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Zwillingsschwangerschaft

Neugeborene Zwillingen im Arm ihrer Mutter
©Twinshenanigans via Twenty20

Eine Zwillings- oder Mehrlingsschwangerschaft wird oft schon bei der ersten Ultraschalluntersuchung zwischen der neunten und der zwölften Woche festgestellt. Die meisten Eltern werden blass bei der Nachricht, dass der Storch besonders fleißig war und müssen erst einmal ganz tief Luft holen.

Zwei (oder mehr) Babys auf einen Streich zu bekommen, ist eine besondere Herausforderung für werdende Eltern. Bedeuten sie doch nicht nur doppeltes Glück, sondern auch mehr Arbeit, mehr Kosten, mehr Verantwortung… Doch ist der erste Schock erst einmal überwunden, stellt sich die Freude über den doppelten Kindersegen in aller Regel schnell ein.

Nur etwa eine von 85 Schwangerschaften ist eine Zwillingsschwangerschaft. Bei einer von 7.000 liegt eine Drillingsschwangerschaft vor und Vierlinge kommen sogar nur einmal unter 60.000 zustande. Die Wahrscheinlichkeit Zwillinge zu bekommen ist erhöht bei Frauen über 35 Jahren und wenn es in der Familie bereits Zwillingspärchen gibt. Durch vermehrte Hormonbehandlungen und künstliche Befruchtungen ist die Zahl der Mehrlingsschwangerschaften in den letzten Jahren gestiegen.

Eineiig oder zweieiig?

Nur 30 Prozent alle Zwillingspärchen sind eineiig, was auf einen Zufall bei der Zellteilung in den ersten Tagen nach der Befruchtung beruht. Eineiige Zwillinge haben identische Erbanlagen, sehen sich also sehr ähnlich, haben das gleiche Geschlecht und die gleiche Blutgruppe. Nur die Fingerabdrücke sind individuell verschieden. Je nachdem wann die Teilung in zwei Zellkerne erfolgt, entwickeln sich die Embryos in getrennten Fruchthöhlen oder in der selben. Auch können sie über je eine eigene oder eine gemeinsame Plazenta von der Mutter versorgt werden. Erfolgt die Teilung erst nach dem zwölften Tag, entstehen siamesische Zwillinge, eine Fehlbildung bei der die Föten miteinander verbunden bleiben.

Das Auftreten zweieiiger Zwillinge ist oft erblich bedingt. Hierbei werden beim Eisprung zwei Eizellen vom Eileiter aufgenommen und dann von den männlichen Samenzellen befruchtet. Diese Kinder können sich genauso stark voneinander unterscheiden, wie jedes andere Geschwisterpaar. Werden bei einer künstlichen Befruchtung mehrere befruchtete Eizellen eingesetzt, sind diese stets zweieiig. Mehrlingsschwangerschaften mit drei, vier oder mehr Babys können verschiedene Kombinationen aus eineiigen und zweieiigen Kindern aufweisen.

Die Spannung, ob es sich um ein- oder zweieiige Kinder handelt, bleibt übrigens bis zur Geburt. Es sei denn, Sie lassen während der Schwangerschaft eine Chromosomenanalyse machen.

Verlauf einer Mehrlingsschwangerschaft

Wenn eine Frau mehr als ein Baby erwartet, wird ihre Schwangerschaft als Risikoschwangerschaft eingestuft, da der Verlauf höhere Gefahren birgt und eine größere Belastung für die Mutter besteht. Mehrlinge sind bei der Geburt meist leichter und kommen früher auf die Welt. Je mehr Kinder, desto kürzer die durchschnittliche Schwangerschaftsdauer. Leider erhöht sich auch das Risiko für Wachstumsverzögerungen, Fehlbildungen und Fehlgeburten.

Bei der werdenden Mutter treten häufiger Beschwerden auf, wie beispielsweise Rückenschmerzen, Bluthochdruck, Verstopfungen, Blutarmut, Wassereinlagerungen, Luftnot usw. Auch deshalb wird die Schwangerschaft gründlich überwacht, bis zur 28. Woche finden 14-tägig Vorsorgeuntersuchungen statt, danach sogar wöchentlich. Es werden öfter Ultraschalluntersuchungen durchgeführt und auch die Geburt wird intensiver überwacht.

Die Geburt

Je länger die Schwangerschaft andauert, desto besser sind die Chancen für die Kinder. Durch die engmaschige Überwachung der Schwangeren überprüfen die Ärzte regelmäßig, ob sich alle Kinder gut entwickeln und entscheiden individuell, ob gegebenenfalls eine Geburtseinleitung nötig ist. Ab drei Kindern ist ein Kaiserschnitt unumgänglich. Zwillinge die gut entwickelt sind und günstig liegen, können oft problemlos vaginal entbunden werden. Generell wird dabei aber eine Periduralanästhesie empfohlen, falls nach der natürlichen Geburt des ersten Zwillings ein Kaiserschnitt für den zweiten erforderlich wird. Während der Entbindung ist im Kreißsaal bei einer Mehrlingsgeburt wesentlich mehr los, pro Kind stehen mindestens ein Geburtshelfer, eine Kinderkrankenschwester und ein Experte für Neugeborenenmedizin zur Verfügung. Durch die höhere Beanspruchung der Gebärmutter dauert die Rückbildung länger, als nach einer Schwangerschaft mit nur einem Baby.

Hilfe für Eltern von Mehrlingen

Ob Zwillinge, Drillinge oder mehr: Dieser vielfache Kindersegen stellt eine besondere Herausforderung für die Eltern dar. Durch die größere Belastung empfiehlt es sich, frühzeitig ein Netz aus Helfern aufzubauen, um die Eltern bei Hausarbeit, Einkauf oder Babysitting zu unterstützen.

Die Frist des Mutterschutzes verlängert sich: Sechs Wochen vor der Geburt und statt acht sogar zwölf Wochen nach der Entbindung bei Früh- oder Mehrlingsgeburten (übrigens gilt ein Neugeborenes juristisch gesehen als Frühgeburt, bei einem Geburtsgewicht unter 2500 Gramm). Erst nach dieser Zeit wird, wie auch sonst, das Elterngeld bezahlt. In der Elternzeit erhalten Mehrlingseltern meistens mehr Elterngeld. Die genaue Regelung ist auf dieser Seite erklärt. Gut so, wenn man bedenkt, wie viel mehr die Erstaustattung bei zwei oder mehr Kindern kostet. Im Rahmen der allgemeinen Schwangerschaftsberatung, z.B. bei Einrichtungen wie „Pro Familia“ oder der „Caritas“ erhalten Sie auch Informationen, ob und wo Sie evtl. zusätzliche Unterstützung für die Erstaustattung beantragen können.

Kindergeld bekommen Sie für jedes Kind einzeln: Derzeit 184 € für die ersten beiden, ab dem dritten 190 € und ab dem vierten Kind gibt es monatlich 215 €.

Zwei Babys – zwei eigene Persönlichkeiten

Auch wenn gleichangezogene Babys besonders süß anzuschauen sind, so sollten Sie doch versuchen Ihre Kinder von Anfang an als eigenständige Individuen zu sehen. Mit eigener Persönlichkeit, Charakter und individuellen Bedürfnissen. Spätestens wenn die Kinder älter werden, möchten sie sich oft von den Geschwistern unterschieden.

Natürlich gibt es auch bei der Erziehung Unterschiede. Meist ist ein Kind dominanter oder die Kleinen „verbünden“ sich gegen ihre Eltern. Es kann helfen sich mit anderen Mehrlingseltern in Selbsthilfegruppen oder Internetforen auszutauschen. Vielleicht bekommen Sie hier hilfreiche

Tipps und Ratschläge für den Alltag mir Zwillingen.

Und wie für alle Eltern gilt auch für Zwillingseltern: Verlieren Sie sich als Paar und Ihre eigenen Bedürfnisse nicht aus den Augen. Momente zu zweit oder alleine sind wichtig, auch wenn sie mit jedem Kind seltener werden. So können Sie sich dann wieder neu gestärkt und voll Energie dem Nachwuchs widmen und dieses ganz besondere Glück genießen, das ein doppelter oder dreifacher Kindersegen mit sich bringt.

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