Von Müssen und Dürfen
Sobald sich der zweite Strich am Schwangerschaftstest zeigt, besteht das Leben gefühlt nur mehr aus MÜSSEN und DÜRFEN. Als werdende Mama MUSS man viel und DARF dabei leider recht wenig. Man muss gut auf sich achten, mindestens neun Monate lang so gesund wie möglich leben und darf dabei kein Risiko eingehen. Verboten ist ganz klar, was das Kind gefährden könnte – überhaupt keine Frage!
Natürlich (!) habe ich in den Schwangerschaften keinen Tropfen Alkohol getrunken, keine einzige Zigarette geraucht, die Finger von Rohmilch und rohem Fleisch und Fisch gelassen und mich auch sonst ausgesprochen verantwortungsvoll verhalten. In der ersten Hälfte beider Schwangerschaften war mir aber ohnehin viel zu schlecht, um irgendetwas falsch zu machen. Wenn man den Großteil des Tages dauerkotzend vor sich hin leidet, bietet sich eben kaum die Möglichkeit, irgendwelchen Lastern zu frönen.
Dublin mit Babybauch? Wieso denn nicht?
Aber irgendwann waren auch in der zweiten Schwangerschaft die schlimmen ersten 25 Schwangerschaftswochen (!) vorüber, der Bauch unübersehbar und ich strotzte vor Tatendrang. Bald würde das zweite Baby da sein und aus Erfahrung wusste ich ja, was auf mich zukommen würde. Stillmarathon, milchfleckige Klamotten, durchwachte Nächte … Wochen … Monate … Jahre … – um nur eine kleine Auswahl zu nennen. Klar, all das nimmt man liebend gerne in Kauf für diese großartigen Geschöpfte namens „Kinder“, aber es bedeutet nun mal Abstriche, zumindest in der ersten Zeit. Was lag also näher, als die Ruhe vor dem Sturm noch einmal in vollen Zügen zu genießen?
So ward der Gedanke eines Kurztrips geboren. Wieso auch nicht? Mir ging es endlich wieder besser, die Schwangerschaft verlief problemlos und – noch – war ich halbwegs beweglich. Gute Voraussetzungen also, um ein paar Tage lang Dublin unsicher zu machen. Der Papa würde auf das Söhnchen aufpassen und ich und Töchterchen in utero würden uns ein wenig Auszeit gönnen. So weit der Plan.
Ganz alleine wollte ich aber nicht fahren, das wäre mir dann doch zu unsicher gewesen. Musste ich allerdings auch nicht, denn mein Bruderherz bot sich als Reisebegleitung an. Auch der Frauenarzt gab grünes Licht. Dem Baby ginge es gut, nichts spräche gegen einen Flug nach Dublin. Dann wünschte er mir eine schöne Reise. So weit, so gut!
„Aber was, wenn dort etwas passiert?“
Der Trip war rasch geplant und gebucht – vier Tage, drei Nächte mitten in Dublin. Bruder und Babybauch inklusive. Ich freute mich, aber mein Umfeld reagierte etwas verhalten. In der 30. Schwangerschaftswoche noch fliegen? In ein fremdes Land? Was, wenn da etwas passiert? Ich war etwas überrumpelt. Das Fliegen hatte ich ja mit dem Arzt abgeklärt (kein Problem!) und daran, dass etwas passieren konnte, dachte ich überhaupt nicht.
Ich bin die meiste Zeit eher von der Fraktion „zu Tode gefürchtet ist auch gestorben“. Schicksal ist Schicksal und in Wien kann ja genau so gut etwas sei wie in Dublin. Der Argumentation hatte eigentlich niemand etwas Sinnvolles entgegenzusetzen, besser verstanden wurde ich dennoch nicht. „Aber was, wenn dann dort etwas passiert?“ „Naja, dann müssen wir wohl ein Krankenhaus aufsuchen, gibt’s dort auch…“ Das Kopfschütteln wurde irgendwie nicht weniger, aber egal, wir ignorierten warnende Kommentare und flogen…
Urlaub mit Babybauch? Würde ich jederzeit wieder so machen!
Und gut war’s! Ich erinnere mich noch heute total gerne an diesen Trip. Nach der Babyzeit mit meinem Sohn (der war ja gerade einmal 15 Monate alt) war dies meine erste Auszeit und ich habe sie in vollen Zügen genossen. Ausschlafen, Frühstücksbuffet, durch die Stadt schlendern (ja, das ging auch mit Babybauch ganz passabel), Live-Konzerte in lauschigen Pubs, tolle Gespräche mit meinem Bruder…
Das einzige, wo ich wirklich passen musste, war die Kostprobe bei der Guinness-Tour. Und das habe ich ganz gut verkraftet, denke ich. Der Trip war perfekt, um vor der Geburt aufzutanken und mich noch einmal so richtig auf mich zu konzentrieren. Kann ich also wirklich nur empfehlen!