Fruchtwasser: Deine Fragen
Welche Aufgaben erfüllt Fruchtwasser?
Fruchtwasser schützt dein Baby vor Verletzungen und Infektionen während der Schwangerschaft. Auch für die Bildung der Organe sowie die Lungenreifung wird Fruchtwasser benötigt.
Wie viel Fruchtwasser ist normal?
Während der Schwangerschaft ändert sich die Menge an Fruchtwasser. In der Frühschwangerschaft befindet sich noch recht wenig Fruchtwasser in der Fruchtblase. In der 12. Schwangerschaftswoche sind es rund 50 Milliliter. In der 20. SSW fasst die Fruchtblase schon rund einen halben Liter. In der 36. SSW – also kurz vor der Geburt – umgeben etwa ein bis eineinhalb Liter Fruchtwasser dein Baby.
Wann nimmt die Fruchtwassermenge ab?
Nach der 36. SSW nimmt die Menge an Fruchtwasser langsam wieder ab – etwa um 100 Milliliter pro Woche.
Was bedeutet Oligohydramnion?
Wenn die Fruchtblase zu wenig Fruchtwasser für die aktuelle Schwangerschaftswoche enthält, spricht man von einer Oligohydramnie. (Zum Beispiel unter 500 Milliliter kurz vor der Geburt)
Zu wenig Fruchtwasser kann theoretisch in jedem Schwangerschaftsstadium auftreten. Bei drei bis fünf Prozent aller Schwangerschaften zeigt sich der Fruchtwassermangel im letzten Trimester.
Wie erkenne ich, dass ich zu wenig Fruchtwasser habe?
Erstmal vorweg: Du kannst nicht selbst feststellen, ob du eine Oligohydramnie hast.
Ob du zu wenig Fruchtwasser hast, kann nur dein Frauenarzt mit einer Ultraschalluntersuchung sowie einer Fruchtwassermessung erkennen.
Bemerkt dein Arzt zum Beispiel, dass du eine zu kleine Gebärmutter für deine aktuelle SSW hast oder kommen weniger Kindsbewegungen vor, kann das beim ihm den Verdacht auf eine Oligohydramnie auslösen.
Besteht der Verdacht auf einen Fruchtwassermangel, wird dein Arzt den Fruchtwasserindex messen:
Dabei wird die Gebärmutter bildlich in viel Teile geteilt. In jedem Quadranten wird vertikal das größte Fruchtwasserdepot gemessen und diese Ergebnisse zusammengezählt. Dieser Wert wird als Fruchtwasserindex bezeichnet.
Anhand einer Tabelle kann dein Arzt bestimmen, ob du zu viel oder zu wenig Fruchtwasser hast.
Ein Wert zwischen acht und 18 Zentimeter ist normal. Liegt der Wert darunter, liegt ein Oligohydramnion vor. Ist der Wert höher, spricht man von einem Polyhydramnion/ Hydramnion – also zu viel Fruchtwasser.
Ist eine Oligohydramnie bestätigt, wird dein Arzt dich im Detail darüber aufklären und das Wachstum und die Herzfrequenz deines Babys genauer überwachen. Wenn sich dein Baby normal entwickelt und auch keine organischen Fehlbildungen (zum Beispiel in der Feindiagnostik) gefunden werden, dann ist das ein gutes Zeichen. Außerdem wird deine Fruchtwassermenge in kürzeren Abständen überprüft.
Dein Arzt wird auch nach möglichen Ursachen für den Fruchtwassermangel suchen.
Warum habe ich zu wenig Fruchtwasser?
Ein Oligohydramnion kann unterschiedliche Ursachen haben. Oft hat der Fruchtwassermangel eher harmlose Gründe.
Geringe Trinkmenge
- Wenn du nicht genug trinkst kann das zu Fruchtwassermangel führen – hier wird dir dein Arzt empfehlen, einfach mehr Flüssigkeit zu dir zu nehmen.
Bestimmte Medikamente
- Die Inhaltsstoffe in Medikamenten wie ACE-Hemmern oder nichtsteroidalen Antirheumatika können die Fruchtwasserproduktion beeinflussen. Manchmal ist hier ein Medikamentenwechsel eine Option.
Blasensprung
- Wenn du nach einem Blasensprung Fruchtwasser verlierst, dann ist das auch erstmal nicht gefährlich. Je nachdem, in welcher Schwangerschaftswoche du bist, steht die Geburt vielleicht schon kurz bevor. Bei einem Blasensprung in einer frühen SSW (vor der 28 SSW) wirst du von deinem Arzt wahrscheinlich ein entzündungshemmendes Mittel bekommen, um die Lungenreife des Babys zu fördern.
Wie du einen Blasensprung erkennst und, was du dann tun solltest, liest du hier:
Schwangerschaftsverlauf
- Am Ende der Schwangerschaft nimmt die Fruchtwassermenge ganz natürlich ab. Ist das Baby nach dem errechneten Geburtstermin noch nicht geboren, dann spricht man von einer Übertragung (Schwangerschaft dauert 40 Wochen oder länger) – hier kann es zu einem Fruchtwassermangel kommen. Bei einer Übertragung wird mithilfe eines CTG und Ultraschall genau überprüft, wie es deinem Baby geht – ggf. wird die Geburt eingeleitet.
Funktionsstörung der Plazenta
- Wenn eine Funktionsstörung der Plazenta vorliegt, kann auch das ein Grund für den Fruchtwassermangel sein. Vor allem am Ende der Schwangerschaft kann die Plazenta verkalken und wird dann weniger durchblutet – die Folge: zu wenig Fruchtwasser.
Auch während der Schwangerschaft kann es durch Bluthochdruck, Präeklampsie, Diabetes oder Ähnlichem zu einer Plazentainsuffizienz kommen.
Erkrankungen des Fötus
Manchmal können auch Erkrankungen des Fötus für die Oligohydramnie verantwortlich sein:
Nierenerkrankungen
Fehlbildungen
Transfusionssyndrom bei Zwillingen
Was kann ich bei zu wenig Fruchtwasser tun?
Bei vielen Schwangeren hilft es schon, wenn sie mehr Flüssigkeit zu sich nehmen. Stellt dein Arzt beim nächsten Kontrolltermin fest, dass jetzt mehr Fruchtwasser vorhanden ist, solltest du einfach weiterhin darauf achten, genug zu trinken.
Wie geht der Arzt weiter vor?
Wenn der Flüssigkeitshaushalt nicht der Grund war, wieso du zu wenig Fruchtwasser hast, dann wird dein Arzt eine ursachenorientierte Behandlung beginnen.
Durch eine sogenannte Amnioninfusion kann der Fruchtwassermangel ausgeglichen werden. Hier wird eine lange, dünne Nadel über den Bauch in die Fruchtblase eingeführt. Die warme Infusion wird in die Fruchtblase gespritzt und dabei mit Ultraschall überprüft. Diese sogenannte Fruchtwasserauffüllung wird in bestimmten Abständen wiederholt – je nachdem, wie stark die Oligohydramnie ausgeprägt ist.
Hast du am Ende der Schwangerschaft zu wenig Fruchtwasser, untersucht dein Arzt dein Baby genau. Je nachdem, wie es deinem Baby geht, schlägt dein Arzt vielleicht eine Entbindung um die 36. oder 37. SSW vor. Wenn eine natürliche Geburt für den Fötus mit zu viel Stress verbunden wäre, kommt ein Kaiserschnitt zum Einsatz.
Welchen Folgen hat zu wenig Fruchtwasser auf das Ungeborene?
Genug Fruchtwasser ist wichtig für die Reifung deines Kindes. Deswegen sollte ein Oligohydramnion immer beobachten und ggf.behandelt werden. Wenn das Baby dauerhaft in zu wenig Fruchtwasser schwimmt, führt das – in seltenen Fällen zu schweren – Problemen:
- Wenn Frauen zu wenig Fruchtwasser haben, kann das Baby gequetscht werden.
Eine abgeflachte Nase oder andere Missbildungen der Extremitäten, sowie verformte Knochen können die Folge sein. - Der Fruchtwassermangel wirkt sich auf das Wachstum des Fötus. Das Kind ist bei der Geburt dann sehr klein.
- Die Lungenfunktion des Kindes wird durch das Atmen des Fruchtwassers stimuliert. Ist davon zu wenig vorhanden, kann es zu einer verlangsamten Lungenreife
Gegebenenfalls müssen vor der Geburt Medikamente gegeben werden, die die Reifung der Lunge anregen. - Bei zu wenig Fruchtwasser kann es bei der natürlichen Geburt eher zu einem Nabelschnurvorfall kommen – dann bekommt das Kind zu wenig Sauerstoff und Nährstoffe. Meistens ist dann ein Notkaiserschnitt notwendig.