Schwanger mit 40: Spätes Mutterglück mit Risiken?

Schwangere Frau steht auf einem Feld. Partner zeigt auf Babybach
Schwanger mit 40? Keine Seltenheit mehr.
©Unsplash/Randy Rooibaatjie

Lange Zeit waren Kinder kein Thema für dich, doch jetzt ist der Kinderwunsch da. Schwanger mit 40. Ist das nicht zu spät? Nicht unbedingt. Hier erfährst du alles über die Risiken und warum Vorsorge bei Schwangeren ab 40 besonders wichtig ist.

In diesem Artikel:

„Späte Mutterschaft“ keine Seltenheit mehr

Schwanger mit (über) 40? Da bist du nicht allein. Eine späte Schwangerschaft ist in Deutschland längst keine Seltenheit mehr. Immer mehr Frauen treffen bewusst die Entscheidung, erst mit Anfang 40 ihr erstes Kind zu bekommen. Die Gründe dafür sind verschieden: Viele Frauen stellen ihren Kinderwunsch erstmal hinten an, um ihre Ausbildung abzuschließen. Gleichzeitig wollen sie beruflich Fuß zu fassen und finanziell unabhängig sein. Last but not least – es fehlt ganz einfach der richtige Partner.

Laut dem statistischem Bundesamt lag das Durchschnittsalter bei der Geburt des ersten Kindes 2017 bei 32 Jahren. Auch wenn Frauen das erste Kind immer später bekommen, sind Schwangerschaften mit/über 40 trotzdem noch in der Unterzahl.

„In Deutschland hatten im Jahr 2016 rund 2,4 % der Erstgeborenen eine Mutter, die zum Zeitpunkt der Geburt mindestens 40 Jahre alt war“, so das statistische Bundesamt in einer Pressemitteilung 2017. Deutschland liegt damit im EU-Vergleich übrigens auf Platz vier. Italien hat die meisten späten Mütter.

Schwanger mit 40: Wieso Risikoschwangerschaft?

Schwangerschaften, bei denen Erstgebärende 35 Jahre oder älter sind oder werdende Mütter ab 40 gelten in Deutschland bereits als Risikoschwangerschaften. Denn: Die Wahrscheinlichkeit von Komplikationen während der Schwangerschaft nimmt mit dem Alter potenziell zu. Eine Risikoschwangerschaft wird als solche auch im Mutterpass vermerkt.

„Risikoschwangerschaft“ verunsichert

Dieses kleine Kreuzchen ist für viele Schwangere ein kleiner Schock und sie wissen nicht genau wie sie ihre „Risikoschwangerschaft“ einordnen sollen. Obwohl Frauen in einer späten Schwangerschaft als Risikoschwangere eingestuft werden, kommt es nicht zwangsläufig zu Komplikationen. Dein Alter zeigt deinem Frauenarzt, auf welche Werte und Befunde er besonders achten muss. Auch Frauen jenseits der 40 können fast immer mit einer ganz „normalen“ Schwangerschaft rechnen. Der Berufsverband der Frauenärzte beruhigt in seinem Artikel „Schwangerschaft ab dem Alter von 35“:

„Frauen, die gesund in ihre Schwangerschaft starten und sich entsprechend verhalten, können einen absolut normalen Schwangerschaftsverlauf haben.“

Allgemein gilt also: Je später eine Schwangerschaft geplant ist, desto wichtiger ist deine körperliche Gesundheit und dein Lebensstil. Frauen, die auf eine gesunde Ernährung achten und im gesunden Maß Sport machen, können so, unabhängig vom Alter, schwanger werden. Außerdem wichtig: Verzichte auf Nikotin. So kannst du auch mit 40 noch ein gesundes Kind auf die Welt bringen.

Tatsächliche Risiken für „Spätgebärende“

Trotzdem gibt es manche Risiken, die tatsächlich auf das Alter zurückzuführen sind, denen sich „Spätgebärende“ bewusst sein sollten. Der Grund für die altersabhängig intensivere Betreuung der Schwangeren ist die höhere Wahrscheinlichkeit für das Risiko einer Chromosomenstörung beim Kind. Mit einer Fruchtwasseruntersuchung oder einer Chorionzottenbiopsie kann ein möglicher Gendefekt beim Ungeborenen festgestellt werden. Die häufigste Chromosomenstörung ist die Trisomie 21, auch Down-Syndrom genannt.

Beschwerden wie Bluthochdruck, Bandscheibenvorfälle oder chronische Erkrankungen sind im „höheren“ Alter häufiger, deswegen leiden auch späte Mütter potenziell häufiger daran. Aber auch hier eine kleine Entwarnung: Selbst dies führt in den seltensten Fällen zu größeren Komplikationen.

Das Bindegewebe verliert schon ab 30 Jahren an Elastizität. Dadurch ist es durchaus möglich, dass Bänder, Sehnen und Muskulatur schneller nachgeben, wenn das Gewicht deines Babys in den späteren Schwangerschaftsmonaten nach unten drückt. Die Folge: Frühzeitige Wehen oder eine Wehenschwäche während der Geburt. Auch Wadenkrämpfe, Hämorrhoiden oder Scheidenkrampfadern kommt bei Spätgebärenden potenziell häufiger vor.

In einer späten Schwangerschaft ist das Risiko einer Myombildung – also gutartige Geschwulste in oder an der Gebärmutter – erhöht. Je nach Lage und Größe können sie zu Komplikationen wie Schmerzen oder sogar einer Frühgeburt führen. Häufig verursachen sie aber auch gar keine Beschwerden. Die Art der Therapie hängt von den Symptomen, der Größe und Lage des Myoms ab.

Schwanger mit 40: Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit

Je älter du wirst, desto länger kann es dauern, bis du schwanger wirst. Unsere Eierstöcke altern mit uns mit und sind mit 40 nicht mehr so funktionstüchtig wie mit 20. Zusätzlich nimmt die Anzahl der Eizellen mit dem Alter ab. Zyklen ohne Eisprung sind keine Seltenheit und auch eine befruchtete Eizelle nistet sich nicht immer zuverlässig in der Gebärmutter ein.

„Nicht jeder Geschlechtsverkehr am Eisprung führt zu einer Schwangerschaft: eine 25-jährigen Frau hat eine Chance von 25 %, eine 30-jährige Frau hat eine Chance von 15%“, so die Experten der Frauenärzte im Netz.

Zusätzlich kann sich Stress im Beruf negativ auf deine Fruchtbarkeit und die deines Partners auswirken. Schwanger werden mit 40 ist also nicht unmöglich, du musst nur unter Umständen etwas Geduld haben, wenn es nicht gleich in den ersten Monaten klappen sollte.

Kind mit 40? Zwillinge sind keine Seltenheit

Stimmt es, dass Frauen über 35 häufiger Zwillinge bekommen als jüngere Frauen? Die Antwort: Ja. Tatsächlich steigt die Wahrscheinlichkeit, (zweieiige) Zwillinge zu bekommen mit dem Alter an. Denn obwohl es nicht mehr in jedem Zyklus zu einem Eisprung kommt, reifen in manchen Zyklen gleich zwei Eizellen heran. Damit erhöhen sich während dieses Zyklus natürlich auch die Chancen auf eine Befruchtung und es kommt häufiger zu einer Mehrlingsschwangerschaft.

Zum Weiterlesen:

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Quellen:

  • Dr. med Kainer, Franz; Nolden Annette: Das große Buch zur Schwangerschaft. Umfassender Rat für jede Woche, Gräfe Und Unzer Verlag, S. 76-79
  • Berufsverband der Frauenärzte e.V.: Schwangerschaft ab dem Alter von 35, https://www.frauenaerzte-im-netz.de/schwangerschaft-geburt/schwangerenvorsorge/schwanger-ab-35/#c92 (letzter Zugriff: Mai 2019)
  • Croon Mariel: Schwanger werden: Den richtigen Zeitpunkt finden So steigern Sie Ihre Fruchtbarkeit, Georg Thieme Verlag
  • Berufsverband der Frauenärzte e.V.: Myom/Myome/Uterus Myomatosus, https://www.frauenaerzte-im-netz.de/erkrankungen/myome/ (letzter Zugriff: Mai 2019)