Dass die Einnahme von Folsäure in der Schwangerschaft Fehlbildungen von Kinder verhindern kann, gilt noch immer als bahnbrechende Entdeckung. Ein Team aus Wissenschaftlern des Victor Chang Cardiac Research Institute in Sydney will nun eine ähnlich spektakuläre Entdeckung gemacht haben: Vitamin B3 als Mittel gegen Fehlbildungen.
Gendefekt als Ursache für Vitamin B3-Mangel
Die australischen Wissenschaftler stellten in einer Studie fest, dass eine Hauptursache für Fehlbildungen ein Mangel des Coenzyms Nicotinamid-Adenin-Dinukleotid (NAD) ist. Dieses Enzym ist unter anderem wichtig für die Bildung von Organen und somit besonders im 1. Trimester der Schwangerschaft entscheidend, da hier die Organe des Embryos gebildet werden. Mit Hilfe von vier nicht verwandten Familien entdeckten die Forscher einen Zusammenhang zwischen einem bestimmten Gendefekt und vom Körper unzureichend produzierten Mengen an NAD.
NAD kann jedoch auch über die Nahrung aufgenommen werden – und zwar in Form von Vitamin B3, einer Art Vorstufe von NAD. Vitamin B3 steckt in tierischen Produkten wie Fleisch, Eier, Käse und Fisch. Auch Pflanzen enthalten Vitamin B3, jedoch kann der Körper dieses nicht so gut verstoffwechseln wie das aus tierischen Produkten. Auch kann das Vitamin über ein entsprechendes Nahrungsergänzungsmittel aufgenommen werden.
Folsäure in der Schwangerschaft
Wissenschaftler sind optimistisch aber auch vorsichtig
Versuche mit schwangeren Mäusen konnten bereits den positiven Effekt von Vitamin B3 belegen: Bei den Mäusen wurde das NAD-produzierende Gen ausgeschaltet. Anschließend wurde den Tieren eine regelmäßige Dosis an Vitamin B3 zugeführt, die Fehlgeburten sowie Geburtsfehler verhinderten.
Nun seien weitere Untersuchungen nötig, um herauszufinden, ob die gleichen Effekte auch bei schwangeren Frauen durch eine Einnahme von Vitamin B3 in der Frühschwangerschaft (1. Trimester) erzielt werden können, so Genforscher David Amor des Royal Children’s Hospital in Melbourne.
Auch die Australian Medical Association (AMA) äußerte sich positiv zu der Entdeckung, fügte aber hinzu, dass es noch etwas verfrüht sei, um diese Entdeckung mit den positiven Auswirkungen von Folsäure in der Frühschwangerschaft zu vergleichen.