Zahnschmerzen in der Schwangerschaft: Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten

vonConnie Gräf-Adams | freie Autorin
Frau mit Zahnschmerzen in de Schwangerschaft
Warum haben Schwangere häufiger Zahnprobleme?
© Pexels / Karolina Grabowska

Zahnerkrankungen und Entzündungen im Mundraum machen uns ohnehin schwer zu schaffen. Für werdende Mütter können sie doppelt belastend sein: In der Schwangerschaft kommt es häufiger zu Zahnproblemen, wie Blutungen oder Zahnfleischentzündungen. Zudem gibt es bei zahnmedizinischen Behandlungen gewisse Einschränkungen.

Warum sind schwangere Frauen häufiger von Zahnproblemen betroffen?

„Jedes Kind kostet einen Zahn“ besagt ein altes Sprichwort. Dank des zahnmedizinischen Fortschritts ist ein Zahnverlust in der Schwangerschaft heute glücklicherweise nicht mehr die Regel. Dennoch kann sich die Schwangerschaft negativ auf die Zahn- und Mundgesundheit von Frauen auswirken:

  • Aufgrund der Hormonumstellung wird das Zahnfleisch stärker durchblutet und schwillt an. Das fördert Zahnfleischbluten und Zahnfleischentzündungen.
  • In der Schwangerschaft verändert sich der Speichel. Der niedrigere Kalzium- und Phosphatgehalt vermindert die Remineralisierung der Zähne.
  • Bei häufigem Erbrechen im ersten Schwangerschaftstrimester gelangt Magensäure in den Mundraum, die den Zahnschmelz angreift.

Veränderungen der Ernährungsgewohnheiten in der Schwangerschaft können ebenfalls zur vermehrten Ansiedlung von Bakterien und der Entstehung krankhafter Prozesse im Mundraum beitragen.

Typische Zahnprobleme in der Schwangerschaft: Zahnfleischentzündung und -blutungen

Häufig treten Zahnfleischentzündungen in der Schwangerschaft auf. Wissenschaftlichen Untersuchungen zufolge sind 60 bis 75 Prozent der werdenden Mütter von der sogenannten Schwangerschaftsgingivitis betroffen, die sich anfänglich mit Schwellungen und Rötungen des Zahnfleischs sowie Zahnfleischbluten beim Zähneputzen äußert.

Bleibt die Gingivitis unbehandelt, kann sie sich leicht auf das Zahnbett ausbreiten und eine Parodontitis verursachen. In der Folge können sich die Zähne lockern und schlimmstenfalls sogar ausfallen.

Höheres Risiko für Karies in der Schwangerschaft

Die vermehrte Bildung von Plaque, einem Biofilm aus Speiseresten, Speichel und Bakterien, kann die Zahnoberflächen schädigen und Karies verursachen. Begünstigt wird das Geschehen noch zusätzlich, wenn Schwangere zwischendurch häufiger essen und verstärkt Heißhunger auf Süßes haben.

Zucker wird von den Bakterien im Zahnbelag in Säure verwandelt, die den schützenden Zahnschmelz angreift und zur Demineralisierung der Zähne führt. Die Zähne werden schmerzempfindlicher, bei längerer Einwirkung der Säuren kann ein Loch im Zahn entstehen.

Welche Risiken bestehen bei Schwangerschaftsgingivitis und Karies für das Kind?

Gelangen bei einer Schwangerschaftsgingivitis und einer nachfolgenden Parodontitis Bakterien in den Blutkreislauf, können die Schädlinge über die Plazenta auf das Kind übergehen. Dadurch besteht ein erhöhtes Risiko für Früh- und Fehlgeburten. Wissenschaftler sehen zudem einen Zusammenhang mit Wachstumsstörungen beim ungeborenen Kind.

Später können die Kariesbakterien der Mutter – beispielsweise durch Ablecken des Schnullers – leicht auf das Neugeborene übertragen und können eine frühkindliche Karies begünstigen. Auch deshalb solltest du immer darauf achten, die Schnuller auszukochen.

Wann bei Zahnschmerzen in der Schwangerschaft zum Zahnarzt?

Auch für Schwangere gilt: Bei akuten Zahnschmerzen und ersten Anzeichen für Entzündungen im Mundraum sollte man sofort zum Zahnarzt gehen, damit Erkrankungen frühzeitig erkannt und behandelt werden.

Bei einer beginnenden Gingivitis, die sich durch Zahnfleischbluten in der Schwangerschaft äußern kann, genügt häufig eine professionelle Zahnreinigung, bei der bakterielle Beläge auf Zahnoberflächen, in Zahnzwischenräumen und Zahnfleischtaschen gründlich entfernt werden. Sollte bei Karies gebohrt werden müssen, muss man in der Schwangerschaft nicht auf eine örtliche Betäubung verzichten. Zum Einsatz kommen spezielle Mittel, die für Mutter und Kind unschädlich sind.

Eine Besonderheit besteht für Schwangere hinsichtlich der Füllungen: Während die gesetzliche Krankenkasse im Seitenzahnbereich normalerweise nur Amalgam-Füllungen bezahlt, darf dieser Füllstoff bei Schwangeren nicht verwendet werden. Die Kasse übernimmt in diesem Fall die Kosten für die hochwertigere Füllung.

Von tiefgreifenden Behandlungen wie z.B. einer Wurzelbehandlung ist in der Schwangerschaft abzusehen. Lassen sich bestimmte Eingriffe nicht vermeiden, sollten diese im zweiten Schwangerschaftstrimester vorgenommen werden. Röntgenaufnahmen werden – vor allem im ersten Drittel – nur im Notfall gemacht.

Sind bei akuten Zahnschmerzen in der Schwangerschaft Schmerzmittel erlaubt?

Wie zuvor beschrieben sollten sich Schwangere bei Zahnproblemen aller Art unverzüglich in zahnmedizinische Behandlung begeben. Die Einnahme von schmerzlindernden Medikamenten sollte grundsätzlich mit dem Zahnarzt abgesprochen werden.

Vorsicht ist geboten bei der Anwendung von Gewürznelken oder Nelkenöl, beliebte Hausmittel zur Linderung von Zahnschmerzen. In der Schwangerschaft können die Inhaltsstoffe wehenfördernd wirken.

Bei Zahnfleischbluten und Entzündungen am Zahnfleisch können Mundspülungen mit Kamillentee oder warmem Salzwasser für Linderung sorgen. Die Anwendung eines kosmetischen Mundwassers oder einer medizinischen Mundspüllösung ist hingegen nur bedingt empfehlenswert, je nach Produkt können kritische Substanzen enthalten sein. Deshalb auch hier den Rat des Zahnarztes einholen.

: Darf ich das nehmen?

Wie kann man Zahnproblemen in der Schwangerschaft vorbeugen?

Damit es erst gar nicht zu Zahnfleischentzündungen und Karies kommt, sollte man sich bei einem Kinderwunsch vorab zum Zahnarzt begeben und alle notwendigen Behandlungen schon vor der Schwangerschaft vornehmen lassen.

Auch während der Schwangerschaft kann man einiges in Sachen Zahngesundheit tun:

  • Zahnärzte empfehlen zwei Vorsorgeuntersuchungen: Eine zu Beginn der Schwangerschaft und eine gegen Ende. Dabei mindestens einmal eine professionelle Zahnreinigung durchführen lassen.
  • Eine sorgfältige Zahnpflege und Mundhygiene ist jetzt wichtiger denn je: Zweimal täglich oder besser nach jeder Mahlzeit gründlich Zähneputzen. Zusätzlich die Zahnzwischenräume mit Zahnseide oder Interdentalbürstchen reinigen, zur Entfernung von bakteriellen Belägen auf der Zunge gibt es spezielle Zungenreiniger.
  • Das Zahnfleisch ist in der Schwangerschaft besonders empfindlich. Verwende deshalb eine Zahnbürste mit weichen Borsten, um Verletzungen zu vermeiden.
  • Um schädlichen Bakterien möglichst wenig Nahrung zu bieten, ist auf eine zuckerarme Ernährung zu achten.
  • Bei Erbrechen den Mund anschließend mit Wasser ausspülen und nach einer halben Stunde die Zähne putzen.

Quellen