Schwangerschaftscholestase: Wie gefährlich ist der Gallenstau?

vonConnie Gräf-Adams | freie Autorin
Frau hat juckende Hände wegen einer Schwangerschaftscholestase
Nicht einfach nur juckende Haut: Eine Schwangerschaftscholestase kann schwere Folgen für das ungeborene Baby haben.
© Bigstock/ Suriyawut Suriya

Eine Schwangerschaftscholestase (ICP) ist eine seltene Lebererkrankung in der Schwangerschaft, die unbehandelt schwere Folgen für das ungeborene Kind haben kann. Lies hier alles zu Ursachen, Symptomen, Risiken sowie über die Behandlung von ICP.

Was ist eine Schwangerschaftscholestase?

Bei einer Cholestase kommt es zu einer verringerten Ausscheidung von Gallensäure. Dabei wird Gallenflüssigkeit zurückgehalten und kann nicht in den Darm abfließen. Mediziner unterscheiden zwischen zwei Arten der Cholestase:

  1. Intrahepatische Cholestase
    Die intrahepatische Cholestase ist die häufigste Cholestase in der Schwangerschaft und wird daher auch Schwangerschaftscholestase oder kurz ICP genannt. Sie entsteht durch eine Störung der Gallenbildung in den Leberzellen und tritt ausschließlich im zweiten oder dritten Schwangerschaftstrimester auf.
  2. Extrahepatische Cholestase
    Eine extrahepatische Cholestase ist eine Leberfunktionsstörung durch äußere Faktoren. Im Allgemeinen ist dafür mechanische Hindernisse wie Gallensteine, Tumore oder ein falsch liegendes Baby verantwortlich.

Wie oft kommt eine Schwangerschaftscholestase vor?

In Mitteleuropa wird die Erkrankung vergleichsweise selten beobachtet: Laut Dr. med. Cora Vökt, leitender Ärztin der Geburtshilfe und Pränatalmedizin in Grabs, sind nur etwa 0,4 bis ein Prozent der schwangeren Frauen betroffen.

Besonders häufig erkranken Frauen aus Chile und Skandinavien, hier liegt die Häufigkeit bei drei bis sieben Prozent. Die Gründe für diese Häufung sind noch unbekannt.

Litt eine Frau in einer vorherigen Schwangerschaft schon einmal unter ICP, erhöht sich die Wahrscheinlichkeit erneut eine intrahepatischen Cholestase zu bekommen auf 70 Prozent.

Welche Ursachen hat eine Schwangerschaftscholestase?

Trotz intensiver medizinischer Forschung ist die Ursache für die intrahepatische Cholestase in der Schwangerschaft noch nicht abschließend geklärt. Laut verschiedener Studien, die im Deutschen Ärzteblatt zusammengefasst wurden, gehen Experten davon aus, dass ein Zusammenspiel folgender genetischer und hormoneller Faktoren Ursachen einer Schwangerschaftscholestase sein können:

  • Selenmangel
  • Gestagentherapie (zum Beispiel zur Senkung der Frühgeburtenrate und vorzeitigen Wehentätigkeit)
  • Hepatitis C Erkrankung
  • erhöhte Darmpermeabilität

Vermutlich hemmen Östrogene und Gestagene den erblich bedingten gestörten Abtransport von Gallensäuren noch zusätzlich. Da die Hormone im letzten Schwangerschaftsdrittel eine besonders hohe Konzentration aufweisen, würde das erklären, warum ICP erst etwa ab der 26. Schwangerschaftswoche auftritt.

Woran erkennt man die Schwangerschaftscholestase? Symptome

Charakteristisches Merkmal der intrahepatischen Cholestase in der Schwangerschaft ist ein massiver Juckreiz im letzten Schwangerschaftsdrittel. Meist tritt dieser zuerst an den Handinnenflächen und Fußsohlen auf und breitet sich in der Folge auf dem gesamten Körper aus.

In schweren Fällen kann es zusätzlich zu Gelbsucht und einer dunklen Färbung des Urins kommen, einige Patientinnen klagen zudem über Appetitlosigkeit, Übelkeit und Erbrechen.

Falls sich bei dir in der fortgeschrittenen Schwangerschaft ein starker Juckreiz bemerkbar macht, solltest du unverzüglich deinen Frauenarzt aufsuchen.

Da keine weiteren Hautveränderungen sichtbar werden, gehen viele werdende Mütter irrtümlich davon aus, dass der Juckreiz eine herkömmliche Begleiterscheinung von trockener Haut in der Schwangerschaft darstellt.

Um eine verlässliche Diagnose zu stellen und andere Erkrankungen auszuschließen, wirst du vom Arzt ausführlich zu deiner Krankheitsgeschichte befragt und ob ICP bereits in deiner Familie aufgetreten ist. Neben einer gründlichen Hautuntersuchung werden deine Leber- und Gallenwerte anhand einer Blutprobe bei nüchternem Magen ermittelt.

Krankheitsverlauf: Risiken und Folgen der intrahepatischen Schwangerschaftscholestase

Eine unbehandelte Schwangerschaftscholestase kann im weiteren Krankheitsverlauf für Mutter und Kind schwere Folgen haben. Die ​​Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe warnt vor folgenden Risiken:

Risiken einer Schwangerschaftscholestase für die Mutter

Risiken einer Schwangerschaftscholestase für das Baby

  • Herzrhythmusstörung
  • intrauteriner Fruchttod
  • Frühgeburt
  • Sauerstoffmangel während der Geburt
: Risiken, Überlebenschancen, Spätfolgen

Das mit ICP einhergehende Risiko von Früh- und Fehlgeburten kann durch die Verabreichung des Wirkstoffs Ursodeoxycholsäure reduziert werden.

Aktuelle wissenschaftliche Meta-Analysen haben zudem ergeben, dass nicht – wie ursprünglich angenommen – bereits bei einem Gallensäurespiegel der Mutter über 40 µmol/l Lebensgefahr für das ungeborene Kind besteht, sondern erst bei Werten von mehr als 100 µmol/l. Eine derart hohe Konzentration kommt jedoch äußerst selten vor.

Da es in der Schwangerschaft zu starken Schwankungen des Serumspiegels kommen kann, ist eine möglichst wöchentliche Kontrolle notwendig. Bei entsprechend hohen Werten kann eine vorzeitige Einleitung der Geburt ab der 36. Schwangerschaftswoche angezeigt sein.

Behandlung einer Schwangerschaftscholestase

Im Falle einer intrahepatischen Schwangerschaftscholestase ist eine engmaschige Überwachung von Mutter und Ungeborenem notwendig. Die Ausscheidung der überschüssigen Gallensäuren anzuregen, steht im Vordergrund der Therapie.

Der Arzt verordnet in der Regel die Gabe von Ursodeoxycholsäure. Der Wirkstoff gilt als sicher in der Schwangerschaft.

Gleichzeitig wird der quälende Juckreiz, der dich eventuell nachts nicht mehr schlafen lässt, durch die vermehrte Ausscheidung meist spürbar gemindert. In Absprache mit dem behandelnden Arzt kannst du zusätzlich rückfettende Salben zur Linderung der juckenden Haut anwenden.

Durch den sinkenden Hormonspiegel nach der Entbindung pegelt sich die Konzentration der Gallensäuren im Blut innerhalb einiger Wochen wieder ein und der Juckreiz geht komplett zurück.

Im Falle einer erneuten Schwangerschaft besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass es erneut zu einer intrahepatischen Cholestase kommt, vor allem dann, wenn du hormonelle Verhütungsmittel wie die Anti-Baby-Pille verwendest. Ärzte raten deshalb zu alternativen Verhütungsmethoden.

Quellen