Bei einer überstürzten Geburt ist das Baby in unter drei Stunden auf der Welt.
Definition: Sturzgeburt & überstürzte Geburt
Der Begriff „Sturzgeburt“ ist eigentlich nicht ganz richtig. Was umgangssprachlich oft so genannt wird, ist laut medizinischer Definition eigentlich eine sogenannte „überstürzte Geburt“ (Partus praecipitatus).
- überstürzte Geburt:
Die Eröffnungswehen sind bei einer überstürzten Geburt kaum schmerzhaft oder folgen in so langen Abständen aufeinander, dass die Schwangere den eigentlichen Geburtsbeginn gar nicht bemerkt. Wenn die Wehen stärker werden, setzen schon die Presswehen ein, die bei einer überstürzten Geburt meist recht heftig ausfallen. Das Kind wird dann oft bereits mit der ersten Presswehe geboren. - Sturzgeburt:
Eine echte Sturzgeburt im medizinischen Sinne ist dagegen eine Geburt, bei der das Baby aus dem Geburtskanal wirklich herausstürzt und es nicht mehr rechtzeitig aufgefangen werden kann.
In diesem Artikel werden wir den Begriff „Sturzgeburt“ als Synonym für „überstürzte Geburt“ verwenden. Da das eine mit dem anderen oft Hand in Hand geht.
Die Geburt:
Sturzgeburten kommen hauptsächlich bei Frauen vor, die bereits ein oder mehrere Kinder geboren haben – vermutlich, weil der Geburtskanal bereits etwas vorgedehnt ist. Doch auch Erstgebärende können Sturzgeburten erleben.
Die Wahrscheinlichkeit einer überstürzten Geburt liege bei ungefähr eins zu tausend Geburten pro Jahr, erklärt Hans-Joachim Koch, leitender Oberarzt der Abteilung Gynäkologie und Geburtshilfe am Bethesda-Krankenhaus in Duisburg gegenüber „rp-online„.
Wie kündigt sich eine Sturzgeburt an?
Das Tückische: Es gibt keine eindeutigen Anzeichen für eine Sturzgeburt. Selbst Ärzte können überstürzte Geburten nicht vorhersagen, denn eindeutige medizinische Indikatoren gibt es dafür nicht. Warum manche Frauen eine schnelle Geburt haben, lässt sich daher nicht klar beantworten.
Mögliche Ursachen: Was löst eine Sturzgeburt aus?
Doch gibt es einige Faktoren, die eine überstürzte Geburt wahrscheinlicher machen könnten. Mögliche Ursachen für eine Sturzgeburt:
- Dein Geburtskanal ist sehr dehnbar und gibt wenig Widerstand. So öffnet sich der Muttermund besonders schnell – vor allem, wenn es nicht deine erste Schwangerschaft ist.
- Zwischen deinen beiden Schwangerschaften liegt nur wenig Zeit. So hat der Geburtskanal nicht genug Zeit, sich zurückzubilden.
- Dein Baby ist sehr klein und sein Kopfumfang sehr gering.
- Deine Geburtswehen sind sehr stark.
Übrigens: Sollte eine Frau schon mal eine schnelle Geburt erlebt haben, ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie noch mal eine überstürzte Geburt erfährt, erhöht.
Welche Risiken gibt es bei einer Sturzgeburt?
Eine Sturzgeburt kann bei der Mutter einige Probleme auslösen:
- Verletzungen des Geburtskanals
- Dammriss
- zu starken Nachblutungen
Hat eine schnelle Geburt Auswirkungen auf das Baby?
Bei einer überstürzten Geburt funktioniert die Druckanpassung im Geburtskanal nicht richtig; auf das Baby wirkt übermäßiger Druck. Dadurch kann es bei einer Sturzgeburt zu einem Sauerstoffmangel beim Baby kommen oder im schlimmsten Fall können Hirnblutungen die Folge sein.
Bei einer echten Sturzgeburt – also einem Sturz aus dem Geburtskanal auf den Boden – kann sich das Baby ernsthafte Verletzungen zuziehen. So können Kopf-, Arm- und Beinverletzungen auftreten. Auch kann die Nabelschnur reißen. Die Verbindung zwischen Mutter und Kind wird also gekappt, bevor die Blutversorgung über die Plazenta abgeschlossen ist.
Aber keine Panik: Solche extremen Szenarien kommen wirklich äußerst selten vor. Solltest du dennoch beunruhigt sein, wird dich dein Arzt sicher gerne über mögliche Risiken aufklären.
Was kann man bei einer Sturzgeburt tun?
Schaffst du es nicht mehr rechtzeitig ins Krankenhaus, gilt es Ruhe zu bewahren und sofort einen Notarzt und deine Hebamme anzurufen. Eine überstürzte Geburt lässt sich nicht aufhalten.
- Zu Hause
Leg dich zu Hause ins Bett oder auf die Couch und versuche durch die Wehen zu atmen und erstmal nicht zu pressen.
- Wenn du unterwegs bist
Falls kein Bett vorhanden ist, weil die Sturzgeburt dich unterwegs überrascht hat, solltest du dir auf jeden Fall Hilfe suchen und dich ggf. auf den Fußboden legen – mach es dir so gut es eben geht mit Kissen, Handtüchern oder Jacken bequem. Bleibe in keinem Fall stehen, da sonst eine echte Sturzgeburt passieren kann, die es unbedingt zu vermeiden gilt, um Komplikationen und Verletzungen zu vermeiden.
Natürlich gilt auch hier: Notarzt und Hebamme anrufen, Ruhe bewahren und versuchen vorerst nicht zu pressen.
Erst wenn das Köpfchen zwischen den Schamlippen spürbar ist, solltest du mit dem Pressen beginnen. Um die Geburtsgeschwindigkeit etwas abzuschwächen, lege deine Hand vorsichtig auf den Hinterkopf des Babys.
Wichtig: Auf keinen Fall am Kopf des Kindes ziehen oder zu fest pressen.
Was geschieht nach der Sturzgeburt?
Ist das Baby da, bevor Hilfe eingetroffen ist, ist es am wichtigsten dein Baby vor dem Auskühlen zu bewahren. Das geht am besten, wenn es ganz nah an deiner nackten Haut liegt. Decke dich zusätzlich zu – egal womit, unterwegs kann das zur Not auch ein Pullover oder ein Mantel sein.
Wichtig ist, dass die Nase deines Babys frei ist und es gut atmen kann. Du kannst es dann sofort an die Brust anlegen.
Das Abnabeln und alles Weitere wird dann der Notarzt übernehmen. Die Geburt der Plazenta erfolgt dann meist im Krankenhaus.