„Manchmal verschwinden Kinder buchstäblich über Nacht“, sagt Shubha Murthi, Leiterin der SOS-Kinderdörfer in Asien. „Kinderhandel in Indien ist ein riesiges Problem. Die Jungen und Mädchen werden zur sexuellen Ausbeutung und als Kindersklaven für Betriebe, die Landwirtschaft oder Haushalte vermittelt“, so Murthi weiter.
Selten gelingt es, die Kinder zu befreien
„Die Kinder werden gekidnappt und vermarktet, in anderen Fällen mit falschen Versprechungen geködert: Es heißt, sie bekämen einen guten Job, Bildung und Wohlstand. Viele bezahlen die jahrelangen Gräuel im kommerziellen Sexgeschäft oder in der modernen Sklaverei mit ihrem Leben.“ So schildert Murthi die Geschäftspraktiken der Menschenhändler. Ein Großteil des Kinderhandels wird innerhalb des Landes abgewickelt, aber auch Kinder aus angrenzenden Ländern wie Nepal und Bangladesch werden an zahlungskräftige Inder verkauft. Indische Kinder wurden wiederum in Nachbarstaaten verschleppt.
Nur selten gelingt es den Behörden, das Verbrechen aufzudecken und die Kinder zu befreien. Manche dieser Kinder, deren Familien nicht mehr ausfindig gemacht werden können, bekommen in den SOS-Kinderdörfern ein neues Zuhause.

Foto: SOS-Archiv
Die große Armut ist die Ursache der Not
Die Ursachen für den Kinderhandel sieht Murthi unter anderem in der großen Armut, der die Menschen zu entkommen versuchen, in Gesetzeslücken, mangelnder Rechtssicherheit und der Diskriminierung und Benachteiligung ganzer Bevölkerungsgruppen. „Diese Menschen sind aufgrund von Not und Unwissenheit besonders gefährdet und zudem unzureichend geschützt“, sagt Murthi. Man kann das Problem nur mit umfassenden Lösungen in den Griff bekommen: „Bildung, soziales Bewusstsein und ein Ende der Diskriminierung sind hier die Schlüsselpunkte. Außerdem brauchen wir schärfere Gesetze!“
Die SOS-Kinderdörfer setzen sich seit Jahren mit einer Reihe von Maßnahmen gegen Kinderhandel in Indien ein, unter anderem durch Aufklärung und die SOS-Familienstärkung, die die Familien dabei unterstützt, Wege aus der Armut zu finden, ohne dass sie ihre Kinder weggeben müssen. So kannst du helfen.