Warum gibt es die Schwangerschaftsvorsorge eigentlich?
Schon vor mehr als 100 Jahren gab es Vorsorgeuntersuchungen für Schwangere. Mittlerweile sind diese Untersuchungen während und nach der Schwangerschaft durch die Mutterschaftsrichtlinien des gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) geregelt.
Das Ziel der Schwangerenvorsorge ist die engmaschige Untersuchung und Betreuung der Schwangeren und der Entwicklung des Kindes.
Mögliche Gefahren und Risiken können so früh erkannt und behandelt werden.
Neben der körperlichen Untersuchung ist auch die Beratung und emotionale Unterstützung ein großer Teil der Schwangerschaftsvorsorge. Fragen und Bedenken zu Ernährung, Lebensstil, Medikamenten und Co. können während der Termine gestellt werden.
Was beinhaltet die Schwangerschaftsvorsorge?
Erstuntersuchung
Wenn der Schwangerschaftstest positiv ist, dann findet die erste ärztliche Untersuchung bald statt. Hier wird die Schwangerschaft dann bestätigt und folgende Untersuchungen durchgeführt:
- Allgemeine und gynäkologische Untersuchung
- Blut- und Urintest
- Blutdruckmessung
- Bestimmung des Körpergewichts
- Gespräch zur Krankheitsgeschichte, früheren Schwangerschaften, dem familiären Umfeld, etc.
Bei diesem Termin bekommst du auch deinen Mutterpass. In diesen werden alle wichtigen Daten und Untersuchungsergebnisse während deiner Schwangerschaft eingetragen.
Die Ausstellung des Mutterpasses gehört zur gesetzlichen Mutterschaftsvorsorge. Im Mutterpass werden alle Krankheiten und Untersuchungsergebnisse, die für die Schwangerschaft und Geburt relevant sind, gelistet. Auch den berechneten Geburtstermin sowie Angaben zur Geburt und zum Neugeborenen (nach der Geburt) findest du hier.
Wichtig: Während der Schwangerschaft solltest du deinen Mutterpass immer bei dir haben – und ihn auch bei jeder Vorsorgeuntersuchung vorlegen.
Hier findest du ein paar interessante Links, die dir zu Beginn deiner Schwangerschaft helfen könnten:
Vorsorgeuntersuchungen alle 4 Wochen
Während der Schwangerschaft finden dann die allgemeinen Vorsorgeuntersuchungen statt. Üblicherweise alle vier Wochen – ab der 32. Schwangerschaftswoche dann alle zwei Wochen. Bei Mehrlings- oder Risikoschwangerschaften finden die Vorsorgeuntersuchungen schon früher öfters statt.
Zu den Routineuntersuchungen gehören:
- Blutdruckmessung
- Gewichtskontrolle
- Urinuntersuchung
- Blutabnahme
- Kindslage ertasten
- Gespräch: Erfragen von Beschwerden
- Muttermund überprüfen
- Abtasten und Abhören des Bauches
Drei große Ultraschalluntersuchungen
Bei insgesamt drei Ultraschalluntersuchungen wird das Baby engmaschiger kontrolliert. Hier kann dein Arzt sehen, ob es sich um eine Mehrlingsschwangerschaft handelt. Auch das Alter des Kindes und seine Entwicklung im Bauch (Größe, eventuell auffällige Merkmale) können hier bestimmt werden.
Während der Schwangerschaft sind drei Ultraschalluntersuchungen vorgesehen:
- Zwischen der 8. und 11. SSW
- Zwischen der 18. und 21. SSW
- Zwischen der 28. und 31. SSW
Was du bei den jeweiligen Ultraschall-Terminen sehen kannst und, was du sonst noch wissen musst, kannst du in unseren Ratgeberartikeln nachlesen.
Neben den Routine-Vorsorgeuntersuchungen gibt es auch freiwillige Zusatzuntersuchungen, wie zum Beispiel das Ersttrimesterscreening. Es bietet eine Möglichkeit, die Wahrscheinlichkeit für einige Krankheiten und Fehlbildungen zu berechnen. Für wen das Screening sinnvoll ist, wie es abläuft und wie hoch die Kosten sind, erfährst du hier.
Wichtige Tests im Rahmen der Schwangerschaftsvorsorge
Neben den allgemeinen Untersuchungen gibt es auch noch eine Reihe von weiteren Tests, die zur Schwangerschaftsvorsorge gehören. Diese Tests sind meist freiwillig und werden bei Bedarf durchgeführt (es handelt sich hierbei um IGeL-Leistungen in der Schwangerschaft). Zu den wichtigsten IGeL-Tests für Schwangere gehören:
- Toxoplasmosetest: Dieser Test weist Toxoplasmose-Antikörper nach. Toxoplasmose-Erreger können für das Ungeborene gefährlich werden.
- Streptokokken B-Test: Kann eine Frühgeburt oder eine Hirnhautentzündung auslösen – die Bakterien können durch einen Mund-Abstrich nachgewiesen werden.
- Zytomegalie-Infektions-Test: Herpes-Viren sind für Erwachsene in der Regel harmlos – in der Schwangerschaft kann eine Neuansteckung gefährlich werden. Da allerdings keine Behandlung möglich ist, empfehlen Ärzte diesen Test überwiegend nicht. Denn er würde die Schwangere nur unsicher machen.
- Zuckertest: Kann Schwangerschaftsdiabetes nachweisen.
Auch ein Test zum Ausschluss einer HIV-Infektion sowie zusätzliche Ultraschall-Untersuchungen können Teil der Schwangerschaftsvorsorge sein.
Beachte: Diese freiwilligen Tests musst du oft selbst bezahlen – lass dich hier von deinem Arzt beraten und aufklären.
Wann findet welche Untersuchung statt? Unser Zeitplan
Schwangerschaftswoche | Untersuchung | Besonderheiten |
~ SSW 5 | Erstuntersuchung |
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SSW 9 – 12 | Vorsorgeuntersuchung – erster Ultraschall |
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SSW 15 – 16 | Vorsorgeuntersuchung |
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SSW 19 – 22 | Vorsorgeuntersuchung – zweiter Ultraschall |
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SSW 24 | Vorsorgeuntersuchung |
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SSW 25 – 28 | Vorsorgeuntersuchung |
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SSW 29 – 32 | Vorsorgeuntersuchung – dritter Ultraschall |
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SSW 34 | Vorsorgeuntersuchung |
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SSW 36 | Vorsorgeuntersuchung |
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SSW 38 bis 40 | Vorsorgeuntersuchung |
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Natürlich gilt: Wenn zwischen deinen geplanten Vorsorgeuntersuchungen Beschwerden, Probleme oder Sorgen auftreten, kannst du dich jederzeit an deinen Arzt (oder deine Hebamme) wenden.
Sonderfall Risikoschwangerschaft: Was ist bei der Vorsorge anders?
Es gibt verschiedene Gründe, wieso eine Schwangerschaft als Risikoschwangerschaft gilt: von Mehrlingsschwangerschaften zu Problemen bei einer vorherigen Schwangerschaft.
Wird eine Schwangerschaft als Risikoschwangerschaft eingestuft, bedeutet das, dass die Schwangere noch genauer untersucht wird. Eine Reihe von zusätzlichen Tests und Untersuchungen sind dann Teil der Schwangerschaftsvorsorge. Zum Beispiel:
- Zusätzliche Ultraschalluntersuchungen
- CTG-Untersuchungen (früher/häufiger als bei regulären Schwangerschaften)
- Nicht-invasiver Pränataltest (NIPT) auf Trisomie 13,18 und 21
- Chorionzottenbiopsie (ab 11. SSW), Untersuchung auf Stoffwechselerkrankungen und Erbgutveränderungen des Kindes
Arzt oder Hebamme: Wer darf die Untersuchungen durchführen?
Muss ich die Untersuchungen bezahlen?
Dürfen Vorsorge-Termine auch während der Arbeitszeit sein?
Wie viele Vorsorgeuntersuchungen in der Schwangerschaft?
Ist die Schwangerschaftsvorsorge eine Pflicht?
Schwangerschaftsvorsorge: der Unterschied zur Pränataldiagnostik
Die Pränataldiagnostik verfolgt ein anderes Ziel als die Standard-Vorsorgeuntersuchungen in der Schwangerschaft. Bei der Pränataldiagnostik geht es gezielt darum, Erbkrankheiten oder Behinderungen des Kindes zu erkennen (vor allem dann, wenn Risikofaktoren bestehen) – entdeckte Krankheiten oder Fehlbildungen können nicht immer behandelt werden. Die Pränataldiagnostik bietet Eltern aber die Möglichkeit, sich besser auf die Zeit nach der Geburt vorzubereiten (oder über einen Schwangerschaftsabbruch nachzudenken).
Zu den Untersuchungen der Pränataldiagnostik gehören:
- Nicht invasive Methoden: Nackenfalten-Ultraschall, hochauflösender Ultraschall, genetische Bluttests auf Chromosomen-Abweichungen wie die Trisomie 21 (Down-Syndrom)
- Invasive Methoden: Chorionzottenbiopsie (Plazenta-Punktion), Fruchtwasseruntersuchung (Amniozentese), Nabelschnur-Punktion (Cordozentese, Chordozentese)
Welche Tests nötig oder sinnvoll sind, kannst du zusammen mit deinem Frauenarzt besprechen.
Wie geht es nach der Geburt weiter?
Natürlich werden du und dein Kind auch nach der Geburt weiterhin regelmäßig untersucht. Bei deinem Kind sind das die U-Untersuchungen – und auch du wirst im Rahmen der Schwangerschaftsnachsorge von deiner Hebamme und deinem Frauenarzt betreut.
Bei der Nachsorge werden mögliche Geburtswunden behandelt sowie die Rückbildung der Gebärmutter überwacht. Außerdem wird in der Regel dein Urin und dein Blut untersucht.
Sämtliche Fragen, zum Beispiel über Sex und Verhütung nach der Geburt, kannst du hier stellen.