Keine Angst vor Sex in der Schwangerschaft – (Fast) alles ist erlaubt!

Paar küsst sich liebevoll
Funktioniert Sex wirklich als Wehentreiber?
© Unsplash / Dainis Graveris

Das Sex während der Schwangerschaft deinem Baby schadet ist ein veraltetet Mythos. Auch Schwangere dürfen ihrem Liebesleben (bis auf wenige Ausnahmen) nach Lust und Laune nachgehen.

Zwischen Lust und Frust: Nicht alle Frauen möchten Sex während der Schwangerschaft

Grundsätzlich ist dir als Schwangere Sex in jeder Form erlaubt. Dein Baby wird von der Fruchtblase, dem Fruchtwasser und dem verschlossenen Muttermund gut vor „Eindringlingen“ geschützt – ihm kann nichts passieren. Du kannst in der Schwangerschaft also so oft Sex haben, wie es sich für dich richtig und gut anfühlt.

Allerdings ist es sehr unterschiedlich, wie viel oder wenig Lust Frauen in der Schwangerschaft empfinden. Einige Frauen verspüren während der Schwangerschaft mehr Lust, andere so gar keine. Das liegt an verschiedenen Faktoren. Etwa wie sehr du im Vertrauen mit deinem Partner bist oder wie deine Schwangerschaft verläuft.

: Unsere Expertin

Amira Gorski ist Lust-Coach und Lustgeburts-Doula®️. Seit der lustvollen Geburt ihrer eigenen Tochter möchte sie allen Frauen diese Erfahrung ermöglichen. Auf ihrer Website Lustgeburt.de kannst du mehr über Amira erfahren.

Doula Amira Gorski erklärt:

„In der Schwangerschaft ist unsere Hormon-Dosis höher, deswegen haben wir oft mehr Lust. Aber es gibt auch Schwangere, die vielleicht gerade im ersten Schwangerschaftsdrittel mit besonders viel Übelkeit und Müdigkeit zu kämpfen haben. Dann fährt der Körper die Libido runter, weil das ‚Überleben‘ wichtiger ist. Denn es müssen immer erst die Grundbedürfnisse abgedeckt sein, bevor unser Körper sexuelle Lust bevorzugen würde. Deswegen ist bei vielen, die nicht so eine einfache Schwangerschaft haben, die Libido runtergesetzt.“

Die Lust kann sich während der Schwangerschaft ändern

Im ersten Trimester der Schwangerschaft haben viele Frauen keine Lust auf Sex. In der Frühschwangerschaft lassen die klassischen Schwangerschaftsbeschwerden wie Übelkeit, Erbrechen oder starke Müdigkeit oft keinen Raum für lustvolle Gefühle.

Ist das erste Schwangerschaftsdrittel überstanden und die Beschwerden werden wieder weniger, kommt die Libido bei vielen Frauen wieder in Fahrt. Brüste, Brustwarzen, Schamlippen und Klitoris werden stärker durchblutet und sind empfindlicher. Im zweiten Trimester haben daher viele Schwangere wieder mehr Lust auf Sex. Aber: Es ist genauso normal, wenn du diese Veränderungen als unangenehm oder schmerzhaft empfindest und dadurch weniger Lust hast.

Im letzten Trimester liegt der Fokus schnell auf anderen Dingen. Die letzten Vorbereitungen für das Baby und der Nestbautrieb können die Lust übertrumpfen. Der wachsende Bauchumfang macht es der Schwangeren zudem nicht gerade einfach, eine geeignete Position zu finden.

Gerade für Frauen, die sich mit der Lust auf Sex in der Schwangerschaft schwertun, hat Doula Amira einen Tipp. Sie erklärt:

„In der Schwangerschaft darfst du dein Verständnis von Sexualität ganz groß erweitern. Dann ist nämlich ganz viel möglich – auch für die Frauen, die jetzt keine Lust auf klassischen Penetrations-Sex haben. Diese haben aber vielleicht trotzdem Lust auf Nähe, Intimität und Berührung. Wenn wir hier genauer hinsehen und lernen unsere Bedürfnisse genauer zu differenzieren, dann ist es eigentlich eine riesengroße Chance für alle, um in der Schwangerschaft eine neue Art der Sexualität anzufangen, wie z.B. Tantra oder Slow-Sex. Es geht darum, neu zu experimentieren und zu forschen.“

: Ein Orgasmus bei der Geburt?

Was bekommt das Baby beim Sex in der Schwangerschaft mit?

Diese Frage zerstört oft jede romantische oder erotische Stimmung. Dabei lässt sie sich leicht beantworten: nur Mamas Entspannung und die Glückshormone nach dem Orgasmus.

Vielen Paaren kommt der Sex in der Schwangerschaft dennoch komisch vor. Einige Männer haben vielleicht Angst davor, das ungeborene Baby zu verletzten. Andere können sich nicht so recht mit dem Gedanken anfreunden, dass ihr Kind quasi „dabei“ ist. Deshalb sollten wir mit ein paar Mythen aufräumen, damit du den Sex während der Schwangerschaft genießen kannst:

  • Anatomisch ist es nicht möglich, das Kind mit dem Penis zu berühren. Dieser dringt höchstens bis zum Muttermund vor und der ist in der Schwangerschaft fest verschlossen.
  • Die Kontraktionen der Gebärmutter bei einem Orgasmus können bei einer normal-verlaufenden Schwangerschaft keine vorzeitigen Wehen auslösen.
  • Auch die Bewegungen und der schnellere Herzschlag der Mutter machen dem Kind nichts aus, schließlich wackelt auch beim Lachen der ganze Bauch und darüber macht sich niemand Sorgen.

Verhütung, Stellungen & Co: Tipps für Sex in der Schwangerschaft

Grundsätzlich musst du während der Schwangerschaft nicht verhüten, schließlich kannst du gerade nicht noch einmal schwanger werden. Zum Schutz vor sexuell übertragbaren Krankheiten solltest du dennoch ein Kondom benutzen. Vor allem eine Herpesinfektion kann für das Baby gefährlich werden. Das ist natürlich nicht nötig, wenn du dir sicher bist, dass keine Infektion besteht.

Gerade im letzten Trimester ist es nicht einfach, eine geeignete Sex-Stellung zu finden. Viele Frauen empfinden Positionen als angenehm, bei denen kein zusätzlicher Druck auf dem Bauch oder der Gebärmutter lastet – etwa auf der Seite liegend oder in der Doggy-Stellung. Zudem empfinden einige Frauen es besonders in den letzten Schwangerschaftswochen unangenehm, wenn der Penis sehr tief eindringt. Hier ist die klassische Reiterstellung eine gute Wahl: Die Schwangere sitzt oben und bestimmt selbst über Tiefe und Intensität.

Auch Oralsex in jeder Form ist während der Schwangerschaft kein Problem, genauso wie Analsex oder die Verwendung von Sex-Spielzeugen. Hier gilt nur: Auf Hygiene achten und nicht zwischen Vagina und After “hin und her wechseln”.

: Alles so wie früher?

Tabus und Verbote: Wann ist Sex in der Schwangerschaft gefährlich?

Wenn du dich wohl in deinem Körper fühlst, Spaß und Lust empfindest, dann bleibt Sex in der Schwangerschaft unbedenklich. Bei einigen Risiken kann es allerdings sinnvoll sein, dass du zumindest für eine Zeit lang auf Sex verzichtest.

Dazu gehören:

Eine leichte Blutung ist dagegen kein Anzeichen, dass du auf Sex verzichten musst.

Krämpfe, Blutungen & Co. beim Sex in der Schwangerschaft

Gerade nach dem klassischen, penetrativem Sex kann es bei Schwangeren schon mal zu leichten Blutungen und vermehrtem Ausfluss kommen. Das liegt daran, dass der Muttermund durch die Berührungen stärker durchblutet wird und ein paar feine Äderchen platzen können. Dabei handelt es sich aber um eine harmlose Kontaktblutung.

: Wann muss ich aufpassen?

Druck auf dem Bauch, ein Ziehen oder das Gefühl, der ganze Bauch wird hart können zwar im ersten Moment unheimlich sein, sind aber genauso normal. Die Gebärmutter zieht sich beim Orgasmus zusammen, egal ob du schwanger bist oder nicht. Es kann aber sein, dass du diese Krämpfe in der Schwangerschaft viel deutlicher spürst als zuvor. Hier kann etwas Magnesium helfen.

Wenn du dir unsicher bist, ob die Blutmenge normal ist oder die Krämpfe länger anhalten, scheue dich nicht davor deinen Arzt oder deine Ärztin aufzusuchen oder deine Hebamme anzurufen.

Sex in der Schwangerschaft als Wehentreiber

Kann Sex in der Schwangerschaft die Geburt auslösen? Ja und Nein! Sperma enthält sogenannte Prostaglandine, die tatsächlich Wehen fördern können. Allerdings nur, wenn die Entbindung sowieso kurz bevorsteht. Das Gleiche gilt für den Orgasmus: Die Kontraktion der Gebärmutter beim Höhepunkt kann als natürlicher Wehentreiber wirken.

Bei einer normal verlaufenden Schwangerschaft reicht die Dosis Prostaglandine im Sperma aber nicht aus, um vorzeitige Wehen oder eine Frühgeburt auszulösen. Du musst also keine Angst haben, dass der Sex deine Schwangerschaft gefährden könnte.

Quellen