Eine echte Ischialgie, die in der Regel durch verschleißbedingte Veränderungen der Lendenwirbelsäule verursacht wird, steckt bei schwangeren Frauen aber nur in äußerst seltenen Fällen hinter den Schmerzen.
Der Ischiasnerv ist der längste und dickste Nerv in unserem Körper. Er zieht sich von der Wirbelsäule über Gesäß und rückseitigen Oberschenkel bis zur Kniekehle, von dort führen Schienbein- und Wadennerv in Richtung Fuß.
Dementsprechend großflächig und vielfältig können sich die Schmerzen äußern, die bei einer Reizung des Ischiasnervs auftreten.
Betroffene Frauen klagen vor allem in den letzten Wochen der Schwangerschaft über stark ziehende oder reißende Schmerzen am unteren Rücken, in den Pobacken oder im hinteren Oberschenkel, die sich bis in die Füße erstrecken können.
Schmerzen in der Schwangerschaft:
Durch die instinktiv eingenommene Schonhaltung verstärken sich die Schmerzen und machen oft jede Bewegung zur Qual. Teilweise kommt es auch zu unangenehmen Gefühlsstörungen wie einem Kribbeln oder Taubheitsgefühl.
Ursachen: Wie kommt es zu Ischiasbeschwerden in der Schwangerschaft?
Bei Ischiasschmerzen denkt der Mediziner zunächst an einen Bandscheibenvorfall oder sonstige degenerative Veränderungen der Wirbelsäule. Das kann zwar auch bei werdenden Müttern in Frage kommen, in den meisten Fällen dürften den Beschwerden aber die typischen körperlichen Veränderungen in der Schwangerschaft zugrunde liegen:
- Durch die starke Gewichtszunahme am Bauch verlagert sich der Körperschwerpunkt nach vorne. Dadurch lastet mit fortschreitender Schwangerschaft immer mehr Gewicht auf dem unteren Bereich der Wirbelsäule. Die Gesäßmuskulatur wird stärker beansprucht und kann den direkt darunterliegenden Ischiasnerv reizen.
- Zusätzlich kann das Kind mit zunehmendem Wachstum Strukturen und Organe im Bauch- und Beckenbereich verdrängen. Insbesondere der Kopf kann auf das Nervengeflecht im Lendenwirbelbereich drücken, aus dem der Ischiasnerv hervorgeht.
- Aufgrund hormoneller Veränderungen werden in der Schwangerschaft Bandstrukturen in Becken und unterem Rücken gelockert, damit der kindliche Kopf das Becken beim Geburtsvorgang passieren kann. Das beeinträchtigt die Stabilität der Bänder und kann zu einer minimalen Knochenverschiebung z.B. am Iliosakralgelenk führen, die sich wiederum durch schmerzhafte Muskelverspannungen äußert.
Bei starken Schmerzen, die mehrere Tage anhalten oder mit Begleiterscheinungen wie Taubheitsgefühlen einhergehen, solltest du dich umgehend an deine Frauenärztin oder den Frauenarzt wenden.
Im Rahmen der Untersuchung muss auch in der Schwangerschaft eine orthopädische oder neurologische Ursache der Beschwerden ausgeschlossen werden.
Ein sofortiger Arztbesuch ist vor allem bei Rückenschmerzen in der Frühschwangerschaft angeraten, sie können Anzeichen für eventuell auftretende Komplikationen darstellen.
Therapie: Was tun bei Ischiasschmerzen in der Schwangerschaft?
Während bei Ischiasbeschwerden im Allgemeinen schmerzstillende Mittel verordnet werden, ist das vor allem im letzten Schwangerschaftsdrittel nur nach eingehender Nutzen-Risiko-Abwägung durch den Arzt eine Option. Es gibt aber eine Reihe nicht-medikamentöser Maßnahmen, die zu einer spürbaren Linderung der Beschwerden beitragen:
- Wärme wird als wohltuend empfunden. Mit einem warmen Vollbad oder dem Auflegen von Wärmflasche oder Kirschkernkissen am unteren Rücken wird die verspannte Muskulatur gelockert.
- Auch wenn du dich bei heftigen Ischiasschmerzen nach Ruhe sehnst – das kann die Verspannungen noch verstärken. Statt übermäßiger Schonung empfiehlt es sich, immer in Bewegung zu bleiben, z.B. bei Spaziergängen oder Schwimmen.
- Ärztlich verordnet wird meist eine Physiotherapie. Mithilfe der krankengymnastischen Übungen wird die Muskulatur gestärkt und die untere Wirbelsäule entlastet. Zusätzlich vermittelt der Therapeut, wie man sich möglichst rückenschonend (beispielsweise beim Heben und Tragen von Lasten) verhalten kann.
- Um bei längerem Sitzen die Rundung des unteren Rückens zu vermeiden, kann ein Sitzball oder Keilkissen hilfreich sein. Im Liegen lässt sich die verspannte Muskulatur leicht dehnen, indem man sich in der Seitenlage eine Deckenrolle oder festes Kissen unter die Knie legt.
Zur Entlastung der Bauch- und Rückenmuskulatur wird zuweilen auch ein Beckengurt verschrieben.
Betroffene Frauen berichten zudem von positiven Erfahrungen mit alternativen Behandlungsmethoden wie z.B. Akupunktur.
Prävention: Wie Ischias- und Rückenschmerzen in der Schwangerschaft vorbeugen?
Schon vor der Schwangerschaft hilft regelmäßiges Rückentraining, die Muskulatur gezielt zu stärken, damit es erst gar nicht zu den leidigen Beschwerden kommt. Auch wenn die Schwangerschaft keine Krankheit darstellt, solltest du in dieser Zeit starke Belastungen vermeiden und deine Aktivitäten dem veränderten körperlichen Zustand anpassen.
Zudem können leichte Übungen, wie man sie beispielsweise in der Schwangerschaftsgymnastik erlernt, einer Reizung des Ischiasnervs entgegenwirken.
Schuhe mit hohen Absätzen und dünnen Sohlen dürfen vorübergehend im Schrank bleiben, um die Stoßbelastung auf die Lendenwirbelsäule zu reduzieren. Stattdessen empfiehlt sich gut gepolstertes Schuhwerk, das den Fuß nicht einquetscht und das natürliche Abrollverhalten unterstützt.