Zangengeburt: Wenn das Kind nicht ohne Hilfe zur Welt kommen kann

Mutter hält ihr Neugeborenes im Arm
Wann ist eine Zangengeburt nötig?
©Bigstock/Natalia Deriabina

Eine Zangengeburt wird nötig, wenn die Geburt zu langsam voran geht oder gar ins Stocken gerät. Allerdings wird die Geburtszange nur in seltenen Fällen eingesetzt. Wie sie abläuft und was das für dich und dein Kind bedeutet, erfährst du hier.

In diesem Artikel:

Was ist eine Zangengeburt?

Bei der Zangengeburt (Forzepsentbindung) wird das Baby mit Hilfe einer Geburtszange auf die Welt gebracht. Diese besteht aus zwei löffelartigen Metallblättern. Dein Arzt legt die Zange rechts und links an den Babykopf an. Nun kann das Kind von einer Presswehe unterstützt auf die Welt geholt werden. Reicht eine Wehe nicht aus, wird die nächste abgewartet, bevor weitergezogen wird. Bei einer Geburt ohne Komplikationen dreht sich das Baby, unterstützt von den Wehen, durch den Geburtskanal. Bei einer Zangengeburt nimmt der Geburtshelfer diese Drehung vor. Wenn der Kopf des Kindes da ist, ist die Zange nicht mehr nötig. Der Körper des Kindes wird ohne Hilfe geboren.

Zangengeburten sind sehr selten. Laut dem statistischen Bundesamt wurden 2017 gerade einmal 0,4 Prozent aller Babys mithilfe der Geburtszange geboren.

Wann ist eine Zangengeburt nötig?

Eine Zangengeburt wird dein Arzt zum Beispiel vornehmen, wenn die Geburt schon sehr lange dauert und du dadurch zu stark erschöpft bist. Auch bei zu schwachen Presswehen oder wenn Schwierigkeiten für das Kind bestehen, kann dein Arzt sich für eine Zangengeburt entscheiden. Das gilt beispielsweise für einen Sauerstoffmangel, der anhand des CTG (misst deine Wehen und die Herztätigkeit deines Kindes) festgestellt werden kann. Eine vollständige Unterbrechung der Sauerstoffversorgung kann das Kind nur wenige Minuten überstehen, ohne Langzeitschäden davon zu tragen. Deswegen ist ein schnelles Eingreifen hier wichtig.

Die Geburtszange eingesetzt wird nur eingesetzt, wenn dein Unterkörper betäubt ist. Entweder durch eine bereits vorhandene PDA oder über eine lokale Nervenblockade, die den Hauptnerv von Scheide, Damm und Beckenboden betäubt.

Nach der Zangengeburt wird die Mutter gründlich untersucht, um mögliche Geburtsverletzungen erkennen zu können und zu diese zu versorgen.

Zangengeburt: Voraussetzungen

Eine Zangengeburt kann allerdings nicht immer durchgeführt werden. Sie ist nur möglich, wenn

  • der Muttermund vollständig geöffnet ist
  • der Beckenausgang nicht zu eng ist
  • der Blasensprung bereits erfolgt ist
  • der Kopf des Kindes gut erreichbar ist – in Steißlage ist keine Zangenentbindung möglich

Gibt es bei der Zangengeburt Risiken?

Komplikationen sind bei der Zangengeburt tatsächlich eher selten, treten aber häufiger auf als bei der Saugglockenentbindung. Es kann bei dir zu leichten Rissverletzungen in der Scheide und am Damm kommen. Um solche Verletzungen zu vermeiden, wird deswegen meistens ein Dammschnitt vorgenommen.

Beim Kind kann es sein, dass es durch den Druck der Metalllöffel zu Hautabschürfungen oder einem Bluterguss am Kopf kommt. Diese Verletzungen sind aber prinzipiell kein Grund zur Sorge – sie verheilen sehr schnell und ohne Folgeschäden. Dass sich eine Zangengeburt langfristig auf die Kopfform des Kindes auswirkt, ist übrigens ein Irrglaube. Eine eventuelle Veränderung der Kopfform bildet sich ebenfalls mit der Zeit von selbst zurück.

Zangengeburt: Welche Alternativen gibt es?

Wenn die Geburt ins Stocken gerät, kann alternativ zur Geburtszange auch eine Saugglocke zum Einsatz kommen. Mehr Informationen zur Saugglockengeburt findest in diesem Artikel: Saugglockengeburt.

Welches der beiden Instrumente schlussendlich verwendet wird, hängt von dem behandelnden Arzt und seiner Erfahrung ab. Oftmals wird die Zangengeburt der Saugglockenentbindung vorgezogen, da sie im Notfall schneller durchgeführt werden kann. Da das Verletzungsrisiko hier jedoch höher ist, ist nicht nur mehr Erfahrung, sondern auch technisches Geschick vom Geburtshelfer gefragt.

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Quellen: 

  • Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: Saugglocken- und Zangengeburt, https://www.familienplanung.de/schwangerschaft/geburt/medizinische-eingriffe/saugglocken-und-zangengeburt/ (Abrufdatum: Juli 2019)
  • Kainer, Franz; Nolden, Annette : Das große Buch zur Schwangerschaft: Umfassender Rat für jede Woche, Gräfe Und Unzer, München 2018.
  • Von dem Hagen, Sandra: Zangengeburt & Saugglocken­entbindung,
    https://www.onmeda.de/geburt/zangengeburt.html (letzter Abruf: Juli 2019)
  • Statistisches Bundesamt: Krankenhausentbindungen 2017, https://www.destatis.de/DE/PresseService/Presse/Pressemitteilungen/2018/09/PD18_349_231.html (letzter Abruf: Juli 2019)