Bookmark

Vena-cava-Syndrom: Darum sollten Schwangere nicht auf dem Rücken liegen

Schwangere Frau hält ihren Babybauch liebevoll um Vena-Cava-Syndrom vorzubeugen
Wie gefährlich ist das Vena-Cava-Syndrom für das Baby?
©Bigstock/Natalia Deriabina

Beim Vena-cava-Syndrom kommt es bei dir zu einer Unterbrechung des Blutkreislaufes. Auch die Blutversorgung des Babys wird dadurch gestört. Lies hier, wie gefährlich das für Mutter und Kind werden kann und wie du dem Syndrom vorbeugen kannst.

Was ist das Vena-Cava-Syndrom?

Das Vena-Cava-Syndrom (medizinisch auch Vena-cava-Kompressionssyndrom, Hypotensives Syndrom oder Cava-Syndrom genannt) bezeichnet eine Kreislaufstörung die häufig – aber nicht ausschließlich – in der Schwangerschaft auftritt. Dabei kann es bei der Mutter zu einem plötzlichen Blutdruckabfall und einem Kreislaufkollaps kommen.

In der Schwangerschaft tritt das Vena-Cava-Syndrom meist aufgrund von Druck auf die untere Hohlvene auf. Tumore können aber auch auf die obere Hohlvene drücken.

Druck auf die untere Hohlvene: Vena-cava-Kompressionssyndrom

In der Schwangerschaft entsteht das Vena-Cava-Syndrom meist, weil die Hohlvene (Vena Cava), die hinter der Gebärmutter verläuft, durch das Gewicht des Babys abgedrückt wird. In sehr seltenen Fällen kann auch extrem starkes Übergewicht zum Vena-cava-Kompressionssyndrom führen.

Die Hohlvenen sind ein wichtiger Teil des Blutkreislaufs. Sie transportieren sauerstoffarmes Blut zurück zum Herzen, von wo es zur Lunge gepumpt wird, um dort Kohlendioxid abzugeben und Sauerstoff aufzunehmen. Wird der Blutrückstrom zum Herzen behindert, kommt es bei der Mutter zu Kreislaufproblemen. Es dauert in etwa drei bis sieben Minuten bis der Blutdruck messbar abfällt.

Druck auf die obere Hohlvene: Vena-cava-superior-Syndrom

Wird die obere Hohlvene abgedrückt, spricht man von einem Vena-cava-superior-Syndrom. Dabei entstehen sogenannte “obere Einstauungen” im Bereich des Kopfes und Halses. Das Vena-cava–superior-Syndrom ist keine typische Schwangerschaftsbeschwerde. Laut dem Medizin-Lexikon Pschyrembel drücken bei dem Vena-cava-superior-Syndrom meist Tumorerkrankungen auf die Hohlvene.

Vena-cava-Syndrom: Ursachen

Die untere Hohlvene, die Vena cava inferior, liegt rechts vor der Wirbelsäule und bei Schwangeren damit hinter der Gebärmutter. Je größer und schwerer das Kind und die Gebärmutter im Laufe der Schwangerschaft werden, desto leichter können sie in Rückenlage auf diese Vene drücken und sie abklemmen. Dadurch wird der Blutfluss zum Herzen der Mutter unterbrochen, was zu plötzlichem Blutdruckabfall und Ohnmacht führen kann. Ärzte sprechen daher auch vom Vena-cava-Kompressionssyndrom (Kompression = zusammenpressen, quetschen).

Vena-cava-Syndrom: Ab welcher SSW tritt es auf?

Das Vena-cava-Syndrom tritt häufig gegen Ende der Schwangerschaft auf: etwa ab der 30. SSW (aber auch früher möglich), wenn die Gebärmutter und das Kind schon recht schwer sind. Vor allem in der Rückenlage kann die Hohlvene leicht abgedrückt werden. Daher wird von einer Rückenlage in der Schwangerschaft abgeraten. Am besten schlafen Schwangere auf der linken Seite.

Vena-cava-Syndrom: Symptome

Es gibt beim Vena-cava-Syndrom Symptome, die du gut zuordnen und denen du schnell entgegenwirken kannst. Der Körper reagiert auf die abgeklemmte Hohlvene mit verschiedenen Mechanismen. Die Symptome sind:

  • plötzlicher Blutdruckabfall
  • Schwindel
  • Kalter Schweiß
  • Übelkeit
  • Kaltes Gefühl im Nacken
  • Blässe
  • Ohnmachtsanfall (in schweren, seltenen Fällen)
  • Herzrasen
  • Atemnot

Was hilft beim Vena-cava-Syndrom: Behandlung

Sobald du diese Symptome des Vena-cava-Syndroms bemerkst, solltest du sofort reagieren und die Hohlvene entlasten. In vielen Fällen genügt das bloße Aufsetzen in eine aufrechte Position oder das Drehen auf die linke Seite. Außerdem kann es helfen, ein Kissen unter die rechte Hüfte zu legen, um den Blutstrom zum Herzen zu erleichtern.

Wirkt die Umlagerung nicht und kommt es zu einem Herz-Kreislauf-Schock, muss allerdings sofort ein Notarzt kontaktiert werden. Im Krankenhaus wird der Kreislauf der Mutter stabilisiert und das Kind untersucht. Durch die Kardiotokografie (CTG) wird der Herzschlag des Kindes aufgezeichnet. Sollte die Durchblutung zu lange unterbrochen worden sein und so lebensgefährliche Auswirkungen auf das Baby gehabt haben, muss sofort ein Kaiserschnitt vorgenommen werden.

Linkslage bei Schwangeren

Schwangere sollten immer auf der linken Seite schlafen und in späteren Trimestern eine rechte Seitenlage oder die Rückenlage auf der Couch vermeiden – aber warum ist das eigentlich so? Eine Studie der Universität Auckland hat im Schlaflabor die ungeborenen Babys per Infrarotkamera gefilmt. Dabei fanden sie heraus, dass sich Babys, deren Mütter auf der rechten Seite oder in Rückenlage schliefen, weniger bewegten und eine niedrigere Herzrate hatten. Die Forscher kamen zu dem Schluss, dass sich das auf die verringerte Sauerstoffzufuhr der Babys zurückführen ließe.

Dass die Rückenlage gerade im dritten Trimester eine große Rolle für die kindliche Gesundheit spielt, ist in der Medizin schon länger bekannt: So ist laut einer neuseeländischen Studie das Risiko einer Totgeburt um das zweieinhalbfache erhöht, wenn die Mutter in Rückenlage schläft.

Vena-cava-Syndrom: Wie kann ich vorbeugen?

Schwangere Frauen im letzten Trimester (ab der 28. Schwangerschaftswoche) sollten längere flache Rückenlagen vermeiden. Oft werden Patientinnen auf die linke Seite gedreht, dadurch verlagert sich die Gebärmutter weg von der unteren Hohlvene, die leicht in der rechten Körperhälfte verläuft. Manchmal wird zusätzlich die rechte Hüfte angehoben und ein Kissen oder ähnliches untergelegt. Auf diese Weise kann das Blut leichter zum Herzen zurückströmen.

Leider gibt es keine sichere Methode dem Vena-cava-Syndrom hundertprozentig vorzubeugen. Du kannst regelmäßig deine Liegeposition ändern und vorwiegend in der linken Seitenlage liegen. Schwangere liegen meist intuitiv auf dieser Seite. Dadurch kannst du nicht nur besser der Kreislaufstörung vorbeugen, sondern dadurch liegt auch das Kind in einem etwas günstigeren Winkel zum Beckeneingang.

Die Seitenlage wird allerdings angenehmer, wenn du ein kleines Kissen unter deinen Babybauch legst und ihn damit entlastet. Ein Stillkissen längs vor dein Bein legen funktioniert auch. Das andere Bein kannst du nun etwas vorschieben und auf dem Kissen ablegen.

Solltest du trotzdem lieber auf dem Rücken liegen, solltest du mit deinem Oberkörper leicht erhöht liegen.

Wie gefährlich ist das Vena-cava-Syndrom?

Meist ist das Vena-Cava-Syndrom nicht gefährlich. Sobald du merkst, dass du Kreislaufprobleme bekommst, solltest du dich aufsetzen oder auf die rechte Seite drehen. Allerdings kann es gerade beim Schlafen dazu kommen, dass du die Symptome nicht bemerkst – daher ist es wichtig, mit Kissen und Decken einer linksseitigen Schlafposition vorzubeugen, um Gefahren für dich und deinem Baby zu vermeiden.

Gefahren für die Mutter

Entlastest du trotz Symptomen die Hohlvene nicht, kann es im schlimmsten Fall zu einem Kreislaufschock kommen, der Mutter und Kind in Lebensgefahr bringen kann. Außerdem besteht die Gefahr einer Ohnmacht, bei der die Mutter an ihrer Zunge oder Erbrochenem ersticken kann. Allerdings ist das Risiko dafür relativ gering.

Gefahren für das Kind

Mutter und Kind sind durch die Nabelschnur und über den mütterlichen Blutkreislauf miteinander verbunden. In der Schwangerschaft wird es im Bauch über das mütterliche Blut über die Plazenta mit Sauerstoff versorgt. Das Baby ist also ebenfalls auf die Funktion der unteren Hohlvene angewiesen. Folglich wirkt sich auch das Vena-cava-Syndrom direkt auf das Kind aus. Der plötzliche Blutdruckabfall kann eine Durchblutungsstörung der Plazenta verursachen, mit der Folge, dass die Herztöne des Kindes langsamer werden und im schlimmsten Fall ein Notkaiserschnitt durchgeführt werden muss.

Doch die Kreislaufstörung ist nur in den extremsten Fällen für beide lebensbedrohlich. Die Beschwerden lassen sich meist rasch beheben.

Quellen

Top