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Klimawandel: Steigende Temperaturen verkürzen die Schwangerschaft

Frau sitzt mit Fächer am Fluss
Welchen Einfluss hat Hitze auf die Länge der Schwangerschaft?
©Bigstock/Nicoleta Ionescu

Eine amerikanische Studie hat ergeben, dass Hitze einen Einfluss auf die Länge der Schwangerschaft haben kann. Im Zuge des Klimawandels, könnte es künftig also zu früheren Geburten kommen.

Kürzere Schwangerschaften als Folge des Klimawandels

Warme Winter, Überschwemmungen, Waldbrände: Den Klimawandel kann man eigentlich nicht mehr leugnen – auch wenn es einige noch immer tun. Ein Forscherteam aus Kalifornien hat jetzt herausgefunden, dass es ebenfalls einen Zusammenhang zwischen den höheren Zahlen auf dem Thermometer und verkürzten Schwangerschaften gibt.

Das Team rund um Alan Barreca (University of California in Los Angeles) und Jessamyn Schaller (Claremont McKenna College) wertete für ihre Studie, die im Fachmagazin „Nature Climate Change“ erschienen ist,  rund 56 Millionen Geburten zwischen 1969 und 1988 aus. Das Ergebnis: Heiße Tage verkürzen Schwangerschaften demnach um durchschnittlich sechs Tage.

25.000 Schwangerschaften im Vergleich kürzer

Der Basiswert für die Studie des Forscherteams war die tägliche Geburtenrate, also wie viele Geburten pro 100.000 Frauen an einem Tag stattfanden. Diese Geburtenrate verglichen sie an einem Tag mit einer Höchsttemperatur von mehr als 32,2 Grad mit demselben Kalendertag in anderen Jahren, an denen das Thermometer nur zwischen 15,6 bis 21,1 Grad Celsius anzeigte. Das Ergebnis: Im Vergleich dazu stieg die Geburtenrate an einem heißen Tag um etwa eine Geburt pro 100.000 Frauen an. Bei jährlich etwa 30 heißen Tagen im Untersuchungszeitraum waren im Vergleich rund 250.000 Schwangerschaften verkürzt.

Frühere Studien hätten bereits einen Zusammenhang zwischen Hitze und kürzeren Schwangerschaften nachgewiesen, so die Wissenschaftler. Doch der Effekt sei nicht genau beziffert worden. Die neue Analyse liefert nun genaue Zahlen.

Aber: Ärzte relativieren diese Daten

Der Präsident des Berufsverbands der Frauenärzte Christian Albring gibt erstmal Entwarnung und geht nicht davon aus, dass sich die Dauer einer Schwangerschaft durch den Klimawandel allgemein verkürzen wird. Der Berufsverband der Frauenärzte zitiert Albring gegenüber der dpa:

„Die Studie sagt nichts darüber aus, ob eine über Jahrzehnte langsam ansteigende Temperatur einen Einfluss auf die durchschnittliche Dauer von Schwangerschaften haben kann. Der Effekt ist eher zu verneinen, da die Menschen sich auch an eine dauerhaft höhere Temperatur adaptieren.“

Außerdem sei die Wirkung von Wärme bereits bekannt. „Ist der errechnete Geburtstermin bereits überschritten, nutzen manche Schwangere auch die heiße Badewanne, um den Wehenbeginn und den Geburtseintritt zu beschleunigen“, so Albring.

Auch Michael Abou-Dakn von der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) steht dem Ergebnis skeptisch gegenüber. Er betont, dass Hitze Schwangere sehr belaste. Aber auch er erwartet nicht, dass der Klimawandel Schwangerschaften dauerhaft negativ beeinflusst.

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