.
  • sich die letzte Geburtsphase sehr lange hinzieht.

Unter welchen Voraussetzungen erfolgt eine Vakuumextraktion?

Die Saugglocke kommt nur unter bestimmten Voraussetzungen zum Einsatz.

Folgende Komponenten müssen erfüllt sein:

Der Muttermund ist vollständig geöffnet.
Die Fruchtblase ist schon gesprungen oder wurde eröffnet.
Der Kopf des Kindes befindet sich mit seinem größten Durchmesser im kleinen Becken.
Das Baby ist mit der Zange oder Saugglocke gut erreichbar.
Das Kind befindet sich in der Schädellage.

Vorteile einer Saugglockengeburt

Die Saugglocke ermöglicht es, schnell bei einer stockenden Geburt einzugreifen. Im Gegenteil zur Zangengeburt entsteht dabei keine Kompression des kindlichen Kopfes.

Wie läuft eine Geburt mit der Saugglocke ab?

  • Betäubung
    Falls die Mutter bei der Geburt noch keine PDA bekommen hat, wird der Beckenboden lokal betäubt. Die Mutter bekommt also nur wenig davon mit, wenn dir die Saugglocke eingeführt wird.
  • Anlegen der Glocke
    Nun legt der Arzt die Glocke am Kopf des Kindes an. Mithilfe der Pumpe wird ein Unterdruck in der Saugglocke erzeugt, sodass sie fest an dem Köpfchen anhaftet.
  • Kontrolle
    Der Arzt kontrolliert, ob sie richtig am Kopf des Kindes sitzt und keine Weichteile der Mutter erfasst wurden. Dann wird ein Probezug gemacht. Damit wird geprüft, ob die Saugglocke ausreichend festsitzt und der kindliche Kopf dem Zug folgt.
  • Zug bei Wehe
    Der Arzt wird bei der nächsten Wehe, während die Mutter presst, vorsichtig an der Glocke ziehen und dem Baby aus dem Geburtskanal heraushelfen.
: Wie fühlen sie sich an?
  • Abschluss
    Sobald der Kopf des Kindes geboren ist, wird die Saugglocke abgenommen. Der restliche Körper des Babys kann nun wie bei einer natürlichen Entbindung geboren werden.
  • Nachuntersuchung
    Nach der Saugglockengeburt wird die Mutter gründlich untersucht. Wenn Verletzungen entstanden sind, werden diese sofort fachgerecht versorgt.

Welche Folgen hat eine Saugglockengeburt für Baby und Mama?

Das Risiko bei einer Saugglockengeburt ist tatsächlich ziemlich gering. Um dem Baby die Geburt zusätzlich zu erleichtern, wird in der Regel auch ein Dammschnitt gesetzt. Was du darüber wissen musst, haben wir in diesem Artikel zusammengefasst:

: alle wichtigen Infos


Allerdings ist das Geburtsverfahren auch nicht komplett risikofrei:

Risiken für das Baby

#1 Hirnblutungen und Saugglockengeburt

In seltenen Fällen kann es bei der Saugglockengeburt durch die Nutzung des Unterdrucks zu Druckschwankungen im Kopf des Kindes kommen. Das kann Hirnblutungen verursachen. Aus diesem Grund wird bei Frühgeburten keine Saugglocke verwendet, da bei ihnen das Risiko einer Blutung erhöht ist.

#2 Veränderte Kopfform durch eine Saugglockengeburt?

Durch die Saugglocke hat das Kind nach der Geburt meistens eine Schwellung in der Größe der verwendeten Glocke am Kopf. Ein weit verbreiteter Irrglaube besteht darin, dass sich die Kopfform des Kindes als Spätfolge der Saugglockengeburt dauerhaft verändert. Das stimmt nicht. Die Schwellung am Kopf ist in der Regel harmlos und bildet sich innerhalb von zwei bis vier Tagen wieder zurück. Auch kleinere Hautverletzungen oder Blutergüsse sind möglich – aber auch eher als harmlos einzustufen.

: Infos und Übersichtstabelle

#3 Gelbsucht-Risiko bei einer Geburt mit Saugglocke

Dein Kind kann nach einer Saugglockengeburt eine stärkere Neugeborenen-Gelbsucht entwickeln, wenn ein sogenanntes Kephalhämatom entsteht. Der Abbau des Blutes im Hämatom kann eine Gelbsucht in den ersten Tagen begünstigen.

#4 Zusammenhang von Saugglocke und Hirntumoren?

Mit möglichen Spätfolgen von einer Geburt mit Saugglocke hat sich auch ein griechisches Ärzteteam befasst. In einer Untersuchung wurden 203 Kinder mit Hirntumoren mit 406 Kindern ohne Hirntumor verglichen.

Das Ergebnis: Nach einer Zangen- oder Saugglockengeburt sei das Risiko, einen Hirntumor im Kindesalter zu entwickeln, achtmal so hoch wie bei Kindern, die ohne Saugglocke geboren wurden. Ob hier wirklich ein belastbarer statistischer Zusammenhang besteht, muss jedoch erst nachgewiesen werden.

Mögliche Folgen für Mütter bei einer Geburt mit Saugglocke

Die Saugglockengeburt ist ein relativ sicheres Verfahren. Dennoch bestehen auch für die Mutter bestimmte Risiken. Meist wird bei diesem Geburtsverfahren ein Dammschnitt durchgeführt, der für die Betroffene unangenehme (Spät-)Folgen haben kann.

Manche Mütter empfinden Geburten mit Geburtshilfen außerdem als psychisch belastend. Hier ist es wichtig, engen Kontakt mit dem entbinden Arzt oder einer Hebamme zu pflegen und entsprechende Gefühle ehrlich zu kommunizieren.

: Ursachen und Tipps

Welche Alternativen gibt es zur Saugglockengeburt?

Neben der Saugglocke kann auch eine Geburtszange zum Einsatz kommen, wenn die Geburt ins Stocken geraten ist.

Hier wird das Neugeborene mithilfe einer Zange, die aus zwei Löffeln besteht, auf die Welt gebracht. Welches der beiden Instrumente verwendet wird, hängt von dem behandelnden Arzt und seiner Erfahrung ab. Oftmals wird die Zange der Saugglockengeburt vorgezogen, da sie im Notfall schneller durchgeführt werden kann.

Da das Verletzungsrisiko hier jedoch höher ist, ist nicht nur mehr Erfahrung, sondern auch technisches Geschick vom Geburtshelfer gefragt.

FAQs

Wann Saugglocke und Zange?

Wie viele Kinder werden mit Saugglocke geboren?

Quellen