Ist es sinnvoll, Vitamin D in der Schwangerschaft einzunehmen?

Hände halten Pillenverpackung
© Unsplash / Kate Hliznitsova

Schon in der Schwangerschaft unterstützt Vitamin D dein Baby beim Wachsen. Das Vitamin kann es sogar klüger machen. Welche Tagesdosis Schwangeren empfohlen wird und was bei einem Mangel passiert, erfährst du hier.

Vitamin D in der Schwangerschaft: zuführen oder nicht?

Vitamin D hilft beim Aufbau und Erhalt der Knochen. Außerdem unterstützt es die Muskeln und das Nervensystem und sorgt für ein starkes Immunsystem. Daher wird es Babys direkt ab der Geburt gegeben, um den Knochenaufbau und die Zahnentwicklung zu unterstützen und Erkrankungen wie einer Rachitis vorzubeugen.

: Zugabe erforderlich

Warum ist Vitamin D in der Schwangerschaft wichtig?

Aus ähnlichen Gründen ist Vitamin D in der Schwangerschaft wichtig für dein Ungeborenes. Das Vitamin unterstützt es bei der Skelettbildung und der Gehirnentwicklung.

Es macht Babys sogar klüger. Das ist zumindest das Ergebnis einer Langzeitstudie aus dem Jahr 2020. Die Wissenschaftler konnten nachweisen: Je höher der Vitamin-D-Spiegel der Mutter während der Schwangerschaft war, desto höher ist später auch der IQ des Kindes.

: Link-Tipp

Die Studie ist im Januar 2021 in „The Journal of Nutrition“ erschienen.

Die Plazenta profitiert ebenso von dem Vitamin D. Sie kann dadurch ihre Gefäße effektiver neu bilden und damit das Baby immer optimal versorgen.

Das Problem ist, es ist kaum möglich, ausreichend Vitamin D über die Nahrung aufzunehmen. Unser Körper muss es selbst herstellen. Dafür benötigt er die UVB-Strahlung der Sonne. Doch gerade im Herbst und im Winter halten wir uns oft zu wenig und zu kurz im Freien auf. Daher kann leicht ein Vitamin D-Mangel entstehen.

Wie viel Vitamin D in der Schwangerschaft?

Die allgemeine Empfehlung für Kinder, Jugendliche und Erwachsene ist eine Tagesdosis von 20 Mikrogramm Vitamin D (= 800 i.E.). Das gilt auch für Schwangere.

Fische wie Hering, Lachs oder Makrele sowie Hühnereier und Pilze wie Champignons, oder Pfifferlinge enthalten von Natur aus Vitamin D. Doch auch bei einer ausgewogenen Ernährung können nur etwa 1-2 Mikrogramm über die Nahrung aufgenommen werden.

Für einen gesunden Vitamin-D-Haushalt musst du deine Nase also regelmäßig in die Sonne strecken.

Hebamme Sandra Schneider rät allen Schwangeren, sich zwischen März und Oktober, zwei- bis dreimal in der Woche ohne Schutz in die Sonne zu setzen.

Die Dauer sollte etwa die Hälfte der Zeit betragen, die du dich draußen aufhalten kannst, ohne einen Sonnenbrand zu bekommen.

Mehr Infos dazu bekommst du auch in nachfolgendem Video:

Vitamin D in der Schwangerschaft zuführen?

Unser moderner Lebensstil lässt es oft nur noch selten zu, dass wir uns regelmäßig an der frischen Luft aufhalten. Daher kann es sinnvoll sein, Vitamin D in der Schwangerschaft durch Nahrungsergänzungsmittel zu supplementieren.

Die Dosierung solltest du mit deinem Arzt oder deiner Hebamme absprechen. Besteht beispielsweise bereits ein Mangel an Vitamin D, ist eventuell eine erhöhte Zufuhr notwendig, um das Defizit auszugleichen. Das sollte unter ärztlicher Aufsicht passieren.

Vitamin-D-Mangel in der Schwangerschaft

Warum es sinnvoll sein kann, Vitamin D in der Schwangerschaft zu supplementieren, zeigt eine neue Studie der Ernährungswissenschaftlerin Melissa Melough vom Department of Child Health, Behavior, and Development des Seattle Children’s Research Institute. Demnach weist jede zweite Schwangere einen Vitamin D Mangel auf. Bei knapp 46 Prozent der schwangeren Studienteilnehmerinnen konnte ein Vitamin D-Mangel festgestellt werden.

Studienleiterin Melough geht sogar davon aus, dass bei People of Color der Mangelwert noch höher sei. Grund dafür ist das schützende Pigment Melanin. Das ist deutlich stärker vorhanden, je dunkler die Hautfarbe ist. Melanin hindert auch die Produktion von Vitamin D in der Haut.

Mögliche Folgen für dich und dein Baby

Ein Mangel an Vitamin D in der Schwangerschaft kann Krankheiten wie eine Schwangerschaftsdiabetes oder eine Präeklampsie begünstigen.

Weil das Vitamin dein Ungeborenes beim Wachsen unterstützt, kann eine Mangelversorgung auch dazu führen, dass dein Baby unterdurchschnittlich klein und leicht zur Welt kommt.

Einige Studien weisen darauf hin, dass Schwangerschaftskomplikationen wie eine Frühgeburt mit einem Vitamin-D-Mangel zu tun haben können.

Wenn du den Verdacht hast, unter einem Vitamin D-Mangel zu leiden, solltest du mit deinem Arzt darüber sprechen. Mit einer Blutprobe kann der Vitamin D-Spiegel bestimmt werden.

Überdosierung von Vitamin D eher unwahrscheinlich

Natürlich solltest du vorher mit deinem Arzt oder deiner Hebamme besprechen, wenn du Vitamin D in der Schwangerschaft einnehmen möchtest. Wenn du dich an die empfohlenen Richtwerte hältst, wirst du deinem Baby aber nicht schaden können.

Das Bundeszentrum für Ernährung erklärt:

“Wissenschaftlich allgemein akzeptiert ist, dass Schwangere auch langfristig bis zu 100 Mikrogramm Vitamin D täglich ohne Bedenken aufnehmen können.”

Das entspricht allerdings bereits der 5-fachen empfohlenen Tagesdosis! Auf den Vitaminpräparaten ist diese Dosierung oft mit 4000 i. E. gekennzeichnet.

: Einstufung als Arzneimittel
Empfehlung des Verbraucherschutzes

Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) und das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) haben sich dafür ausgesprochen, Vitamin D-Präparate nur bis zu einer Tagesdosis von 20 Mikrogramm Vitamin D (= 800 i.E.) als Nahrungsergänzungsmittel einzustufen. Höher dosierte Präparate sind als Arzneimittel anzusehen.

Auch die Ergebnisse der LINA-Studie des Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung in Leipzig aus dem Jahr 2013 werden inzwischen angezweifelt. Damals wollen die Wissenschaftler nachgewiesen haben, dass zu viel Vitamin D in Schwangerschaft Nahrungsmittelallergien bei Kindern auslösen würden.

Folgestudien konnten diesen Zusammenhang aber nie bestätigen. Auch Kinder deren Mütter kein Vitamin D einnahmen, entwickelten ähnlich wahrscheinlich gewisse Unverträglichkeiten.

Quellen