„Ich musste lernen: Schwanger zu sein ist nicht nur zauberhaft!“

Eine erschöpfte Mutter liegt auf dem Boden
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Ein Baby auszutragen ist ein Wunder, schon klar. Aber unsere Autorin Amelie Mond hat auch gelernt: Schwanger zu sein kann auch eine Tortur sein. Plötzlich wird dein Leben auf den Kopf gestellt und all die Dankbarkeit und Vorfreude wird überschattet, von plötzlichen Veränderungen in deinem sonst so selbstbestimmten, kontrollierten Leben. Hier erzählt sie von den Schwierigkeiten, mit denen sie in dieser Zeit zu kämpfen hatte.

Meine Brüste explodierten – und ich konnte sie noch nicht mal genießen!

Angefangen hat es bei mir mit einem explosionsartigen Wachsen der Brüste. Da wir Säugetiere sind, wie mein Arzt so schön meinte, sei das ja selbstverständlich. Nicht für mich, die es schon mit 13 Jahren lästig fand, dass sich die flache Brust allmählich in zwei kleine Spitzen entwickelt, die sich bei jedem Schritt bemerkbar machen! Nach ein paar Jahren hat man sich dann irgendwie an die zwei Dinger gewöhnt und sie vielleicht sogar schätzen gelernt. Doch bei einer Schwangerschaft werden sie nicht nur noch größer, sondern sind auch noch unglaublich empfindlich, jucken manchmal, verhärten sich und sind unheimlich sensibel. So sehr, dass man sie eigentlich kaum mehr genießen kann. Dabei habe ich mich immer auf ein pralles Dekolleté in der Schwangerschaft gefreut. Von dem „Problem“, dass man nun neue BH’s kaufen darf, ganz zu schweigen.

Essen, Trinken, Riechen: Ich war sensibler als ein Trüffelschwein!

Nachdem die Brüste einen also vorgewarnt hatten, dass sich nun alles verändern wird, folgen die Hormone, der Bauch und die Übelkeit. Kein tolles Gefühl, wenn man schon morgens früh mit einem Schwindelanfall begrüßt wird, ein wenig das Gleichgewicht verliert und plötzlich nur noch Cracker lutschen kann, um das kontinuierliche Gefühl des Brechreizes zu bändigen. Ein elender Kreislauf. Doch die Hoffnung, dass es nach dem ersten Trimester dann vorbei ist, lässt es einen überwinden. Beim Thema Essen darf man den Geruchssinn nicht vergessen. Nicht nur Menschen fangen plötzlich an zu stinken. Nein, es scheint, als wäre man über Nacht zum Trüffelschwein ausgebildet worden und erstickt an der Luft im Schlafzimmer, das eine ganze Nacht nicht gelüftet wurde. Ganz zu schweigen von dem morgendlichen Mundgeruch des Partners, der sich verzehnfacht hat. Ich kann alles riechen!

Tschüss Lust auf Sex, hallo Wackelpudding der Gefühle!

Dann folgt die Libido, die zu verschwinden scheint. Typisch Natur. Nun, da das Werk vollbracht ist, braucht das Weibchen das hormongesteuerte Männchen natürlich nicht mehr. Was für eine Ironie der Evolution, denn Sex ist ja wohl eines der schönsten Wege, Übelkeit und Schwindelattacken zu besänftigen. Aber nein, selbst das scheint keine Lösung mehr zu sein. Außerdem kommt man sich ja sowieso geschwollen, aufgeblasen und wabbelig vor. Denn der Körper scheint sich einer höheren Gewalt gefügt zu haben und all die Disziplin oder das schöne, straffe Körpergefühl, weichen einem Wackelpudding von Gefühlen.

Neue Kleidung kaufen? Der Gedanke begeisterte mich wenig!

Dass dies auch bedeutet, dass man seinen Kleiderschrank noch einmal von einer komplett neuen Seite beleuchten muss, scheint nicht jede Frau zu stören. Aber mich, die sich schon in der Grundschule jeden Abend ihre Sachen raus gelegt hat, damit sie sich nicht am Morgen überlegen musste, in was sie sich quetschen muss, stört dies immens. Doch obwohl ich theoretisch noch lange in meine eigenen Hosen gepasst hätte, hat der Knopfdruck meiner Hose dazu geführt, dass meine Übelkeit noch schneller voranschritt. Also gab’s nur noch Röcke und Schwangerschaftshosen – auch in der Zeit, in der ich noch keinen Schwangerschaftsbauch hatte. Das führt natürlich dazu, dass man sich besonders nach Liebe, Zuneigung sehnt. Vielleicht sind es die Nesthormone, aber gerade in der Beziehung scheint der Wunsch, an Nummer 1 zu stehen am größten… Aber was genau man will, weiß man natürlich auch nicht, denn das kann sich ja alle fünf Minuten ändern. Willkommen in der zweiten Pubertät!

Eine Hebamme in der Großstadt finden?! Viel Spaß damit!

Und somit kommen wir zu den anderen Veränderungen, die mit dem Dominoeffekt. Denn neben den regelmäßigen Arztbesuchen, kommen noch etliche weitere organisatorische Dinge hinzu:
Viel Spaß bei der Organisation einer Hebamme in einer gebärfreudigen Großstadt! Das Finden eines Krankenhausplatzes, bei dem dir schon bei den Infoabenden gesagt wird, dass man sich spätestens in der achten Woche der Schwangerschaft anmelden soll. Für alle Anfänger wie mich: Die meisten Frauen wissen in der achten Woche noch nicht einmal, dass sie schwanger sind! Und ab der 13. Woche – sagt man – ist man über den Berg. Aber trotzdem muss man von einem Krankenhaus zum anderen und darf sich überlegen welche Legebatterie einem mehr zusagt.

Letztendlich macht das „Ergebnis“ diese ganze Zeit natürlich wieder wett – aber ein ewiges Wandeln in Sonnenschein auf einer Blumenwiese ist die Schwangerschaft wirklich nicht. Wir überstehen das, wir Frauen sind stark, aber manchmal würde man ein paar der nervigen Nebensymptome doch gerne an den Partner aussourcen…