In diesem Artikel:
- Was passiert während der Geburt mit der Vagina?
- Bleibt die Scheide nach der Geburt gedehnt?
- Warum fühlt sich meine Vagina anders an?
- Welche Folgen kann eine veränderte Scheide nach der Geburt haben?
- Geschlechtsverkehr nach der Geburt: Spürt man die Veränderung?
- Verändert sich die Vagina bei der Geburt optisch?
- Wie kann ich die Rückbildung nach der Geburt unterstützen?
- Quellen
Kann die Vagina bei der Geburt verletzt werden?
Dass die Vagina bei der Geburt verletzt wird, kommt relativ häufig vor. Sara Kindberg und Peggy Seehafer schreiben im Buch „Geburtsverletzungen – vermeiden, erkennen, versorgen.“:
„Fast 80 Prozent der Erstgebärenden und 50 Prozent der Mehrgebärenden sind mit einer versorgungspflichtigen Geburtsverletzung nach vaginaler Geburt konfrontiert.“
Allerdings sind das meist kleinere Verletzungen, wie kleinere Scheidenrisse oder Dammrisse der Stufe I.
Bleibt die Scheide nach der Geburt gedehnt?
Die Annahme, dass eine Vagina nach der Geburt für immer ausgeweitet ist, ist und bleibt ein Mythos. Die Vagina ist ein Muskel und deswegen sehr elastisch.
Trotzdem brauchen die Muskeln der Scheide nach der Geburt einige Monate, um wieder in ihre ursprüngliche Form zurückzukehren. Rückbildungsgymnastik kann diesen Prozess beschleunigen.
Frauenärzte raten allerdings Frauen mit einem Kaiserschnitt davor, sich in den ersten vier bis sechs Wochen zu sehr zu überanstrengen, um die Kaiserschnittnarbe nicht zusätzlich zu belasten.
Warum fühlt sich meine Vagina anders an?
Dass sich die Vagina nach der Geburt erstmal anders anfühlt, ist ganz normal. Das liegt daran, dass die Beckenbodenmuskulatur nicht mehr so straff ist wie vor der Geburt. Durch Rückbildungsgymnastik kann die Beckenbodenmuskulatur gestärkt werden.
Außerdem dauert es nach der Geburt immer eine gewisse Zeit, bis der Körper sich voll erholt hat.
Es kann mehrere Gründe geben, wieso der Intimbereich sich trotzdem noch anders anfühlen kann:
Welche Folgen kann eine veränderte Vagina nach der Geburt haben?
Was sich dauerhaft verändern kann, ist der Scheidenkanal – dieser kann sich verlängern. Diese Veränderung ist allerdings optisch nicht erkennbar und kaum spürbar. Nur beim Einführen eines Tampons können Frauen einen Unterschied feststellen. Beckenbodentraining kann aber auch hier helfen.
Blasenschwäche und Inkontinenz
Viele Frauen haben nach der Geburt Probleme mit einer Blasenschwäche oder gar Inkontinenz. Eine israelische Studie sieht dabei unter anderen Faktoren vor allem das Alter der Erstgebärenden als Grund: 38,5 Prozent der Mütter über 40 waren nach der Geburt inkontinent, dagegen nur 9,8 Prozent der Mütter unter 30.
Daher weisen Ärzte immer wieder auf die Wichtigkeit von Beckenbodentraining hin – auch nach der Geburt! Die Muskeln deiner Vagina nach der Geburt müssen trainiert werden, andernfalls kann die Blasenschwäche oder Inkontinenz dauerhaft bleiben.
Davor warnt auch eine schottische Studie mit erschreckenden Zahlen: Bis zu 80 Prozent der Frauen, die nach der Geburt keine Rückbildungsgymnastik gemacht haben, leiden nun bleibend unter den Folgen.
Geschlechtsverkehr nach der Geburt: Spürt man die Veränderung?
Sex kann sich kurze Zeit nach der Geburt anders anfühlen – das normalisiert sich allerdings auch wieder. Hierfür kann es verschiedene Gründe geben:
- Zu früh nach der Geburt
Nach einer vaginalen Geburt braucht der Körper eine Weile, bis er vollständig genesen ist. Schwellungen, Risse und Blutergüsse müssen verheilt sein, bevor an Sex gedacht wird. Die meisten Gynäkologen raten, zwischen vier und sechs Wochen zu warten. - Noch nicht komplett verheilte schlimmere Geburtsverletzungen
Nach einem Scheiden- oder Dammriss kann es sein, dass der Wundbereich länger braucht, um komplett zu verheilen. Sex kann hier irritierend wirken und zu Schmerzen führen. In diesem Fall ist abwarten angesagt.
- Trockene Scheide durch Hormonhaushalt
Nach der Geburt ist der Hormonhaushalt oft unausgeglichen. Vor allem, wenn Frauen stillen, ist der Östrogenspiegel sehr niedrig. Das kann zu Scheidentrockenheit führt führen. Dazu kommt, dass die Scheidenschleimhaut nach der Geburt noch dünn ist und deswegen empfindlicher. Die Folge: Sex tut weh. Hier können längeres Vorspiel oder Gleitgel Abhilfe schaffen. - Unsicherheit nach der Geburt
Frauen fühlen sich nach der Geburt oft unwohl im eigenen Körper. Der Bauch hängt, die Kilos purzeln nicht so schnell. Am größten ist aber bei den meisten Frauen die Angst für ihren Partner nicht mehr attraktiv zu sein. Das kann zu Verspannungen und weniger Spaß beim Sex führen. Falls du dich unwohl fühlst, solltest du das auf jeden Fall mit deinem Partner besprechen.
Verändert sich die Vagina bei der Geburt optisch?
Neue Mütter haben nach der Geburt Angst, ihren eigenen Intimbereich im Spiegel anzuschauen. In der ersten Zeit ist das vielleicht sogar ratsam, denn mögliche Geburtsverletzungen können abschreckend wirken.
Nachdem alles aber verheilt ist, gibt es meist keine zu drastischen Veränderungen der Vagina.
Wegen des wechselnden Hormonspiegels kann es sein, dass die Schamlippen dunkler sind als vor der Geburt. Das kann sich mit der Zeit normalisieren, aber auch dauerhaft so bleiben. Die äußere Vulva kann sich auch optisch verändern. Schamlippen können nach der Geburt mehr hervortreten, was aber alles völlig normal und kein Grund für Unsicherheit ist.
Wie kann Beckenbodentraining bei der Rückbildung helfen?
Auch gezielte Beckenbodenübungen können deiner Scheide nach der Geburt helfen, wieder zu ihrer alten Form zu gelangen.
Fazit zur Veränderung der Scheide: Wird meine Vagina wieder so sein wie vor der Geburt?
Sieh es einfach mal so: Dein Körper ist dafür gemacht, ein Kind zu gebären und auch danach wieder normal zu funktionieren. Bei fast allen Frauen verändert sich die Vagina – also nein, deine Vagina wird wahrscheinlich nicht genauso sein wie davor.
Aber das ist nicht schlimm: Wegen kleineren optischen Veränderungen an einer Vagina solltest du dir also keine Sorge machen. Die sind völlig normal!