Schwangerschaftsdepressionen – Anzeichen, Ursachen und Hilfe

Frau mit Schwangerschaftsdepressionen sitzt am Fenster
Schwangerschaftsdepressionen betreffen bis zu 15 Prozent der Schwangeren. Therapeutische Hilfe kann vorbeugen.
© Unsplash / Kinga Cichewicz

Eine Schwangerschaft ist eine wunderschöne Zeit – doch nicht für jede Frau. Zehn bis 15 Prozent der Schwangeren leiden in dieser Zeit unter Schwangerschaftsdepressionen. Lies hier, welche Anzeichen auf eine Depression hinweisen, welche Ursachen diese Krankheit hat und was dir hilft, diese schwere Zeit zu überstehen.

Das Wichtigste in Kürze:

  • Etwa eine von sieben Schwangeren leidet an einer Schwangerschaftsdepression.
  • Die Ursachen dafür sind sehr unterschiedlich: von Veranlagung bis hin zu einschneidenden Ereignissen während der Schwangerschaft.
  • Zu den Anzeichen gehören unter anderem Kraftlosigkeit, Schlafstörungen, Appetitverlust, Traurigkeit und ein Gefühl der extremen Leere.
  • Aber: Jede betroffene Schwangere erlebt die Schwangerschaftsdepression anders.
  • Etwa die Hälfte der betroffenen Frauen entwickelt nach dem Stimmungstief kurz vor der Geburt auch eine Wochenbettdepression – eine Behandlung kann hier vorbeugen.
  • Bei Verdacht auf eine Depression solltest du unbedingt Hilfsangebote in Anspruch nehmen!

Schwangerschaftsdepressionen: Eine von sieben Schwangeren betroffen

Oftmals überspielen schwangere Frauen ihre negativen Gefühle. Schließlich hat man ihnen doch immer erklärt, dass diese Zeit „so, so wunderschön“ zu sein hat und Stimmungsschwankungen auf Grund der Hormone „typisch“ sind. Doch tatsächlich haben diese Stimmungsschwankungen bei zehn bis 15 Prozent der Schwangeren einen ernsten Hintergrund: Schwangerschaftsdepressionen.

Eine etwas ältere, aber sehr umfassende Übersichtsarbeit zum Thema „Peripartale Depressionen erkennen und behandeln“, die im Jahr 2012 im Deutschen Ärzteblatt erschienen ist, geht sogar von über 18 Prozent aus.

Depressionen in der Schwangerschaft sind also nicht untypisch, weshalb es umso wichtig ist, Anzeichen frühzeitig zu erkennen und den negativen Gefühlen gegenzusteuern, unter Umständen auch mit Medikamenten. Denn Schwangerschaftsdepressionen können – je nach Ausprägung natürlich – dem Ungeborenen schaden: so steigt zum Beispiel das Risiko für eine Fehlgeburt oder eine Frühgeburt.

Symptome: Wie erkennt man eine Schwangerschaftsdepression?

Physische und psychische Anzeichen

Und wie erkenne ich eine Depression? Schwangerschaft per se ist schließlich eine Ausnahmesituation und auch Stimmungsschwankungen sind in gewissem Rahmen normal. Ist das Stimmungstief vor der Geburt also „nur“ hormonell oder schon ein Warnsignal für eine drohende Schwangerschaftsdepression oder Wochenbettdepression?

Die Initiative „Schatten & Licht e.V.“ für peripatale psychische Erkrankungen hebt folgende Anzeichen einer Depression hervor:

Du…

  • …fühlst dich kraftlos und erschöpft
  • …spürst eine extreme, nicht enden wollende Müdigkeit
  • …hast Ängste, die du teilweise selbst nicht verstehen kannst
  • …hast negative Gedanken über das Kind und die Schwangerschaft
  • …fühlst dich oft bedrängt
  • …hast auf einmal Probleme mit Nähe (sexuelle Unlust)
  • …verlierst das Interesse an Dingen, die du vorher gerne getan hast
  • …hast ein Gefühl der extremen Leere
  • …spürst unendliche Traurigkeit
  • …bist sehr leicht reizbar
  • …bist nicht mehr in der Lage, dich zu konzentrieren
  • …hast wenig Appetit
  • …leidest unter Schlafstörungen

Wie fühlt sich eine Schwangerschaftsdepression an?

Genau wie eine reguläre Depression erlebt auch jeder betroffene Schwangere ihre Depression anders. Symptome und Ausprägungen können sich stark unterscheiden.

Depression oder nur Stimmungsschwankung?

Ob es sich wirklich um eine Schwangerschaftsdepression handelt, kann nur ein Arzt definitiv einschätzen.

Wenn du dich selbstmordgefährdet fühlst oder nicht im Stande bist, tägliche Dinge zu verrichten oder wenn du unter Panikattacken leidest, sprich unbedingt mit deinem Arzt, einer Hebamme oder einer vertrauten Person!


Einen Therapeuten oder Psychiater in Anspruch zu nehmen ist kein Zeichen von Schwäche, sondern ein Zeichen dafür, dass du eine gute Mutter bist, die alle nötigen Schritte unternimmt, um sich und ihr Baby sicher und gesund zu erhalten.

Hier bekommst du Hilfe:

Schwangerschaftsdepressionen: Ursachen

Wie bei anderen Depressionen auch wird eine Schwangerschaftsdepression durch eine Vielzahl verschiedener biologischer und psychologischer Faktoren ausgelöst. Manche Frauen haben einfach eine höhere Veranlagung zu Depressionen und durch das einschneidende Erlebnis der Schwangerschaft kommt diese Veranlagung dann zutage. Ein Baby zu erwarten, verändert schließlich alles: Wie man sich als Frau wahrnimmt, die Lebensplanung, die Partnerschaft – alles wird sich ändern, und das kann Angst machen!

Mögliche Gründe für Depressionen in der Schwangerschaft:

  • Familiäre oder persönliche Depressionen in der Vergangenheit
    Wenn Depressionen in deiner Familie oder in deiner persönlichen Geschichte vorkommen, könntest du gerade jetzt anfälliger für solche Probleme sein.
  • Zusätzliche, anstrengende und belastende Ereignisse
    Ziehst du gerade um, oder baust ein Haus, um Platz für das neue Familienmitglied zu haben? Hast du Ärger in der Arbeit? Jede große Veränderung in deinem Leben kann Depressionen auslösen.
  • Schwangerschaftsprobleme
    Eine problematische Schwangerschaft wie zum Beispiel starke morgendliche Übelkeit kann sich emotional negativ auswirken, ebenso wie die Sorgen um das Baby.
  • Ungewollte Schwangerschaft
    Deine Schwangerschaft war alles andere als geplant, in der falschen Lebenssituation oder mit dem falschen Partner? Dann kann auch das eine Schwangerschaftsdepression begünstigen.
  • Mangelnde soziale Unterstützung und/oder problematische Partnerschaft
    Fühlst du dich allein gelassen mit deinen Sorgen und Ängsten, kann sich auch das niederschlagen als Depression. Schwangerschaft – auch wenn du den Zwerg in deinem Babybauch wachsen lässt – solle eine Teamleistung sein. Binde deinen Partner, Familie oder Freunde ein und gib Aufgaben ab.
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  • Missbrauchs-Situationen in der Vergangenheit
    Eine Schwangerschaft kann schmerzvolle Erinnerungen hervorbringen. Missbrauch sexueller, gewalttätiger oder emotionaler Art wird plötzlich wieder wachgerufen. Dein Körper verändert sich, ohne dass du Kontrolle darüber hast – das kann längst Vergessenes zurückbringen. Die fehlende Kontrolle über die Veränderungen im Körper spiegeln für dich möglicherweise den erlebten Kontrollverlust aus der Vergangenheit wider.
  • Langes Warten oder vorangegangene Fehlgeburten
    Wenn du lange darauf gewartet hast, schwanger zu werden oder wenn du Fehlgeburten hatten, wirst du nun vermutlich um die Sicherheit deiner Schwangerschaft besorgt sein – das kann zu Stress und Schwangerschaftsdepressionen führen.

Hilfe & Behandlung bei Schwangerschaftsdepressionen

Zunächst ist es wichtig, sich seinen negativen Gefühlen zu stellen und sie zu akzeptieren. Deshalb fordert die Stiftung Deutsche Depressions Hilfe eine bessere Aufklärung über Depressionen in der Schwangerschaft und danach.

„Notwendig ist eine Aufklärung über die Erkrankung, auch zur Entlastung von Schuldgefühlen. Es ist von größter Bedeutung für den Verlauf der Krankheit, dass sowohl die Mutter als auch ihre Familie verstehen, dass es sich hier um eine behandelbare Erkrankung handelt“, informiert die Stiftung auf ihrer Website.

Eine Schwangerschaftsdepression oder später eine Wochenbettdepression ist mit professioneller Hilfe nämlich gut behandelbar – auch ohne Medikamente.

Nach wie vor gibt es keine Studien, welche die Langzeitfolgen für das Kind untersucht haben, wenn die Mutter während der Schwangerschaft oder in der Stillzeit Antidepressiva genommen hatte. Daher setzen Ärzte Medikamente vorsichtig ein – vor allem im ersten Trimester, wenn der Embryo seine Organe ausbildet.

: gut zu wissen
Behandlungsempfehlungen

Aktuelle Behandlungsempfehlungen bei Schwangerschaftsdepressionen finden sich unter www.embryotox.de, einem Angebot des Pharmakovigilanzzentrums für Embryonaltoxikologie der Charité in Kooperation mit der Abteilung für Gynäkologische Psychosomatik der Universitätsklinik Bonn.

Dein Ansprechpartner sollte aber immer dein behandelnder Arzt sein!

Tipps, einer Schwangerschaftsdepression vorzubeugen

Natürlich lässt sich einer Depression in der Schwangerschaft nur bedingt vorbeugen. Es gibt Faktoren, wie etwa traumatische Erlebnisse in der Vergangenheit, welche eine Erkrankung begünstigen, die du nicht beeinflussen kannst. Dennoch kannst du auf ein paar Dinge Rücksicht nehmen, die dir und deinem Ungeborenen helfen können.

  • Entlastung im Alltag
    Widerstehe der Versuchung, so viel wie möglich auf dich zu laden, bis das Baby kommt. Setz dich nicht unter den Druck, alles selbst zu erledigen! Du wirst weniger Zeit für dich selbst haben, wenn das Baby erst einmal da ist, also lies jetzt ein Buch, frühstücke im Bett oder mache einen schönen, langen Spaziergang. Sich um sich selbst zu kümmern ist ein wesentlicher Bestandteil davon, sich um das Baby zu kümmern!
  • Offene Kommunikation
    Sprich mit deinen Freunden über deine Ängste und Sorgen. Rede besonders mit deinem Partner! Du brauchst seine Unterstützung – die er dir aber nur geben kann, wenn du offen mit ihm sprichst.
  • Therapieangebote nutzen
    Nimm Anzeichen einer drohenden Schwangerschaftsdepression ernst. Wenn du über zwei Wochen vergeblich versucht hast, aus diesem Tief herauszukommen, könnte eine Beratungsstelle wie zum Beispiel Pro Familia oder der Besuch bei einer Therapeutin oder einem Therapeuten helfen. Du brauchst jemanden, bei dem du dich sicher fühlst und dem du vertrauen kannst.

Nach der Schwangerschaft: Wochenbettdepression (postnatale Depressionen)

Etwa die Hälfte der Frauen, die an dem Stimmungstief vor der Geburt leiden, entwickeln nach der Geburt postnatale Depressionen, auch Wochenbettdepression genannt. Eine Therapie während der Schwangerschaft kann dieses Risiko jedoch drastisch reduzieren.

Ein gut ausgebautes Netzwerk aus Freunden, Familienmitgliedern, deinem Partner, deinem Arzt und einem Therapeuten, bedeutet, dass deine Helfer stets zur Unterstützung da sind, wenn das Baby geboren ist.

Quellen