Warum tritt in der Schwangerschaft oft keine Migräne auf?
Frauen, die insbesondere während der Monatsblutung unter Migräne leiden oder wenn die Schmerzattacken für gewöhnlich ohne Aura auftreten, beobachten in der Schwangerschaft meist eine Verbesserung: vor allem im zweiten und dritten Schwangerschaftstrimester.
Die Ursachen der positiven Auswirkungen sind noch nicht hinlänglich erforscht. Vermutlich spielen Faktoren wie der konstant hohe Östrogen- und Progesteronspiegel sowie der gesündere Lebensstil (ausgewogenere Ernährung, regelmäßige Mahlzeiten, Verzicht auf Nikotin und Alkohol) in der Schwangerschaft eine Rolle.
Dafür spricht auch, dass einige Frauen bis nach der Stillzeit von Migräne-Episoden verschont bleiben. Anschließend tritt die Migräne aber meist wieder in gewohnter Intensität auf.
Was kann man gegen Migräne in der Schwangerschaft tun?
Für manche Migräne-Patientinnen wird die Schwangerschaft hingegen zu einer echten Herausforderung: Die Episoden können häufiger auftreten, länger andauern und/oder schwerer verlaufen. Andere Frauen bekommen in der Schwangerschaft zum ersten Mal eine Migräne.
Grundsätzlich sind in der Schwangerschaft nicht-medikamentöse Maßnahmen zu bevorzugen. Die Wirkstoffe von Schmerzmitteln können über die Plazenta in den Blutkreislauf des ungeborenen Kindes übergehen. Zur Vorbeugung von Migräne-Attacken empfiehlt sich eine gesunde Lebensweise:
- Geregelter Tagesablauf und ausreichend Schlaf (ideal sind 7,5 Stunden pro Nacht)
- Regelmäßige moderate Bewegung, z.B. Spazierengehen, Gymnastik, Yoga, Schwimmen
- Täglich zwei Liter trinken: Möglichst Mineralwasser, leichte Fruchtschorlen, Kräuter- und Früchtetees
- Ausgewogene Ernährung, verteilt auf mehrere kleine Mahlzeiten am Tag. Um einem Absinken des Blutzuckerspiegels vorzubeugen, sollte man für unterwegs gesunde Snacks wie z.B. Nüsse oder Obst griffbereit haben.
- Konsequenter Verzicht auf Alkohol und Nikotin
- Typische Migräne-Trigger wie Stress und Hektik in Job und Alltag sollten möglichst vermieden werden.
Bei einer akuten Migräne-Attacke in der Schwangerschaft kann eine kalte Kompresse auf Stirn, Nacken oder Schläfe die Beschwerden lindern. Alternativ kann in die genannten Stellen auch verdünntes Pfefferminzöl einmassiert werden. Migräne-Patientinnen machen zudem positive Erfahrungen mit Entspannungsübungen.
: Gesund durch die Schwangerschaft
Darf man bei Migräne in der Schwangerschaft Medikamente einnehmen?
Bei sehr intensiven Schmerzen und Begleitsymptomen wie starker Übelkeit ist es zuweilen auch in der Schwangerschaft angeraten, auf Medikamente zurückzugreifen.
Wichtig: Die Einnahme sollte unbedingt vorab mit dem behandelnden Arzt besprochen werden! Es gibt eine Reihe von gut untersuchten Medikamenten, die sich auch zur Anwendung in der Schwangerschaft eignen. Welches Mittel verordnet wird und wie es zu dosieren ist, entscheidet der Arzt abhängig vom jeweiligen Einzelfall.
Vorsicht ist vor allem im ersten Schwangerschaftstrimester angezeigt. In diesem Stadium bilden sich die Organe aus und der Embryo besonders anfällig für schädliche Einflüsse ist. Da Frauen in den ersten Wochen nach der Befruchtung oft noch gar nicht wissen, dass sie schwanger sind, empfiehlt es sich bei einem Kinderwunsch frühzeitig auf Medikamente zu verzichten und mit oben genannten Maßnahmen einer Migräne-Attacke möglichst vorzubeugen.
Ist Migräne in der Schwangerschaft gefährlich?
Zwar geht die Anzahl der Schmerz-Attacken bei einem Großteil der Migräne-Patientinnen deutlich zurück, dennoch besteht ein erhöhtes Risiko für Schwangerschaftskomplikationen – vor allem bei Frauen, die von einer Migräne mit Aura betroffen sind.
Eine großangelegte aktuelle Untersuchung aus Israel zeigt, dass es bei erkrankten Frauen deutlich häufiger zu Stoffwechselstörungen wie Schwangerschaftsdiabetes und Hyperlipidämie sowie Präeklampsie oder Thrombosen kommt. Zudem werden mehr psychiatrische Diagnosen gestellt. Ob derartige Komplikationen tatsächlich auf die Migräne zurückzuführen sind, ist hingegen unklar.
Ein Zusammenhang könnte jedoch insofern bestehen, als Migräne-Patientinnen im Durchschnitt einen höheren BMI haben und chronische Schmerzen vermehrt zu Depressionen führen – beides zählt zu den Risikofaktoren für Schwangerschaftskomplikationen. Empfohlen wird deshalb eine neurologisch-gynäkologische Begleitung und engmaschigere Überwachung von schwangeren Migräne-Patientinnen.