Wehen erkennen: Sind das echte Geburtswehen?

Kraftvolle Welle bricht
Wehen haben viel Kraft. So erkennst du sie
© Unsplash/ Jeremy Bishop

Jede Frau nimmt Wehen etwas anders wahr. Trotzdem gibt es ein paar eindeutige Anzeichen, woran du muttermundwirksame Wehen erkennen kannst. Lies hier, wie du unterschiedliche Wehen wie Senk-, Geburts- und Eröffnungswehen unterscheiden kannst, wie sich Wehen anfühlen und ab wann du ins Krankenhaus fahren solltest.

geprüft von Anja Stern und Marie Beinhauer, Hebammen

Das Wichtigste in Kürze

  • Wehen sind rhythmische Kontraktionen der Muskulatur der Gebärmutter. Sie treten vor, während und nach der Geburt auf.
  • Nur Geburtswehen öffnen den Muttermund. Sie leiten die Geburt ein. Sie werden in ihrer Intensität stärker, kommen regelmäßig in immer kürzer werdenden Abständen und halten länger an.
  • Kommen die Wehen seit 1-2 Stunden ungefähr alle 5-10 Minuten und sind so stark, dass du sie reflexartig veratmen musst, solltest du in die Klinik fahren.
  • Geburtswehen können sich wie starker Menstruationsschmerz anfühlen. Die Schmerzen beginnen im Kreuz und ziehen nach vorne.

Muttermundwirksame Wehen erkennen: wichtige Unterschiede

Medizinisch gesehen lassen sich sechs verschiedene Arten von Wehen erkennen und unterscheiden. 

  1. Schwangerschaftswehen
  2. Vorzeitige Wehen
  3. Vorwehen: dazu gehören Senkwehen/ Stellwehen
  4. Geburtswehen: dazu gehören Eröffnungswehen, Austreibungswehen, Presswehen und Nachgeburtswehen
  5. Nachwehen
  6. Stillwehen

Bereits ab der 34. SSW bis 36. SSW können Senkwehen auftreten. Viele Frauen spüren diese Wehen schon deutlich. Die Kontraktionen können regelmäßig kommen und vielleicht sogar schmerzhaft sein. Natürlich ist da die Sorge groß, solche Senkwehen mit den Geburtswehen zu verwechseln.

: Wehen ab der 20. SSW?

Tatsächlich sind die Unterschiede aber deutlich: Du wirst auch beim ersten Kind die muttermundwirksamen Wehen gut erkennen können. Senkwehen sind eine wichtige Vorbereitung auf die Geburt und helfen, dass Gebärmutter und Baby tiefer in das Becken sinken. Aber sie wirken – anders als echte Geburtswehen – noch nicht auf deinen Muttermund.

Wie erkenne ich Eröffnungswehen?

Frauen erkennen in den meisten Fällen die Zeichen der Geburt durch eine veränderte Wehenqualität. Eröffnungswehen sind deutlich als eine Art starker Menstruationsschmerz mit Ziehen im Rücken zu erkennen, der

  • zunehmend stärker wird,
  • länger anhält und
  • in regelmäßigen, aber immer kürzeren Abständen kommt.

Senk- und Geburtswehen unterscheiden

Der beste Trick ist Wärme, um diese muttermundwirksamen Wehen erkennen zu können. Während du bei Senkwehen/ Vorwehen die Schmerzen durch Wärme (etwa in der Badewanne) lindern kannst, kann das bei Geburtswehen genau das Gegenteil bewirken.

Diese Tabelle hilft dir dabei, Senk- und Geburtswehen zu unterscheiden:

Senkwehen/Vorwehen Geburtswehen/ Eröffnungswehen
3-4 Wochen vor dem errechneten Entbindungstermin rund um den errechneten Entbindungstermin
Wehen bringen das Baby in Geburtsposition;
schieben es tiefer ins Becken
Wehen läuten die Geburt ein;
sie sind muttermundwirksame Wehen, wirken direkt auf den Muttermund und öffnen ihn
unregelmäßig regelmäßige, sich zunehmend verkürzende Abstände
deutlich zu spüren aber meist nur mäßig schmerzhaft starker Menstruationsschmerz mit Ziehen im Rücken
wird zunehmend stärker und länger (etwa 25 – 60 sec.)
Abstand zwischen den Wehen mindestens 10 Min. Abstand zwischen den Wehen beträgt 5 – 10 Min.; wird immer kürzer
Schmerz lässt sich zwischen Nabel und Schambein lokalisieren Schmerzen beginnen im Kreuz und ziehen nach vorne
Wärme kann Schmerzen lindern Wehen können durch Wärme intensiver werden

Auch andere Nebeneffekte rund um die Geburt sind meist ein gutes Anzeichen, dass es bald losgeht. So können sich die Kontraktionen der Gebärmutter auf die Verdauung auswirken. Es kommt dann beispielsweise zu sehr weichem Stuhlgang oder leichtem Durchfall.

Was passiert, wenn ich Geburtswehen habe?

Echte Wehen: Wenn davon die Rede ist, sind muttermundwirksame Wehen gemeint. Die Geburtswehen lassen sich aber nochmals in verschiedene Wehenarten unterteilen:

  1. Eröffnungswehen: Sie machen 90 Prozent deiner Geburtswehen aus. Sie verkürzen den Gebärmutterhals und öffnen den Muttermund.
  2. Übergangswehen: Sie öffnen den Muttermund die letzten paar Zentimeter. Sie werden oft als besonders unangenehm empfunden. Erst wenn der Muttermund auf 10 Zentimeter geöffnet ist, wird das Baby auf die Welt kommen.
  3. Presswehen/ Austreibungswehen: Bei den Presswehen drückt der Kopf des Babys auf den Darm und die Frau verspürt deswegen den Drang zu pressen. Diese Phase kann 20 Minuten, eine Stunde und manchmal auch länger dauern.
  4. Nachgeburtswehen: Die Kontraktionen sind im Vergleich eher schmerzlos und haben die Aufgabe, die Plazenta von der Gebärmutterwand zu lösen. Mehr Infos dazu liest du hier: Nachgeburt, die letzte Phase der Geburt.

Jede Wehenart hat eine andere Aufgabe bei der Geburt. Was dich in welcher Geburtsphase erwartet, haben wir auch hier nochmal zusammengefasst:

: Wie läuft eine Geburt ab?

Was während der Geburt in deinem Körper passiert, hat uns die Hebamme Sandra Scheider in einem eindrucksvollen Video erklärt – nämlich mit einem Luftballon und einem Tischtennisball:

Was passiert im Körper bei der Geburt?

Wie fühlen sich Wehen an?

Eine große Angst, die Frauen bei der Geburt haben, sind die Schmerzen. Wie schmerzhaft du selbst die Kontraktionen empfinden wirst, hängt von deiner generellen Schmerzempfindlichkeit und vom aktuellen Grad deiner Entspannung ab. Versuche, statt dich zu verkrampfen, auch den Schmerz willkommen zu heißen: „Jede Wehe bringt mich meinem Kind näher!“ Die Wehen erkennen, sie willkommen heißen und sie als etwas Positives wahrzunehmen.

Aber wir wollen den Wehenschmerz gar nicht leugnen. Er ist wohl die intensivste körperliche Erfahrung, die du als Frau machen wirst.

Unsere Mama-Autorin Kristin hat für uns aufgeschrieben, wie sie die Geburtswehen wahrgenommen hat. Hier kommt ihre ungeschminkte Wahrheit auf die Frage:

: Erfahrungsbericht

Viele Frauen vergleichen Eröffnungswehen am Anfang noch mit einem intensiven Menstruationsschmerz. Du kannst die Wehen als Ziehen in der Leistengegend, im Rücken, im Kreuz- oder Steißbein spüren. Schnell wird das Ziehen intensiver, der Abstand zwischen den Kontraktionen kürzer und sie halten länger an (30 bis 60 Sekunden).

Franz Kainer und Annette Nolden schreiben in ihrem Schwangerschaftsratgeber „Das große Buch der Schwangerschaft“ über den Wehen-Abstand:

„Die Wehenfrequenz beginnt zunächst mit zwei bis drei Wehen in 30 Minuten. Im Verlauf der Eröffnungsphase erhöht sie sich dann langsam bis auf zwei bis drei Wehen in zehn Minuten.“

In der Austreibungsphase wird sich die Wehenqualität ein weiteres Mal ändern. Stell dich darauf ein, dass diese Phase besonders anstrengend wird. Die Wehen sind intensiv und die Wehenabstände kurz. Aber danach kannst du dein Baby endlich in den Händen halten: Gibt es eine bessere Motivationshilfe?

Auch wenn du dich ausführlich über Wehen informierst, am Ende wirst du sie erkennen und auf deine Weise erleben. Jede Schwangerschaft und jede Geburt ist anders. Versuche, dich nicht von den Horror-Geschichten anderer Mütter verrückt machen zu lassen. Die Erfahrung wird dich auf jeden Fall prägen – ob positiv oder negativ, das hast auch du ein Stück weit in der Hand.

Ich habe Wehen: Wann soll ich ins Krankenhaus?

Ganz wichtig: Keine Panik. Dein Baby wird nicht sofort auf die Welt kommen. Bei Erstgebärenden dauert die Geburt durchschnittlich zwölf bis 14 Stunden. Du hast also noch genügend Zeit für den Weg ins Krankenhaus.

Aber: Keine Geburt verläuft gleich. Daher solltest du dich nicht zu sehr auf konkrete Zeitangaben verlassen. Achte vor allem auf dein Bauchgefühl und welche Signale dir dein Körper sendet.

Als grobe Richtlinie kannst du diese Angaben nutzen: Du solltest dich auf den Weg zum Kreißsaal machen, wenn

… die Wehen über 1-2 Stunden in regelmäßigen Abständen auftreten und du dich zu Hause nicht mehr wohlfühlst.
… sie in der Intensität stärker und länger werden – bis zu 60 Sekunden.
… sie bei Wärme intensiver werden.
… du das Gefühl hast, die Wehe veratmen zu müssen.

Bei längerer Anfahrt solltest du dich gegebenenfalls schon etwas früher auf den Weg machen.

Bist du dir unsicher, ob du Wehen erkennen kannst und ob es jetzt wirklich los geht, kontaktiere deine Hebamme. Sie hat dich in deiner Schwangerschaft begleitet und kann aufgrund ihrer Erfahrung die Situation gut einschätzen.

Was tun beim Blasensprung?

In den meisten Fällen platzt die Fruchtblase erst während der Eröffnungswehen. Passiert das noch bevor du die Wehen erkennen kannst, sprechen Ärzte und Hebammen von einem vorzeitigen Blasensprung. Das ist kein unmittelbares Risiko für dein Kind, aber du solltest jetzt trotzdem ins Krankenhaus fahren. Setzen die Geburtswehen nach 24 Stunden nicht von selbst ein, werden die Ärzte die Geburt einleiten.

Was tun, wenn Wehen zu früh einsetzen?

Sofort reagieren solltest du, wenn du mehr als drei Mal in der Stunde deutliche Kontraktionen spürst, obwohl der errechnete Geburtstermin eigentlich noch mehrere Wochen entfernt liegt. Dabei könnte es sich um vorzeitige Wehen handeln – eine Frühgeburt droht. Es gibt jedoch gute Behandlungsmöglichkeiten, um die Gebärmutter wieder zu beruhigen und die Schwangerschaft aufrecht zu erhalten.

Weitere Gründe sofort in die Klinik zu fahren:

vaginale Blutungen (auch leichte Schmierblutungen)
deutlich weniger Kindsbewegungen
plötzliche Schmerzen zusätzlich zu den Wehen
Abgang von Flüssigkeit aus der Scheide (möglicher Blasensprung)
plötzliches Fieber
vorzeitiger Abgang des Schleimpfropfs
Augenflimmern
Übelkeit
Schwindelanfälle
erhöhter Blutdruck

„Auch wenn keine Symptome vorliegen sollte jede Schwangere immer auf ihr Bauchgefühl hören und sich ärztlich vorstellen, wenn sie sich unwohl fühlt“, ergänzen die Hebammen Anja & Marie von dem Blog hallohebamme.de.

Kann ich die Wehen fördern?

Welche Faktoren genau die Geburt auslösen, ist nach wie vor wissenschaftlich nicht eindeutig geklärt. Es ist eine Art geheime Absprache zwischen Mutter und Baby: Ist das Kind bereit, schüttet der mütterliche Körper den Botenstoff Oxytocin aus, der die Wehen auslöst.

Je näher der Geburtstermin rückt, desto anstrengender wird allerdings jeder Tag. Da wird so ziemlich jede Mama ungeduldig. Und die Idee, die Geburt etwas anzukurbeln, klingt verlockend. Hat dein Arzt oder deine Hebamme keine Bedenken, gibt es einige sanfte Hausmittel, die Wehen fördern können. In diesem Artikel geben die Hebammen Anja Stern und Marie Beinhauer die besten Tipps um dem Baby sanft auf die Sprünge zu helfen:

: Was löst die Geburt aus?

Droht noch keine Übertragung (gilt ab Vollendung der 42. SSW) und sehen Ärzt:innen keinen Handlungsbedarf, ist es trotzdem das Beste für dein Baby, du hast Geduld. Renate Egelkraut, Landesvorsitzende des Hebammenverbandes Nordrhein-Westfalen, mahnt zur Geduld:

„Manche Tiere haben eine auf den Tag vorhersagbare Tragzeit. Aber der Homo sapiens ist kein exakt gebärendes Wesen.“

Methoden, um Wehenschmerzen zu lindern

Man sollte sich nichts vormachen: Schmerzfrei wird kaum ein Kind geboren. Es gibt aber verschiedene Methoden, wie der Arzt und du selbst Wehenschmerzen lindern können. Das effizienteste Medikament gegen Geburtsschmerzen ist eine Periduralanästhesie (PDA), bei der der Arzt über einen Katheter ein schmerzstillendes Medikament injiziert. Hier findest du einen großen Überblick, wie genau eine PDA abläuft und was du dabei beachten solltest.

Zusätzlich oder alternativ zu Medikamenten gibt es einige Methoden, die dir bei den Schmerzen während der Wehenphase helfen können:

  1. Entspannungstechniken (Atemtechniken, Yoga o.a.)
  2. Baden
  3. Bewegung
  4. Eine andere Geburtspositionen versuchen
  5. Kalte/ warme Wickel (was angenehmer ist)
  6. Sitzen auf einem Gymnastikball

Seit einigen Jahren gibt es auch den Trend des “Hypnobirthing”, der eine schmerzfreie Geburt durch Selbsthypnose verspricht. Was es mit dem Trend auf sich hat, ob er bei Wehenschmerzen helfen kann und was Hebammen und Ärzte dazu sagen liest du hier.

: kann das funktionieren?

FAQs zum Thema Wehen erkennen

Wie beginnen Wehen?

Wo spürt man Wehen?

Wie lange dauert eine Wehe?

Abstand zwischen den Wehen?

Ab welchem Wehenabstand sollte man ins Krankenhaus?

Wie merke ich dass ich Vorwehen habe?

In welchem Abstand kommen die ersten Wehen?

Wann hat man Vorwehen?

Wie lange dauert die Eröffnungsphase?

Wie lange kann man mit Wehen zu Hause bleiben?

Quellen