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Wassergeburt: Ablauf
Bei einer Wassergeburt entbindest du dein Kind im Wasser beziehungsweise unter Wasser.
Sobald die Eröffnungswehen einsetzen, steigst du in eine spezielle Geburtswanne. Diese Wannen sind viel breiter und höher als eine normale Badewanne, sodass du darin genug Bewegungsfreiheit hast. Das Wasser in der Wanne ist auf etwa 32 bis 37,5 Grad geheizt.
Du kannst in der Wanne hocken, sitzen oder liegen: Bei einer Wassergeburt kannst du die Geburtsposition jederzeit wechseln, je nachdem, wie du es gerade für angenehm empfindest.
Wasser und Land im Wechsel
Du wirst aber nicht die ganze Zeit in der Wanne bleiben. Anfangs vielleicht mal eine Stunde zur Entspannung. Danach gibt es wieder eine Phase „an Land“ – und so weiter. Erst in der Schlussphase der Geburt wirst du endgültig im Wasser beziehungsweise in der Geburtswanne bleiben.
Tipp der Hebamme: Stuhlgang während der Geburt ist nicht ungewöhnlich. Vor einer Wassergeburt ist ein Einlauf daher durchaus empfehlenswert, um eine Verunreinigung des Wassers zu verhindern.
Um dich beim Pressen zu unterstützen haben die Wannen meist auch Handgriffe, an denen du dich festhalten kannst und Fußtritte, gegen die du dich stützen kannst. Viele Kliniken haben auch noch ein Tuch über der Wanne hängen, an dem man sich festhalten kann.
Bei einer Wassergeburt bist du natürlich nicht alleine. Deine Entbindung wird die ganze Zeit überwacht und auch die Herztöne deines Babys können trotz Wanne gemessen werden (hierfür wird ein spezielles CTG mit wasserfesten Saugknöpfen benutzt). In einer geschulten Umgebung bist du also auch medizinisch gut versorgt.
Wassergeburt: Video aus einem Geburtshaus
Wie eine Wassergeburt in der Praxis aussehen kann, siehst du in diesem Video der Geburtsfotografin Laura Paulescu von crownedphotography.com. Die Schwangere entbindet hier allerdings in einem Geburtshaus und nicht in der Klinik:
Ist eine Wassergeburt schmerzfreier?
Vor allem Hebammen betonen immer wieder die Vorteile einer Wassergeburt. Sie kann sogar als schmerzfreier empfunden werden.
„Mit einem Wannenbad verbinden wir generell Entspannung und Wohlbefinden. Die leichte Schwerelosigkeit sorgt dafür, dass man sich leichter bewegen kann. Die Wärme des Wassers lockert die Muskulatur. Diese Faktoren zusammen können schmerzlindernd wirken“, erklärt Sandra Scheider, 1. Vorsitzende des Vereines HebaVaria g.e.V..
Bei einer Wassergeburt würden daher in vielen Kliniken weder Hebammen noch Arzt eingreifen es sei denn in einem Notfall. „Die Mutter kann ihr Baby also ganz allein gebären und in ihrem Tempo und dann ihr Baby auch als allererste aus dem Wasser heben“, so Scheider weiter.
Das zeigt auch folgende prospektiven Studie. Dafür wurden bei 12.103 spontanen Einlingsgeburten in Kopflage die Geburtsschmerzen sowie der Bedarf an Schmerzmitteln verglichen.
Die Autoren erklären, dass Wassergebärende die Geburt als signifikant weniger schmerzhaft beurteilten als Erstgebärende nach Bettgeburten. Auch wären seltener schmerstillende oder -lindernde Mittel notwendig gewesen.
Wassergeburt: Vorteile im Überblick
Ein großer und entscheidender Vorteil der Wassergeburt ist, dass viele Frauen die Wehen durch die Entspannung in der warmen Wanne als weniger schmerzhaft und kürzer empfinden.
Aber natürlich gibt es dafür keine Garantie: Jede Frau hat eine andere Schmerzgrenze und keine Geburt ist wie die andere. Allerdings kann die leichte Schwerelosigkeit im Wasser helfen, Gewebe und Muskeln zu lockern.
Vorteile einer Wassergeburt
- weniger Schmerzen
- oft kürzere Geburtsdauer
- geringeres Risiko für einen Dammriss
- leichter Positionswechsel während Wehen und Geburt
- Wasser wirkt in Wehenpausen entspannend
- weniger Geburtsstress für das Baby
- sanftere Übergangsphase für das Kind aus dem Mutterleib ins warme Wasser
Angst, dein Baby könnte ersticken, wenn es unter Wasser auf die Welt kommt, brauchst du im Übrigen nicht zu haben. Seinen ersten Luftzug holt es erst, wenn es aus dem Geburtsbecken gehoben wird – also wenn es zum ersten Mal an die Luft kommt.
Nachteile einer Geburt im Wasser
Wie schon erwähnt, bieten nicht alle Kliniken eine Wassergeburt an. Und das hat auch seine Gründe:
- Zum einen braucht es speziell geschultes Personal, um eine Wannengeburt zu betreuen.
- Zum anderen wird es als kritisch bewertet, dass Mutter und Kind in der Geburtswanne mit Blut und andere Körperflüssigkeiten in Kontakt kommen und das Infektionsrisiko daher höher sein kann. Allerdings gibt es dazu keine Studien, die das bestätigen oder widerlegen könnten. Wichtig ist, dass die Hygienestandards eingehalten werden.
- Kommt es während der Geburt im Wasser zu Komplikationen, die einen Not-Kaiserschnitt oder eine Zangengeburt notwendig machen, kann der Wechsel von der Wanne zum Bett zu lange dauern.
Keine PDA möglich
Wichtig ist auch zu wissen, dass bei einer Geburt im Wasser eine PDA gegen die Schmerzen nicht möglich ist – ebenso wie andere stärkere Schmerzmittel. Im Notfall solltest du noch selbstständig aus der Wanne steigen können.
Wann darf man keine Wassergeburt machen?
Nur wenn die Schwangerschaft ohne Komplikationen verlaufen ist, sollte eine Wassergeburt geplant werden. Von einer Geburt im Wasser ist abzuraten bei
- einer Frühgeburt. Die 37. SSW muss bereits überschritten sein
- Mehrlingsgeburten
- einer Schwangerschaftsvergiftung
- vorzeitigen Blutungen in der Schwangerschaft
- falscher Lage des Babys, zum Beispiel bei einer Steißlage
- bei einer bekannten Infektionskrankheit wie z. B. Hepatitis A oder B
Außerdem können sich im Laufe einer Geburt die Umstände ändern. Etwa, wenn die Herztöne des Babys auffällig sind oder das Fruchtwasser grün verfärbt ist.
Das passiert, wenn das Baby in der Gebärmutter Kindspech (Mekonium) ausgeschieden hat. Das wiederum ist ein Anzeichen für eine Stresssituation für das Kind und dass es schlechter mit Sauerstoff versorgt wird. Auch in solchen Fällen ist dann von einer Wassergeburt abzuraten, ergänzt Schneider.
Was passiert nach der Geburt im Wasser?
Nach einer Wassergeburt passiert mit deinem Baby das gleiche wie bei einer Geburt „an Land“. Dein Baby wird gereinigt, abgenabelt und überprüft.
Normalerweise darfst du auch noch einige Zeit nach der Geburt in der Wanne bleiben (außer es liegt medizinischer Handlungsbedarf vor). Meistens wirst du etwa zehn Minuten nach der Geburt abgeduscht und darfst dich dann in ein Bett legen. Dort wird dann die Nachgeburt abgewartet. Außerdem werden mögliche Geburtsverletzungen behandelt. In einigen Krankenhäusern kann die Nachgeburt auch im Geburtspool stattfinden.
Tipp für deine Wassergeburt
Wenn du eine Wassergeburt für dich in Betracht ziehst, informiere dich auch bei deiner Hebamme. Sie wird dir weitere Tipps geben können: zum Beispiel, in welchen Geburtsstationen eine Geburt in der Wanne überhaupt möglich ist.
Zwar bieten inzwischen immer mehr Kliniken eine Wassergeburt an, trotzdem solltest du explizit danach fragst, ob du dein Kind im Wasser gebären kannst. Oft werden die Geburtswannen nämlich nur während der Wehen zur Schmerzlinderung eingesetzt. Entbunden wird in den meisten Kliniken dann doch „an Land“.
Schau dir auch vor deiner Geburt gerne den Raum in deiner Geburtsklinik an – meistens steht die Geburtswanne in einem speziellen Raum. Er sollte angenehm und gemütlich für dich sein.