Geburt in Beckenendlage: Ist ein Kaiserschnitt immer notwendig?

Schwangere Frau liegt auf dem bett und hält sich ihren Bauch
Das bedeutet eine Beckenendlage für die Geburt deines Babys.
© Bigstock/ Rawpixel.com

Bei einer Beckenendlage liegt das Baby falsch herum, also mit dem Po voran im Geburtskanal. Oft wird in dem Fall ein Kaiserschnitt empfohlen. Aber auch eine natürliche Geburt bleibt möglich. Wichtig ist, dass die Geburtsklinik entsprechend geschultes Personal hat. Zusammen mit unserer Hebamme Sandra Schneider informieren wir dich über mögliche Risiken und wie eine Geburt bei einer Beckenendlage ablaufen kann.

geprüft von Sandra Schneider, Hebamme

Was ist eine Beckenendlage?

Von einer Beckenendlage (BEL) spricht man, wenn das Baby mit dem Kopf nach oben im Babybauch liegt. Der Steiß des Kindes liegt also Richtung Muttermund, daher wird die BEL auch Steißlage genannt.

Im Laufe der Schwangerschaft wird sich dein Kind immer wieder drehen, Purzelbäume schlagen und seine Liegeposition wechseln. Doch um die 34. SSW begeben sich die meisten Babys in die Startposition für die Geburt. Das bedeutet, sie drehen sich so, dass das Köpfchen nach unten zeigt – die Schädellage (SL) – und in den kommenden Wochen immer tiefer ins Becken rutschen kann. Manche Zwerge haben aber einfach keine Lust, sich zu drehen. Bei dieser Kindslage unterscheiden Hebammen und Ärzte zwischen Beckenendlage, Schräglage und Querlage.

Verschiedene Arten der Beckenendlage

Die Arten der Beckenendlage unterscheiden sich, haben aber gemeinsam, dass der Kopf des Babys nach oben zeigt.

  • Reine Steißlage
    Das Baby hat die Beine am Oberkörper nach oben geschlagen. Sein Steiß, also sein Po, liegt Richtung Muttermund.
  • Steiß-Fußlage
    Die Oberschenkel liegen am Körper, die Knie sind angewinkelt – das Baby sitzt im Schneidersitz.
  • Knielage (vollkommen/ unvollkommen)
    Ein oder beide Knie liegen direkt vor dem Muttermund. Es wirkt so, als ob das Baby in deinem Bauch kniet. Kniet es nur mit einem Bein und hat das andere ausgestreckt, nennt man das unvollkommene, sind beide Knie angewinkelt, ist das eine vollkommene Knielage.
  • Fußlage (vollkommen/ unvollkommen)
    Ein oder beide Beine sind nach unten Richtung Muttermund ausgestreckt. Sind beide Beine ausgestreckt, spricht man von einer vollkommenen Fußlage, bei nur einem Bein von einer unvollkommenen.
Wie liegt das Baby in meinem Bauch?

Nur etwa 5% der Babys bleiben in der Beckenendlage liegen

Laut der Hebamme Karin Müller vom Verein freier Hebammen in Österreich liegen in der 34. SSW noch rund 10 Prozent der Kinder in Beckenendlage, um den errechneten Geburtstermin sind es nur noch etwa vier bis fünf Prozent. Viele Babys drehen sich also in den letzten Schwangerschaftswochen noch von selbst. Hier erklärt Hebamme Sandra:

Hier erklärt Hebamme Sandra:

„Beim ersten Kind ist es in aller Regel so, dass sich um die 36./ 37. SSW von alleine nichts mehr tut. Ab dem zweiten Kind kann es sich auch später noch von alleine drehen, da durch Vordehnung des Gewebes mehr Platz ist.“

Wie wird eine Steißlage festgestellt?

Die Diagnose „Beckenendlage / Steißlage“ wird meist bei einer Ultraschalluntersuchung gestellt. Außerdem kann deine Hebamme mit dem sogenannten “Leopold-Handgriff” feststellen, ob das Kind in Schädellage liegt oder nicht. Bei dieser vaginalen Untersuchung kann der Arzt im Fundus des Uterus ertasten, ob der Kopf oder ein anderer Körperteil Richtung Scheidenausgang zeigt.

Was bedeutet die Beckenendlage für die Geburt?

Eine vaginale Geburt aus der Beckenendlage ist möglich und nicht zwangsläufig mit Komplikationen verbunden – vorausgesetzt, dass die Geburtsklinik entsprechend geschultes Personal hat und sich gut mit der Steißlage auskennt.

Werdende Mütter, die bei einer Steißlage des Kindes nicht auf das Erlebnis einer natürlichen Geburt verzichten wollen, sollten rechtzeitig nach Kliniken umsehen, in der erfahrene Expert:innen für solche Fälle zur Verfügung stehen. Dabei berät auch die Hebamme gern und kompetent.

Wichtige Kriterien, für eine vaginale Geburt bei einer Beckenendlage:

  • Schwangerschaftsalter (Frühgeburt ist ein Ausschlusskriterium)
  • Kopf-zu-Rumpf-Proportion des Kindes
  • genaue Lage des Kindes (va. keine Fußlage)
  • Geschätztes Geburtsgewicht des Babys nicht mehr als 4000 Gramm
  • Beckenmaße der Mutter

Hebamme Sandra erklärt dazu noch:

„Die Geburt selbst kann bei kompletter Steißlage und kompletter Steiß-Fußlage durchgeführt werden. Ist ein Fuß gestreckt und einer angewinkelt oder „steht“ oder „kniet“ das Baby ist die Gefahr sehr groß, dass im Moment eines Blasensprunges ein Fuß vorfällt. Und ab dem Moment ist eine vaginale Geburt in der Regel nicht mehr möglich.“


Grundsätzlich ist die Steißgeburt für Mutter und Kind natürlich anstrengender und birgt ein paar zusätzliche Risiken. Die größte Gefahr besteht darin, das Kind aus seiner ideal zusammengepackten Haltung – Kopf leicht gebeugt, Arme vor der Brust gekreuzt, Beine hochgeschlagen oder gehockt – zum Beispiel durch Ziehen in der Pressphase herauszubringen. Die Geburt kann dadurch ins Stocken geraten und es muss gegebenenfalls ein Notkaiserschnitt gemacht werden.

Als weitere Herausforderungen & Risiken einer Geburt aus Beckenendlage gelten:

  • Wenn dein Baby in Steißlage geboren wird, kann der Po den Geburtsweg nicht so weit dehnen, wie es das Köpfchen im Normalfall tun würde. Das kann die Wehentätigkeit bremsen und die Geburt verlangsamen.
  • In dieser Geburtsposition ist es schwerer, dass der kindliche Kopf sich passgenau in das mütterliche Becken dreht.
  • Bei einer Geburt mit dem Po voran kann die Nabelschnur abgeklemmt werden. Weil der Kopf des Babys sich aber noch im Geburtskanal befindet, kann es dadurch zu einer kurzzeitigen Mangelversorgung mit Sauerstoff kommen. Die Geburt muss daher schnell beendet werden.
  • Bei einer Steißgeburt kann es auch passieren, dass dein Kind seine Arme neben den Kopf nimmt. So kann aber der Kopf nicht richtig geboren werden. Daher müssen die Arme manuell wieder gelöst werden.

Gründe für einen Kaiserschnitt bei Beckenendlage

Auch wenn eine Steißgeburt theoretisch möglich ist, wird bei einer Steißlage in 90 Prozent der Fälle ein Kaiserschnitt gemacht. Dabei liegt es meist eher an der Erfahrung des betreuenden Klinikpersonals als an den Gebärenden selbst. Für eine natürliche Geburt in BEL ist es zwingend erforderlich, dass deine Geburtsklinik entsprechende Erfahrung hat und dich umfassend beraten beziehungsweise vorbereiten kann. Kann dies nicht gewährleistet werden, ist eine Sectio, also eine Kaisergeburt, die bessere Alternative.

Die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e. V. empfiehlt in ihrem Leitlinienprogramm zur Geburtseinleitung, dass ein Kaiserschnitt bei einer Fußlage des Babys angeraten ist. Denn das Risiko für Komplikationen sei in diesem Fall deutlich größer als bei einer reinen Beckenendlage.

Zudem ist der Kaiserschnitt bei Steißlage unter bestimmten Schwangerschaftskonditionen durchaus sinnvoll. Zum Beispiel, wenn…

  • …das Kind vor der 37. SSW auf die Welt kommt (Frühgeburt).
  • …das Kind sehr groß oder schwer ist.
  • …die Schwangere ein zu enges Becken hat.
  • …nur noch wenig Fruchtwasser vorhanden ist; kann Hinweis auf eine Plazentainsuffizienz sein.
  • …die werdende Mutter unter Schwangerschaftsdiabetes leidet oder
  • …die werdende Mutter an einer Präeklampsie erkrankt ist.
  • …sich die Mutter eine Steißgeburt nicht zutraut.
  • …bei einer Fußlage des Babys.

Wichtig: Auch wenn du dir wünschst, dein Kind auf natürlichem Wege auf die Welt zu bringen, so kann gerade bei einer Steißlage ein Notkaiserschnitt notwendig werden. Hier solltest du dich auf jeden Fall auf die Einschätzung des Klinikpersonals verlassen.

Welche Ursachen hat eine Beckenendlage?

„Man kann in der Regel nicht herausfinden, warum ein Baby in BEL liegt“, erklärt uns Hebamme Sandra Schneider. Er wird vermutet, dass ein nicht-optimal geformtes Becken der Mutter oder eine kurze Nabelschnur zu den möglichen Ursachen gehören könnten.

Laut Prof. Dr. med. Markus Wallwiener vom Universitätsklinikum Heidelberg können folgende Faktoren das Risiko einer Beckenendlage erhöhen:

  • Fehlbildungen (wie Spina Bifida)
  • zu viel Fruchtwasser
  • Fehllage der Plazenta (zu weit vorne oder zu tief)
  • Probleme mit der Nabelschnur
  • Verformungen des mütterlichen Beckens
  • genetische Häufung in der Familie
  • Tumore

Teilweise kann auch psychischer Stress den „Sitzstreik“ des Babys auslösen. Eine engmaschige, vertrauenswürdige Betreuung ist daher in den letzten Wochen besonders wichtig.

: So beeinflusst er dein Kind

Baby in Beckenendlage zum Drehen animieren: sanfte Übungen

Neben der äußeren Wendung, die nur von medizinischem Personal durchgeführt werden sollte, kannst du auch selbst versuchen dein Baby mit ein paar Tipps und Tricks zur Drehung zu animieren.

Indische Brücke

Bei der indischen Brücke legst du dich mit aufgestellten Beinen auf den Rücken. Dein Becken sollte etwas höher liegen als dein Brustkorb. Ein dickes Kissen unter dem Po unterstützt dich in dieser Position. Mach es dir bequem, denn in dieser Position solltest du jetzt ein paar Minuten – aber maximal 15 Minuten – liegen bleiben. Versuche anschließend so schwungvoll wie es mit dem Babybauch möglich ist aufzustehen.

Was passiert: Indem du dein Becken hochlagerst, soll der kindliche Po wieder etwas aus dem Becken herausrutschen. Außerdem ist diese Liegeposition für das Baby unangenehm. Die schwungvolle Aufstehbewegung soll das Baby dann zu einem Purzelbaum animieren, sodass es eine für sich angenehmere Position einnimmt.

Mehr Infos zur indischen Brücke findest du auch hier.

Knie-Ellenbogen-Lage

Diese folgt derselben Idee wie die indische Brücke, aber die Frauen sind im 4-Füsslerstand. Dadurch, dass der Kopf tiefer ist als das Becken, kommt auch damit der Po wieder aus dem Becken und die Schwerkraft soll helfen, dass das Baby mit seinem schweren Po herumrutscht. „Positiv und deswegen oft erfolgreicher als indische Brücke: durch das nach unten hängen des Bauches entsteht mehr Platz und Bewegungsmöglichkeit im Bauch, als wenn das Baby in Rückenlage der Mama (bei der indischen Brücke) auf Mama drauf liegt sozusagen“, erklärt Hebamme Sandra Schneider.

Auch Osteopathie, Cranio-Sacral-Therapie oder Fußreflexzonentherapie nennt sie in diesem Zusammenhang.

Moxen

Diese Methode kommt aus der chinesischen Medizin. Mit speziellen „Zigarren“ aus bestimmten Heilkräutern werden Akupunkturpunkte behandelt – natürlich aus einigen Zentimetern Abstand. Der Akupunkturpunkt, der durch die intensive Wärme anregt wird, soll das Baby zu viel aktiver Bewegung anregen und somit die Drehung begünstigen.

Das Baby mit Licht/ Geräuschen locken

Für die Wirksamkeit dieser Methode gibt es keinen wissenschaftlichen Beweis. Dennoch geben auch Hebammen immer wieder diesen Tipp – einen Versuch ist es also wert. Ziel ist es, das Baby mit optischen oder akustischen Reizen aus der Steißlage zu locken. Dafür kannst du eine Taschenlampe verwenden, die du langsam von oben, an der Seite des Bauches entlang nach unten führst. Eventuell folgt das Baby dem Licht und dreht sich so in die richtige Position. Selbes Prinzip: Binde dir ein kleines Glöckchen oder eine Klangkugel an den Hosenbund. Auch dadurch soll das Baby „angelockt“ werden.

Das Baby mit Licht / Geräuschen locken

Für die Wirksamkeit dieser Methode gibt es keinen wissenschaftlichen Beweis. Dennoch geben auch Hebammen immer wieder diesen Tipp – einen Versuch ist es also wert. Ziel ist es, das Baby mit optischen oder akustischen Reizen aus der Steißlage zu locken. Dafür kannst du eine Taschenlampe verwenden, die du langsam von oben, an der Seite des Bauches entlang nach unten führst. Eventuell folgt das Baby dem Licht und dreht sich so in die richtige Position. Selbes Prinzip: Binde dir ein kleines Glöckchen oder eine Klangkugel an den Hosenbund. Auch dadurch soll das Baby „angelockt“ werden.

Mit äußerer Wendung, das Baby zum Drehen bewegen

Bei der äußeren Wendung („external cephalic version“ [ECV]) wird versucht, das Baby mit sanftem Druck von außen zu wenden. Allerdings ist das nur bis zum Anfang der 37. SSW möglich. Außerdem muss sichergestellt sein, dass das Baby noch genug Platz im Babybauch hat und genügend Fruchtwasser vorhanden ist. Laut Studien von 2021 gelingt eine äußere Wendung in rund 50 – 70 Prozent der Versuche. Allerdings gibt es große Unterschiede: Bei Erstgebärenden liegt die Erfolgsquote nur bei etwa 40 Prozent, bei Frauen, die schon mehr als ein Kind geboren haben, klappt die ECV bei etwa 70 Prozent aller Versuche.

Anschauliche Video-Dokumentation

FAQs zum Thema Beckenendlage / Steißlage

Wie wahrscheinlich ist Beckenendlage?

Bis wann kann sich das Kind noch drehen?

Wie fühlt sich eine Beckenendlage an?

Wann wird bei der Beckenendlage ein Kaiserschnitt empfohlen?

Welche Gründe kann es haben, dass ein Baby in Beckenendlage liegt?

Was kann ich bei einer Beckenendlage tun?

Quellen